Tourismusgegner erzürnt

Rückkehr von Rigi-Touristen aus Übersee löst Unmut aus

Touristen aus Übersee reisen wieder auf die Rigi – was nicht alle freut. (Bild: Rigi Bahnen AG)

Erst kürzlich hat eine Studie dem Rigi-Tourismus geraten, der Nachhaltigkeit wegen auf Gäste aus Übersee zu verzichten. Dass nun wieder vermehrt solche Touristen auf dem Berg anzutreffen sind, gefällt nicht allen.

2023 wird das «Jahr der asiatischen Gäste», wie Schweiz-Tourismus-Chef Martin Nydegger in der «SonntagsZeitung» prognostiziert. Bislang gingen Tourismusexperten davon aus, dass reiselustige Asiatinnen erst im Sommer langsam zurückkehren (zentralplus berichtete). Doch gemäss Nydegger sei dies bereits im Frühjahr – also jetzt – der Fall.

Was Souvenirläden und Bergbahnen freut, stösst anderen sauer auf. Besonders dem Kulturwissenschaftler René Stettler. Er kämpft seit Jahren dafür, den Tourismus auf der Rigi einzudämmen. Dazu hat er bereits zwei Petitionen mit mehreren Tausend Unterschriften lanciert. Auch die Studie über nachhaltigen Tourismus auf der Rigi der Ostschweizer Fachhochschule hat er mitfinanziert. Darin wird den Verantwortlichen geraten, auf Gäste aus Übersee zu verzichten, um ihre CO₂-Bilanz zu verbessern (zentralplus berichtete).

Gäste aus Übersee sind zurück

Umso mehr ärgert sich Stettler deshalb, als er Anfang April wieder mehrere Gruppen von asiatischen Gästen auf der Rigi entdeckt. «Der Massentourismus mit Gruppenreisenden unter anderem aus Asien und Übersee ist definitiv zurück. Und mit ihm der steigende Ausstoss klimaschädlicher Treibhausgase, zu deren Reduktion die Rigi-Studie viele konkrete und rasch umsetzbare Vorschläge macht», schreibt Stettler in einer Stellungnahme gegenüber zentralplus.

«Der vergangene März mit vielen Schlechtwettertagen hat gezeigt, wie wichtig internationale Gäste für uns sind.»

Frédéric Füssenich, CEO Rigi Bahnen AG

«Mit dem Ende der Pandemie kommen auch wieder vermehrt internationale Gäste auf die Rigi», bestätigt Rigi-Bahnen-CEO Frédéric Füssenich die Beobachtung. Er betont jedoch, dass nebst asiatischen Touristinnen auch sehr viele Gäste aus Amerika und Europa die Rigi besuchen. «Natürlich fallen asiatische Gäste aufgrund ihres Aussehens stärker auf als andere internationale Gäste, aber es ist schade, diesen Fakt dazu zu verwenden, die Rigi fast ausschliesslich auf asiatische Gäste zu reduzieren.»

Internationale Gäste retten Tage mit schlechtem Wetter

Die Rigi-Bahnen freuen sich jedenfalls sehr über deren Rückkehr. «Denn der vergangene März mit vielen Schlechtwettertagen hat gezeigt, wie wichtig internationale Gäste für uns sind», erklärt Füssenich. Wenn es regne, bleiben viele Schweizerinnen der Rigi fern. Trotzdem fallen dem Unternehmen fixe Kosten für jeden Zug an, der in Goldau oder Vitznau abfahre. Internationale Gäste, die trotz schlechtem Wetter die Rigi besteigen, «leisten einen Beitrag an unsere täglich anfallenden fixen Kosten».

Die Rigi-Studie habe das Unternehmen trotzdem im Blick. Wie Füssenich sagt, gehen die Rigi-Bahnen «sehr konstruktiv» mit den Ergebnissen um: «Wir haben bereits vor Erscheinen der Studie einige vorgeschlagene Massnahmen umgesetzt und vieles ist in Planung.» Weiter seien die Rigi-Bahnen im Austausch mit dem Studienverantwortlichen Dominik Siegrist.

Hauptzielgruppe bleibe «mit Abstand» die Schweiz. Trotzdem seien auch Gäste aus Europa, Amerika und Asien auf der Rigi willkommen. «Diese reisen auch bei nicht optimalen Wetterbedingungen auf die Rigi. Ansonsten würden wir gemäss Fahrplan mit leeren Zügen auf die Rigi fahren.» Was auch nicht nachhaltig wäre, wie Füssenich anfügt.

