Nach Brüggli-Aus

Zu viel Kritik: Zug kübelt Plan für neuen Campingplatz

Wird es nach dem Wegfall des TCS-Campings beim Brüggli wieder Platz für Wohnmobile in Zug geben? Das ist derzeit unklar. (Bild: Andreas Busslinger)

Mit dem Wegfall des Campingplatzes beim Brüggli klafft in Zug eine grosse Lücke im Campingangebot. Ein vom Stadtrat vorgeschlagener Standort ist inzwischen wieder gestrichen.

Note: ungenügend. Das ist das ungeschönte Fazit des Zuger Tourismuschefs Dominic Keller zum Zuger Campingangebot (zentralplus berichtete). Und das war, noch bevor der TCS-Campingplatz beim Brüggli schliessen musste. Zwar sollen Touristen beim Brüggli noch zelten können (zentralplus berichtete). Wer aber mit einem Bus oder Wohnmobil unterwegs ist, fährt sich in Zug bloss die Reifen ab – offiziell abstellen können sie ihr Gefährt nirgends. Und das, obwohl Camping boomt.

Ein unhaltbarer Zustand, wie die Gemeinderäte Patrick Steinle (ALG) und David Meyer (GLP) fanden. In einem Postulat forderten sie den Stadtrat auf, Optionen für neue Stellplätze für Wohnwagen und -mobile zu prüfen (zentralplus berichtete). Im Gegensatz zu einem voll ausgebauten Campingplatz bedarf ein Stellplatz nur einen Stromanschluss und eine kleine WC-Anlage.

Campingplatz im Quartier Im Rank? Zug ist dagegen

Die Stadt Zug nahm den Wink auf – und plante einen neuen Campingplatz im zukünftigen kommunalen Richtplan. Dies im Gebiet Lorzen nahe dem Abenteuerspielplatz Fröschenmatt.

Doch dieser ist bereits wieder Geschichte, noch bevor es konkrete Projekte dazu gab. Wie die Stadt in einer Antwort auf ein anderes Postulat schreibt, seien im Rahmen der öffentlichen Auflage mehr als 50 «teils sehr negative» Stellungnahmen zum möglichen Campingplatz eingeprasselt. Diese würden vor allem aus dem Quartier stammen, wie die Sekretärin des Baudepartements, Birgitt Siegrist, auf Anfrage schreibt.

Unter anderem wandten die Kritiker ein, dass sich ein Campingplatz schlecht mit dem Wohngebiet vertrage, insbesondere, da es ein Familienquartier mit vielen spielenden Kinder sei. Die Camperinnen würden die Privatsphäre der Anwohner beeinträchtigen. Zudem verursache ein Campingplatz Lärm: laute Unterhaltungen, Musik, Grillieren, Sport, Auf- und Abbau der Campingausrüstung, das Zu- und Wegfahren der Wohnmobile und Autos.

Anwohner wehrten sich massiv gegen Camping

Bereits jetzt empfänden die Quartierbewohner die Autofahrerinnen, die beim Brüggli und Fröschenmatt in der Suche nach einem Parkplatz herumfahren, als zu viel. Zumal der Verkehr die Sicherheit im Quartier beeinträchtige. Und: Die Lorzenebene solle ein Naherholungsgebiet und diese Wiese erhalten bleiben, fasst Siegrist zusammen. Generell befürwortet wurde der Standort in der Fröschenmatt nicht.

«Die eindeutigen Rückmeldungen haben den Stadtrat veranlasst, auf einen Standort für einen neuen Campingplatz zu verzichten und diesen aus dem kommunalen Richtplan zu streichen», heisst es in der Antwort des Stadtrats. Sprich: Weil dieser Standort für so viel Kritik sorgte, gibts jetzt gar keinen Campingplatz. Obwohl sich einzelne Personen bei der Auflage für einen alternativen Stadtzuger Camping- oder Stellplatz ausgesprochen hätten, so Siegrist.

Nun suche die Stadt Zug gemeinsam mit den anderen Seeanrainergemeinden einen Ersatzstandort. Wenn es denn einen Campingplatz geben soll, dann in einer anderen Gemeinde.

Campen neben Leichtathleten

Dies sehr zum Bedauern des Postulanten und Gemeinderats Patrick Steinle – auch wenn er den Entscheid verstehe, wie er auf Anfrage schreibt. «Im sowieso schon dicht bebauten Zug mit seinem teuren Boden einen eigentlichen Campingplatz neu zu errichten, war ein sehr ambitioniertes Ziel des Stadtrats.» Wie er vermutet, ginge das wohl nur im Choller, wenn die Stadt dort auf den Schiessstand verzichte. Den Stand könnte Zug mit einer Nachbargemeinde zusammenlegen. Doch auch hier vermutet Steinle viel Widerstand – weshalb er kaum Chancen für einen Campingplatz in Zug sehe.

Den von ihm und David Meyer vorgeschlagenen Stellplatz für Wohnmobile sehe er jedoch immer noch als realisierbar. Dazu brauche es keine Spezialzone, sondern nur einen gut gelegenen Parkplatz mit minimaler Infrastruktur.

Patrick Steinle sieht diesen Parkplatz als potenzielles temporäres Daheim für Camperinnen. (Bild: Screenshot: Google Maps)

Als möglichen Standort nennt er etwa den neu erstellten Parkplatz beim Brüggli ausserhalb der Badesaison (zentralplus berichtete). Oder den Parkplatz nördlich der Leichtathletikanlage. Sollte das neue Hallenbad an der Allmendstrasse gebaut werden, sollten sowieso alle Parkplätze an der Sportmeile in ein Parkhaus oder eine Tiefgarage verlegt werden, findet Steinle. Die verbleibenden Flächen könnte die Stadt Zug dann als Stellplatz nutzen. Ein weiterer Vorschlag: Verzögert sich ein Bauprojekt, sollen Reisende dort temporär parkieren können.

Aufgeben ist für die Gemeinderäte also keine Option. Sie versprechen, sich im Rahmen der Ortsplanungsrevision und auch sonst weiter für Campingmöglichkeiten einzusetzen. Bis dahin müssen Reisende mit ihrem Büssli wohl oder übel bis zum Ägerisee fahren, wenn sie ihre Ferien in Zug verbringen wollen.

Verwendete Quellen
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