Wie Luzerner Stadthotels im Winter über die Runden kommen
Im Sommer ist die Stadt Luzern eine Traumdestination für den internationalen Tourismus. Mit dem Winter sinkt das Interesse. Das machen Luzerner Stadthotels, damit die Zimmer nicht leer bleiben.
Dass der Winter hier ist, wissen Luzernerinnen spätestens seit dem Schneechaos von vergangener Woche (zentralplus berichtete). Was obenaus für die Skigebiete ein – zumindest kurzfristiger – Segen war, wird für manche Luzerner Stadthotels zur Herausforderung.
Denn so sehr die Stadt Luzern im Sommer zur Touristenhochburg wird (zentralplus berichtete), so schwierig wird es für Stadthotels, die Betten im Winter zu füllen.
Weiterlesen, sonst verpasst du:
wie Luzerner Stadthotels ausgelastet sind
woher die verschiedenen Gäste kommen
welche Rolle Anlässe in der Stadt spielen
«Im Winter ist die Nachfrage nach Übernachtungen in der Stadt Luzern deutlich tiefer als in den Sommermonaten», schreibt Ferry Wey. Er ist der Direktor vom Hotel Schlüssel am Franziskanerplatz sowie dem Boutique-Hotel Beau Séjour und der Villa Maria an der Haldenstrasse. Die Leitung im «Schlüssel» hat er nach einer Neueröffnung im vergangenen Juni übernommen.
In der Hochsaison von Mai bis Oktober ist die Stadt Luzern ein Hotspot und es gäbe entsprechend sehr viele Betten, um die Nachfrage zu decken. Im Umkehrschluss gibt es im Winter ein Überangebot an Übernachtungsmöglichkeiten und durch die geringere Nachfrage sinkt die Auslastung. Hinter den Betrieben stehen die umtriebigen Hoteliers Walter «Willy» Willimann und Manuel Berger (zentralplus berichtete).
Vor allem unter der Woche spürt Wey die tiefere Nachfrage in den Wintermonaten. Spiele der Wochentag im Frühling und Sommer keine Rolle, konzentrieren sich die Buchungen in der Winterzeit vor allem auf die Wochenenden.
Tiefere Preise für mehr Gäste
Wey beobachtet, dass in der Winterzeit vor allem einheimische Gäste und Businessleute in den drei Betrieben «Beau Séjour», «Schlüssel» und «Villa Maria» übernachten. Im Frühjahr und Sommer sind es mehrheitlich internationale Gäste aus den USA und Europa. Aufs ganze Jahr betrachtet machen Schweizer Gäste die Mehrheit der Gäste aus – was auch Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen (zentralplus berichtete).
Um in der Winterzeit für möglichst volle Häuser zu sorgen, schnürt das Team um Ferry Wey, Walter Willimann und Manuel Berger in den drei Betrieben verschiedene Angebote zu günstigeren Konditionen. Ausserdem plant es Veranstaltungen, wie etwa die dreiwöchige Literaturresidenz inklusive einer öffentlichen Lesung (zentralplus berichtete), bewusst auf das erste Quartal des Jahres.
Froh ist Ferry Wey auch über die verschiedenen winterlichen Anlässe, welche in der Stadt Luzern um die Weihnachtszeit herum stattfinden. Auch wenn sich diese nicht zwangsweise in den Buchungszahlen niederschlagen. Trotzdem steigern «Bemühungen dieser Art» die Attraktivität der Stadt als Destination. Ein Selbstläufer als Winterdestination ist die Stadt Luzern aber noch nicht. «Es ist wohl noch ein langer Weg, die Stadt Luzern insbesondere auf dem internationalen Markt als Winterdestination zu etablieren.»
Der Winter wird langsam beliebter
Dass der Winter ein härteres Pflaster ist, bestätigt auch Lars Güggi, Direktor vom Hotel Monopol. «Die Sommersaison lockt generell mehr Gäste an und bringt deshalb höhere Preise und höhere Margen.» Trotzdem verzeichnet das Vier-Sterne-Hotel direkt beim Bahnhof auch in der kalten Jahreszeit gute Zahlen.
November, Dezember, Januar, Februar und März seien zwar die «tiefe Saison», wie Güggi schreibt. Allerdings habe sich das gerade über die letzten 1,5 Jahre sehr stark gewandelt. «Unser Haus ist nun auch im April und November mit 80 Prozent ausgelastet.» Wohl auch, weil das Hotel die Preise in diesen Monaten stark senkt.
Keinen grossen Unterschied registriert der Direktor hingegen bei der Nationalität der Gäste. «Bei uns sind das ganzjährig die gleichen. Sehr international.» Die Hälfte aller Gäste stammen aus dem asiatischen Raum, rund 20 Prozent aus den USA.
Um im Winter trotzdem attraktiv zu belieben, halte man sich stark an die Angebote von Luzern Tourismus oder Schweiz Tourismus. Zwar bietet das Hotel Monopol selbst keine spezifischen Winterangebote an, vermittelt allerdings Gästen vor Ort verschiedene Ausflüge in die Region. Auch Anlässe wie das Lichterfest «Lilu» seien sehr wichtig für den «trüben Januar» und darum «auch mit ein Grund, wieso sie von uns als Luzern Hotels mitgetragen und initiiert wurden».
Kurz: «Geht es dem Tourismus in der Stadt Luzern gut, geht es uns sehr gut», so Güggi.
Auch der Luxussektor ist betroffen
Die möglichen Ausflüge in die Region und das generelle Wellness-, Kulinarik- und Kulturangebot in der Stadt Luzern sieht man auch beim Luxushotel Mandarin Oriental an der Haldenstrasse als grossen Vorteil für hiesige Betriebe. Auch während den Wintermonaten, wo die Belegung im Mandarin Oriental ebenfalls tiefer ist als in der Hochsaison.
Sprecherin Franziska Glünz sagt: Städte, insbesondere Luzern, würde im Winter häufig mit schlechtem Wetter assoziiert, «dabei gibt es ja auch in den Skigebieten Tage, an denen die Sonne wenig scheint». Ausserdem könne man dem Nebel «auch etwas Mystisches oder Romantisches abgewinnen und so die Stadt nochmal aus einem anderen Blickwinkel erleben».
Auch im Luxussektor machen Gäste aus der Schweiz und Europa in der kalten Saison den grössten Teil aus. «Wobei in den letzten Jahren das Interesse von Gästen aus Übersee an den Winter- und Herbstmonaten auch in städtischen Regionen gestiegen ist», schreibt Glünz.
Locken tut das Hotel direkt am See unter anderem mit Pop-ups, Überraschungsangeboten und verschiedenen kulinarischen Angeboten. Seit Oktober hat das Mandarin Oriental dank Gilad Peled und seinem Restaurant Colonnade ein 2-Sterne-Restaurant. Nebst dem «Focus Atelier» vom Parkhotel Vitznau ist es das einzige im Kanton Luzern (zentralplus berichtete).
Mit einer stetigen Zunahme von Gästen während der Wintermonate könnte sich die Situation für Luzerner Stadthotels zunehmend entspannen. Ob der Trend jedoch anhält, wird sich zeigen müssen.
Arbeitet seit 2020 bei zentralplus und betreut den Bereich Gastronomie.
In Luzern und Zug aufgewachsen und schon seit bald 20 Jahren als Texter und Autor unterwegs. Steht privat gerne am Herd und war während mehreren Jahren als Assistenz einer Luzerner Störköchin tätig.