Verändertes Reiseverhalten

Immerhin: Gemäss Swiss-Tourismus-Chef Martin Nydegger ändere sich das Reiseverhalten von Chinesen, die einen grossen Teil des asiatischen Markts ausmachen. Immer mehr chinesische Touristinnen wollen in kleineren Gruppen reisen, wie er der Zeitung sagt. Ein Phänomen, das auch bereits die Hochschule Luzern untersuchte (zentralplus berichtete). Zudem nehmen sie für ihre Reisen mehr Geld in die Hand – was in hochwertigeren und vor allem längeren Aufenthalten resultiere.

Also genau das, was beispielsweise die Stadt Luzern in ihrer «Vision Tourismus 2030» als nachhaltigeren Tourismus anstrebt.

Verwendete Quellen
  • Studie Zukunft Rigi 2030+ der Ostschweizer Fachhochschule
  • Mitteilung von René Stettler, Petitionär von unter anderem «Rigi: 800’000 sind genug!»
  • Schriftlicher Austausch mit Frédéric Füssenich, CEO der Rigi Bahnen AG
  • Interview in der «SonntagsZeitung» mit Martin Nydegger
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18 Kommentare
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    Landberner, 26.05.2023, 19:01 Uhr

    Herr Stettler bekommt für seine berechtigten Anliegen zu wenig Unterstützung von Parteien. Die Diskussion um die Grenzen der Tourismuskapazität des Rigi hängt eng mit der Kapazitätsgrenzen in der Stadt Luzern zusammen, und der Tourismus in der Stadt ist auch für den Kanton relevant. Damit befasst sich nur die SP, so Herr KR Meyer. Er hat im Namen der SP-Fraktion der Regierung zum Tourismus Fragen gestellt, so, welche Tourismusformen und -orte aus Sicht der Regierung weiter wachsen sollen und bei welchen Kapazitätsgrenzen erreicht seien.

    «Gleichzeitig zeigen die Diskussionen in der Stadt Luzern, dass der Massen- und Gruppentourismus an Rückhalt in der Bevölkerung und in der Politik verliert», schreibt die SP Kanton Luzern in einer Medienmitteilung von gestern (25.5.23).

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    Rose76, 25.04.2023, 10:57 Uhr

    Es geht darum, dass die asiatischen Touristen die Bahnen und Restaurants wie ein Walze beschlagnahmen und einen Saustall hinterlassen. Wenn eine Gruppe mit ihren Reiskocher und Instant Mahlzeiten das Selbstbedienungs- Restaurant beschlagnahmen, wirds für die Einzelreisenden (keine Gruppen) sehr ungemütlich und laut. Auch in der Lok 7, kommt eine Gruppe wirds so laut, dass man kein Gespräch mehr zu viert am Tisch führen kann und die Tische sehen danach aus, wie nach einer Tennie-Party. Horror! Sie geniessen weder die Aussicht noch das Essen. Sondern fahren hoch, knipsen 1000 Fotos und «f*essen» und fahren wieder runter. Null Genuss!

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    Rast Markus, 21.04.2023, 08:48 Uhr

    Wenn den Rigibahnen die asiatische Gäste so wichtig sind, sollte die Station Rigi Kulm endlich kundenfreundlich ausgebaut werden. (Perronhöhe, gastliches Restaurant mit WC Anlagen, die dem Ansturm standhalten und ebenerdig erreicht werden können. M. RAST

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    Christina Walther, 21.04.2023, 07:53 Uhr

    Das habt Ihr davon,verkauft nur weiter unsere Heimat. Wieviel Schweiz gehört eigendlich noch uns?Es ist einfach unglaublich!!!🥺

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      Hanspeter Flueckiger, 24.04.2023, 14:58 Uhr

      Die Rigi wurde verkauft? Wohin und an wen?

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    Uwe Döpper, 21.04.2023, 04:55 Uhr

    Nachhaltigkeit heisst doch, Ressourcen-Erhaltung trotz Nutzung, also nutzen wir die Rigi-Bahn und erhalten die Arbeitsplätze, oder sehe ich es falsch?

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    Peco02, 20.04.2023, 15:33 Uhr

    Jeder Asiate, der auf die Rigi fährt senkt im Heimatland den CO 2 Ausstoss um das mehrfache.

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      Marie-Françoise Arouet, 20.04.2023, 20:16 Uhr

      Das Mehrfache (sic!) wovon?

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    Jutzi Philipp, 20.04.2023, 13:44 Uhr

    Stettler der Kommunist? Woher hat dieser Professor das Geld? Richtig, umverteilte Steuergelder. Ich bin sicher der schnallts nicht mal bis zu diesem Punkt. Und das geweine mit CO2 ist tempi passati. Schickt die Leute nach Interlaken. Es hat dort zwar auch ..Stettlers.. aber man ist weniger waehlerisch.

    Werden die Linken Gruenen Sozis nun wieder zu Nationalisten? Wie kuerzen wir die diesmal ab ?

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    • Profilfoto von Landberner
      Landberner, 26.05.2023, 19:09 Uhr

      Persönliche Unterstellungen statt Argumente, Herr Jutzi? Herr Stettler ist in keiner Partei. Haben Sie die Netiquette nicht gelesen oder nicht verstanden?

      «Werden die Linken Gruenen Sozis nun wieder zu Nationalisten?» – Die Eigenbezeichnungen lauten Sozialdemokraten und Grüne, Herr Jutzi. Beide Parteien haben sich zu Herrn Stettlers Vorschlägen noch nicht geäussert.

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    René Felder, 20.04.2023, 12:55 Uhr

    Mich würde mal wunder nehmen wie Herr Stettler ohne Tourismus seine Kosten sicher stellen kann. ja seine und die der ganzen Bevölkerung. Will er zurück zu den Höhlenbewohner?

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    Lukas Hofer, 20.04.2023, 08:50 Uhr

    Herr Stettler versteckt sich immer wieder hinter Studien und dem angeblichen Umweltgedanken. Und doch geht es immer nur um sich selber und sein eigenes Häuschen neben der Rigi-Bahn.

    Menschen wie Stettler gab es auf der Rigi schon immer zahlreich. Auf dem Berg wohnen, täglich die Bahn benutzen und doch bei jeder Gelegenheit darüber wettern.
    Herr Stettler, wenn ihnen der Bahnbetrieb ein Dorn im Auge ist, fangen sie doch mal an zu Fuss vom Tal in ihr Haus zu wandern!

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    Marie-Françoise Arouet, 19.04.2023, 23:29 Uhr

    Wenn René Stettler die Gabe hätte, mit normalen Menschen in normaler Sprache zu kommunizieren anstatt endlose Bandwürmer von Abhandlungen mit Bezug auf Gott, die Weltlage, den Zeitgeist und die Habermas-Luhmann-Debatte zu produzieren und zwar in donnernd bombastischer Sprache, wenn er also statt Monumentalmakulatur überzeugende lesbare Debattenbeiträge verfassen würde, so wäre es ihm wahrscheinlich sogar gelungen, noch ein paar Weggiser und Vitznauer mehr von seinen Ansichten zu überzeugen. Aber nein! Wieder wird mit CO2-Bilanz und Treibhausgasen argumentiert, wo der Eine oder Andere es doch bloss gerne ein bisschen ruhiger hätte. Die ganzen New-Age-Philosophen aus aller Welt, die Stettler regelmässig zu „Plattformen“ einlädt, dürften bei An- und Abreise, bei Aufenthalt und im weltweiten lautstarken Wirken wohl auch nicht gerade den kleinsten Fussabdruck hinterlassen.

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    Bruno Zambelli, 19.04.2023, 21:52 Uhr

    Wir sind um jeden Touristen froh auf der Rigi,ob einheimisch oder Fremdländisch,alle dürfen auf die Rigi,und wems nicht passt soll von unserem schönen Berg verschwinden

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    • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
      Marie-Françoise Arouet, 20.04.2023, 00:19 Uhr

      Dürfen jetzt alle auf die Rigi, den schönen Berg, oder doch nur die, denen es passt, von Schnipo überteuert zuoberst bis Kafitassli verkitscht zuunterst?

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      Kasimir Pfyffer, 20.04.2023, 10:01 Uhr

      Kürzer als Zambelli bringt man die Schweizer Gschäftlimacher-Mentalität nicht mehr hin: Wir nehmen die Kohle von allen, aber wirklich allen, und wer es wagt, das zu hinterfragen soll gefälligst verreisen (aber nicht auf die Rigi, hihi).

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  • Profilfoto von Jean
    Jean, 19.04.2023, 20:30 Uhr

    Wenn es irgendein Berg gibt, der auf internationale Touristen ausgerichtet sein sollte, dann die Rigi. Die Touristen bleiben nicht zuhause wenn sie nicht mehr auf die Rigi gebracht werden. Mir sind lieber 100‘000 Leute mehr auf der Rigi als 100 auf jedem hinterletzten Berg. Das Problem nur das Herr Stettler neben die Rigibahn gezogen ist. Die Rigi ist der Touristenberg seit mindestens 200 Jahren…

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  • Profilfoto von Erich Staub
    Erich Staub, 19.04.2023, 19:41 Uhr

    Herr Stettler, wenn zu viele Menschen da sind, bleiben Sie dem Berg einfach fern.

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