Zug Card

So stehts um die Gratis-ÖV-Karte von Zug Tourismus

Künftig sollen Touristen in Zug gratis ÖV fahren können. (Bild: ZVB)

Damit Touristen länger in Zug Ferien machen, setzt Zug Tourismus auf eine Gästekarte. Der Geschäftsführer zieht ein erstes Fazit. Und nennt die Baustellen des Projekts.

Zug Tourismus will die Region bei Gästen beliebter machen. Denn bisher besteht der Tourismus in der Region hauptsächlich aus Geschäftskunden. Die füllen zwar die Hotels unter der Woche, an Wochenenden wird es in vielen Betrieben allerdings ruhig. Hinzu kommt, dass sie meistens zeitnah wieder abreisen.

Dieses Problem will Zug Tourismus mit der Gästekarte Zug Card angehen. Die Idee: Gäste, die in der Region in teilnehmenden Hotels übernachten, erhalten eine digitale «Karte», mit der sie während maximal drei Tagen Vergünstigungen für kulturelle und touristische Attraktionen bekommen und gratis den öffentlichen Verkehr nutzen können (zentralplus berichtete).

Damit will das offizielle Tourismusbüro des Kantons sowohl Auslastung als auch Aufenthaltsdauer in den Unterkünften erhöhen. Bislang nehmen 15 Hotels aus dem Kanton an dem Projekt teil, darunter das Parkhotel, Guggital oder das Hotel Ochsen in Menzingen. Zug Tourismus hat die Idee einer solchen Gästekarte vor rund 4,5 Jahren zum ersten Mal lanciert und arbeitet seither daran, das Angebot auszubauen und zu finalisieren (zentralplus berichtete).

Touristen sollen gratis Bus fahren

Im vergangenen Sommer hat Zug Tourismus im Rahmen eines Pilotprojekts die kostenlose Nutzung des ÖV für Übernachtungsgäste getestet. Dafür hat er mit dem Tarifverbund Zug und der Berner App-Entwicklungsfirma Fairtiq zusammengespannt, deren Technologie beispielsweise auch von den SBB genutzt werden und mit der Gäste mit einem «Swipe» ein gültiges Ticket für die Dauer der Fahrt lösen können.

Die Pilotphase ist nun zu Ende, und zentralplus wollte wissen, ob sich das Projekt gelohnt hat. Dominic Keller, Geschäftsführer von Zug Tourismus, zeigt sich auf Anfrage grösstenteils zufrieden.

Angebot kommt an

Insgesamt 580 Fahrten hätten Gäste im Zeitraum von 16. Juni bis 31. August 2024 über den Dienst Fairtiq gelöst. Das sei insofern ein gutes Ergebnis, da sowohl Zug Tourismus als auch die Hotels keine Werbemassnahmen eingesetzt hätten, wie Keller erklärt. Die digitale Karte haben die Hotelgäste jeweils beim Check-in erhalten.

In Bezug auf die saisonale Verfügbarkeit der Zug Card zeigte sich, dass vor allem die Monate März, April, September und Dezember von besonderem Interesse für die Gäste seien. «Dies könnte darauf hinweisen, dass die Zug Card besonders in den Übergangsmonaten zur Nebensaison eine wichtige Rolle spielen kann», so Dominic Keller.

Dominic Keller übernahm im Januar 2023 die Geschäftsführung von Zug Tourismus. (Bild: zvg)

Das Angebot sei von den Gästen «insgesamt positiv bewertet» worden. Wobei die kostenlose Nutzung des ÖV besonders gelobt worden sei. «Dies bestätigt die Relevanz und den Nutzen des Angebots für die Gäste und unterstreicht die Bedeutung der langfristigen Integration des ÖV in das touristische Konzept», schreibt Keller.

Digitalisierung ist verbesserungswürdig

Noch gibt es Baustellen. So konnte durch die Zusammenarbeit mit Fairtiq zwar die «grundsätzliche Machbarkeit des Modells» getestet werden, noch aber fehlt eine Implementierung in ein umfassenderes digitales System. Das bedeutet, dass bisher weder eine direkte Verbindung zu Buchungssystemen der Hotels besteht noch eine automatisierte Verknüpfung mit dem digitalen Meldewesen möglich ist.

Auch gab es einzelne Touristen, die bemängelten, dass für die Nutzung der Fairtiq-App ein Zahlungsmittel hinterlegt werden müsse und mobile Daten zwingend erforderlich gewesen seien. Das sei vor allem bei ausländischen Gästen nicht immer gut angekommen. Zudem habe sich ein kleiner Teil eine physische Karte anstelle der rein digitalen Version gewünscht. Für Zug Tourismus seien diese Rückmeldungen wichtig. «Alle diese Erfahrungen fliessen in die Entwicklung der neuen Zug Card ein», schreibt Keller.

Künftig wolle man allerdings auf einen neuen Anbieter setzen, der «sich in touristischen Landschaften bereits bewährt hat». Denn der Kanton Zug ist die erste touristische Destination, die ihre Gästekarte über die Fairtiq-Plattform abgewickelt hat.

Lancierung ist geplant

Für Dominic Keller ist klar, dass Zug Tourismus das Projekt vorantreiben wolle. Sie testen in diesem Jahr eine erweiterte Pilotphase – noch mit Fairtiq als Partner. Eine definitive Einführung einer digitalen Zug Card ist für 2026 angedacht. Dann auch als Verkaufsargument, um die touristische Wahrnehmung von Zug zu stärken.

Keller ist überzeugt, dass eine frühzeitige Integration in die Vermarktung das Potenzial der Gästekarte besser ausschöpfen könne. Die Zug Card soll aber auch einen Nutzen für Zug Tourismus und lokale Partnerbetriebe mit sich bringen.

«Das System erlaubt eine anonymisierte Datenauswertung, die wertvolle Erkenntnisse über das Mobilitätsverhalten der Gäste liefert», schreibt Keller. Diese Informationen würden helfen, touristische Angebote gezielt zu optimieren und die Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Verkehr weiterzuentwickeln. Ausserdem solle dank besser implementierter Technik der administrative Aufwand für Betriebe nachhaltig reduziert werden.

Finanzierung über Kurtaxe

Ein bisheriger Knackpunkt des Projekts war die Finanzierung, schliesslich muss jemand für die gratis genutzten Busse, Schiffe und Bahnen aufkommen. Bis jetzt hat das Tourismusbüro die Pilotprojekte aus eigener Tasche finanziert. Künftig soll das über die Beherbergungsabgabe – auch Kurtaxe genannt – gelöst werden. Das Gesetz über die Beherbergungsabgabe ist seit 1999 in Kraft und sah bislang eine Abgabe von 90 Rappen bis 2 Franken pro Gast und Nacht vor. Mindestens 45 Rappen davon müssen an Zug Tourismus gehen, während der Rest bei den lokalen Tourismusorganisationen bleibt.

Zur Finanzierung der Zug Card soll nun die Beherbergungsabgabe erhöht werden. Am 29. Oktober 2024 hat der Regierungsrat die Volkswirtschaftsdirektion beauftragt, das Vernehmlassungsverfahren dafür einzuleiten. Künftig soll die Abgabe auf 4 Franken erhöht werden, wobei 2.95 Franken an Zug Tourismus gehen sollen, um die Einführung der Gästekarte zu finanzieren.

Verwendete Quellen
0 Kommentare
Aktuelle Artikel
Apple Store IconGoogle Play Store Icon