Über den Tourismus auf der Rigi wird seit Jahren gestritten. Nun schlägt eine neue Studie den Verzicht auf Asien- und Überseegäste vor, die mit dem Flugzeug anreisen.
René Stettler ist ein Mann mit einer Mission. Seit Jahren kämpft er dafür, den Tourismus an der Rigi einzudämmen. 2017 lancierte er die Petition «Nein! Zu Rigi-Disney-World», zwei Jahre später doppelte er mit der Petition «Rigi: 800’000 sind genug!» nach (zentralplus berichtete).
Nun präsentiert er eine neue Studie der Ostschweizer Fachhochschule, die von Rigi-Petitionären und Aktionären der Rigibahn AG finanziert wurde. Für 33 Themen- und Handlungsfelder werden darin 119 Projekte und Massnahmen aufgelistet, dank denen der Rigi-Tourismus klimaverträglich und ressourcenschonend werden kann.
CO2-Bilanz der Rigi wird durch Flugi-Touristen belastet
Ergänzend zu dieser Analyse wird eine Schätzung der CO2-Bilanz des Rigi-Tourismus vorgenommen. Dabei zeigt sich gemäss der Medienmitteilung von René Stettler, dass von den mit dem Flugzeug anreisenden Übersee- und Asiengästen mit Abstand die grösste Umweltbelastung ausgeht.
«Sollen die Leute am Billettschalter den Pass zeigen und wenn sie aus China kommen, wird ihnen der Zugang verweigert?»
Rigi-Bahnen CEO, Frédéric Füssenich
Es sei das deklarierte Ziel der touristischen Player an der Rigi, am Titlis, am Jungfraujoch und anderen Destinationen nach dem Ende der Corona-Pandemie an die bisherige Praxis anzuknüpfen, behauptet Stettler.
Stadt Luzern will nicht mehr in Übersee und Asien werben
Ganz richtig ist das nicht. In Luzern hat die rot-grüne Mehrheit im Stadtparlament Anfang des Jahres bereits beschlossen, dass die Luzern Tourismus AG nicht mehr in Übersee werben soll. Allerdings: Die Firma vertritt nicht nur die Stadt, sie ist für die Vermarktung der ganzen Zentralschweiz zuständig – so auch für die Rigi (zentralplus berichtete).
Den Vorwurf, dass sich Luzern Tourismus ausschliesslich auf Gäste aus Übersee konzentriere, weist Tourismusdirektor Marcel Perren zurück: «Luzern Tourismus hat sich noch nie ausschliesslich auf die Fernmärkte ausgerichtet und wird dies auch in Zukunft nicht tun», schrieb er im Juli auf Anfrage.
Der angestrebte Gästemix bestehe zu je 25 Prozent aus Gästen aus der Schweiz, aus Europa, aus Asien und Amerika. Im Jahr vor Corona betrug der Schweizeranteil 23 Prozent und der Europaanteil 20 Prozent. «Diese Marktanteile möchten wir in den kommenden Jahren wieder etwas erhöhen», so Perren.
Tourismus: Rigi soll beim Kampf gegen den Klimawandel mitziehen
Stettler geht das nicht weit genug: «Geschäftsmodelle, die mit Billigpreisen möglichst vielen Besuchern den Ausflug mit Kurzaufenthalt auf den Aussichtspunkten der Rigi, Titlis, Jungfraujoch und anderen beliebten Schweizer Berggipfeln ermöglichen, sind mit Blick auf Umwelt und Klima nicht mehr zu verantworten», schreibt er in der Medienmitteilung.
Wenn der Nationalrat über zehn Jahre zwei Milliarden Franken investieren wolle, um Gas- und Elektroheizungen zu ersetzen, müsse auch der Schweizer Tourismus Verantwortung für seinen massiven Ausstoss von schädlichen Treibhausgasen übernehmen, so das Argument von Stettler.
Passkontrolle am Billettschalter?
Was sagen die Rigi-Bahnen selber zu den Forderungen? «Wir haben die Studie auch bekommen, es ist ein umfassendes Werk», sagt dazu CEO Frédéric Füssenich. Er fasst die Ergebnisse folgendermassen zusammen: «Bis 2030 soll die Rigi keine internationalen Gäste mehr empfangen, aus dem GA-und-Halbtax-Verbund aussteigen und so indirekt die Preise anheben. Das ist die Quintessenz der Studie.»
Die meisten Gäste auf der Rigi kommen gemäss Füssenich aus der Schweiz oder dem nahen Ausland. Ein totaler Verzicht auf Gäste aus Übersee wäre aus seiner Sicht nicht zielführend. «Wir wissen auch nicht, wie wir das umsetzen sollten: Sollen die Leute am Billettschalter den Pass zeigen und wenn sie aus China kommen, wird ihnen der Zugang verweigert?», fragt er rhetorisch.
Klimaziel: Aufgabe der Tourismus-Branche, nicht nur der Rigi
Die Frage, wie das Klimaziel 2050 erreicht werden kann, sei allerdings durchaus berechtigt: «Wir sind bei der Rigi-Bahn an diesem für uns sehr relevanten Thema dran» Den CO2-Ausstoss bei Fernreisen zu reduzieren sei ein Ziel der gesamten Tourismusbranche. «Da arbeiteten auch die Fluggesellschaften dran. Aber für mich ist klar: Nur über Verzicht kann es nicht gehen, es braucht auch den technologischen Fortschritt, um das Ziel Netto Null zu erreichen», so Füssenich.
Auch wenn Luzern Tourismus keine Werbung mehr machen würde: «Die Leute werden trotzdem weiterhin reisen. Wenn internationale Gäste in die Region kommen, dann nicht nur wegen der Rigi – auch wenn es wunderschön ist bei uns», so Füssenich.
Der Zeitpunkt für die Veröffentlichung der Studie dürfte kein Zufall sein. Am 27. November stimmt die Gemeinde Weggis über die Zukunft ihrer Seilbahn ab.
- Medienmitteilung Petitionäre
- Studie Zukunft Rigi 2030+ der Ostschweizer Fachhochschule
- Nachhaltigkeitsstrategie der Rigi Bahnen
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Sweety, 22.10.2022, 12:45 Uhr Geh’s noch? Wir sind auf Tourismus angewiesen. Man kann alles übertreiben! Die Schweiz käme als «diskriminierend» in Verruf, mit Recht.
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