Swiss streicht Flüge: Das sagen Zuger Reisebüros

Sommerferien: Wer mit Annullationen rechnen muss

Einige Check-Ins bleiben bei der Swiss aufgrund von Personalmangel diesen Sommer geschlossen. (Bild: Swiss International Air Lines Ltd.)

Die Swiss streicht aufgrund von Personalmangel einen Teil der Flüge in den Sommerferien. Das betrifft rund 10'000 Kundinnen. Für die Reisebüros in Zug ist das nichts Neues. Sie erklären, wen die Annullationen dieses Mal betreffen.

Bald beginnen die Sommerferien und viele wollen nach zwei Jahren Pandemie und Reiseunsicherheiten wieder einmal sorglos in die Ferien. Und zwar raus aus der Schweiz. Nur gibt es ein Problem: Viele Fluggesellschaften haben in den letzten zwei Jahren viele ihrer Stellen gestrichen. Deshalb kommt es seither vermehrt zu Annullationen von Flügen.

Nun hat die Swiss bekannt gegeben, dass sie über die Sommerferien zum zweiten Mal dieses Jahr einen grossen Teil ihrer Flüge streichen muss, da das Personal in allen Bereichen fehlt. Und das gerade in den ersten vermuteten Post-Covid-Sommerferien.

Die Reisebüros in Zug überrascht das nicht. Denn das Personal fehlt nicht nur bei den Airlines, sondern auch beim Boden- und Sicherheitspersonal an den Flughäfen und beim Personal in den Tourismusdestinationen. Eine Kundenberaterin von Hotelplan in Zug sagt, dass sie derzeit noch keine konkreten Probleme wegen annullierter Flüge hätten. Zu Annullationen könne es aber immer kommen. Damit müsse man heute rechnen.

Die Flugbranche zittert und rechnet

Die Flugbranche ist nicht erst seit der Pandemie unter Druck: «In den letzten Jahren haben sich die Probleme in der Branche zugespitzt», erklärt Reiseleiter Nicola Gohl von Kuoni in Zug. «In anderen Ländern ist das schon länger ein Problem. Zum Beispiel bei der Fluggesellschaft KLM in den Niederlanden. Nun betrifft es auch uns. Das ist momentan auch das Bild der Branche», führt Gohl aus.

Betroffen sind vor allem Ferienflüge und Kurzstrecken, und das in ganz Europa. Die Fluglinien wollen ihren Verlust aber auch minimieren. Deswegen streicht die Swiss zunächst Flüge, die von anderen Airlines übernommen werden können, wie zum Beispiel nach Wien. Zudem sind Destinationen betroffen, die nicht stark ausgelastet sind wie Danzig, Dresden oder Warschau.

Nicola Gohl erklärt: «Die Airlines wissen ja auch, wo sie am besten sparen können. Im besten Fall streichen sie die Flüge, die am wenigsten ausgelastet sind, die billigsten Flüge oder jene an wenig gebuchten Daten, wie etwa unter der Woche.» Auch anfällig für Streichungen sind Flugstrecken, auf denen es viele Linienflüge und somit gute Alternativen und Umsteigemöglichkeiten gibt. Das wäre zum Beispiel San Francisco.

Ab nach Kreta! Aber dort sind 20'000 Stellen im Tourismus offen

Dass ganze Feriendestinationen gestrichen werden, ist unwahrscheinlich. Die Verträge mit Reiseanbietern für Charterflüge binden die Airlines an die Destinationen. Zudem sind etwa Kreta und Mallorca sehr beliebte Destinationen geworden, da viele Fluggesellschaften die Flughäfen anfliegen und es gute Alternativen bei Annullationen gibt.

Allerdings enden die Probleme dort nicht. Denn auf Kreta waren Anfang Jahr rund 50'000 Stellen im Tourismus offen. Unterdessen konnten zirka 30'000 davon besetzt werden. Das lässt aber noch immer grosse Lücken übrig. Dennoch sind die beiden Inseln aufgrund der grossen Konkurrenz auch günstige Feriendestinationen.

Neue Feriendestinationen, die von lokalen Airlines angeflogen werden, sind derzeit noch keine Alternative. «Der Inlandtourismus ist noch immer sehr gross. Für ausländische Touristinnen ist es schwer, dort noch einen Platz zu finden», erklärt Gohl. Die zwei Anfragen, die er für den Balkan bekommen hatte, musste er ablehnen, da nichts mehr frei war.

Hauptsache weg – Zuger planen Sommerferien flexibler

In den Reisebüros in Zug ist der Sommerflugplan noch nicht eingetroffen. Das dauere immer zwei bis drei Arbeitstage, sagt Gohl, der von der Meldung der Swiss auch erst durch Medienberichte erfahren hat. Beschwerden werden sicher nicht ausbleiben, das ist Gohl klar. Pandemie hin oder her – daran hat sich nicht viel verändert.

«Wenn zum Beispiel Flüge auf die Seychellen annulliert werden, wo nur alle zwei Wochen ein Flug hingeht, verärgert das Kunden natürlich. Besonders weil Flüge schon gestrichen wurden und die Ferien sowieso schon teuer sind», sagt Gohl verständnisvoll.

Aus seiner Erfahrung zeigt sich aber auch eine gewisse Lockerheit bei der Kundschaft. Die Kundinnen sind flexibler als noch vor der Pandemie. Das zeigt sich in den Anfragen, die bei den Reisebüros eingehen. Viele sind nicht mehr so destinationsgebunden wie das noch vor der Pandemie der Fall war.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Nicola Gohl, Reiseberater von Kuoni Zug
  • Telefonat mit Reiseberaterin von Hotelplan Zug
  • Bericht von SRF
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


1 Kommentar
  • Profilfoto von Opi Kron BA4/5
    Opi Kron BA4/5, 09.06.2022, 08:07 Uhr

    “ Und das gerade in den ersten vermuteten Post-Covid-Sommerferien.”

    Nur wenn man die Situation in Portugal, den USA, Taiwan, usw. ignoriert. Und auch die anrollende Welle im restlichen Europa nicht sehen möchte.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon