Warum Luzerns Tourismusprofis Donald Trump beäugen
Donald Trumps Politik hat auch einen Einfluss auf den Tourismus. In Luzern schaut man genau hin. (Bild: naf / Official White House Photo by Shealah Craighead)
Amerikanische Touristinnen sind wichtige Gäste für die Stadt Luzern. Doch wirtschaftliche Turbulenzen in den USA könnten diese Liebe bald auf die Probe stellen.
Luzern gehört zu den Lieblingszielen amerikanischer Touristinnen. Gäste aus Nordamerika stellen mittlerweile den grössten Anteil ausländischer Besucher – noch vor Deutschland oder China. Besonders auffällig: In der Stadt Luzern wurden im vergangenen Jahr 383’406 Übernachtungen von US-Gästen gezählt. Damit liegen sie sogar vor den Schweizer Gästen (343’749 Nächte).
Wie hoch ist jedoch die Chance, dass diese sehr entscheidende Klientel kurz- oder mittelfristig ausbleibt? Denn ein Blick über den grossen Teich zeigt ein gespaltenes Land, das sich laut «Business Insider» und «führenden Wirtschaftswissenschaftlern» am Rande einer Rezession befindet. Und damit wohl weniger reisefreudig sein würde als in vergangenen Monaten.
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warum ein starker Dollar ein Vorteil für Luzern ist
wie sich die Reisefreudigkeit der Amerikaner entwickelt hat
Branche schielt nach Amerika
Luzerns Tourismusdirektor Marcel Perren erklärte im Rahmen eines Mediengesprächs gegenüber zentralplus, dass die Situation laufend beobachtet werde. Die Buchungen seien derzeit etwas vorsichtiger, doch man rechne damit, dass das aktuelle Niveau zumindest in diesem Jahr gehalten werden könne. Dies auch, weil Gäste aus den USA in der Mehrheit eher langfristig buchen und Reisen nach Luzern schon seit Längerem fix in den Kalendern der Gäste eingetragen sind. Was die kommenden Jahre bringen, ist allerdings offen.
Ein Unsicherheitsfaktor sind jüngste wirtschaftspolitische Entwicklungen in den USA. Oder in anderen Worten: US-Präsident Donald Trump. Besonders die Ankündigung von neuen globalen Zöllen durch Trump sorgte international für Aufmerksamkeit. Auch, weil der US-Präsident seinen eingeschlagenen Kurs schneller wechselt als die Reuss ihren Wasserstand.
Zwar würden diese den Schweizer Tourismus nicht direkt betreffen, doch es könnten indirekte Folgen entstehen, schreibt die Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) in einer Mitteilung Anfang Mai (zentralplus berichtete). Wenn sich die Zölle in Form höherer Preise im US-Alltag bemerkbar machen, könnte das die Reisebudgets belasten – und damit die Lust auf eine Europa-Reise trüben.
Bisher gibt es allerdings keine markanten Buchungseinbrüche aus den USA. Darum zeigen sich die SGV und Tavolago gelassen. Dank eines breit abgestützten Marktportfolios sieht man sich gut aufgestellt, um mögliche Turbulenzen zu überstehen.
Die Faszination bleibt ungebrochen – noch
Einen zusätzlichen Einblick in das Reiseverhalten der Amerikanerinnen liefert die Fluggesellschaft Swiss. Laut Pressesprecher Michael Stief ist der Geschäftsgang im USA-Verkehr 2025 bislang positiv und sogar leicht über dem Vorjahr. Es reisen heuer also mehr Menschen mit Swiss in die USA. Das gilt nicht nur für Feriengäste, sondern auch für Geschäftsleute, die beruflich in die USA fliegen.
Zwar gebe es bei Sommerferienreisen nach Amerika derzeit noch Buchungslücken, das Interesse nehme jedoch spürbar zu, so Stief. Dass Herr und Frau Schweizer die USA wegen der aktuellen Lage meiden, wie das verschiedene Stimmen in den Medien sagen, scheint zumindest bei der Swiss gegenwärtig nicht der Fall zu sein.
Starker Dollar als Vorteil
Und wie stehts um Amerikanerinnen, die in die Schweiz – und damit vielleicht auch nach Luzern reisen wollen? «Die Reisezahlen aus den USA liegen aktuell deutlich über dem Vorjahresniveau», schreibt Stief. «Ferien in der Schweiz und Europa erfreuen sich bei amerikanischen Gästen grosser Beliebtheit, nicht zuletzt aufgrund des starken US-Dollars.» Trotzdem gilt auch bei der Fluggesellschaft die Devise: «Wir beobachten die politischen Entwicklungen wie auch die Auswirkungen des schwächeren Dollars jedoch genau.»
Die Luzerner Tourismusbranche blickt daher verhalten optimistisch in die Zukunft. Zwar bleibt abzuwarten, ob wirtschaftspolitische Entwicklungen aus Übersee längerfristige Auswirkungen haben – doch bis dahin setzt Luzern weiterhin auf seine starke Anziehungskraft für amerikanische Gäste.
Arbeitet seit 2020 bei zentralplus und betreut den Bereich Gastronomie.
In Luzern und Zug aufgewachsen und schon seit bald 20 Jahren als Texter und Autor unterwegs. Steht privat gerne am Herd und war während mehreren Jahren als Assistenz einer Luzerner Störköchin tätig.