Tourismus erholt sich ohne China

Bald wieder Grossandrang? Noch kaum Chinesen in Luzern

Chinesische Reisegruppen auf dem Schwanenplatz prägen seit langem das Stadtbild in Luzern. Doch seit der Corona-Pandemie lag der Tourismus brach. (Bild: Aura)

Die Regierung in Beijing hat die Einreisebestimmungen gelockert und somit Auslandsreisen möglich gemacht. Die Online-Reiseportale laufen bereits heiss. Warum der Tourismus in Luzern auch so schon wieder brummt.

Nach drei Jahren unter strengem Covid-Regime werden in China ab Anfang Januar erstmals die Einreisebestimmungen gelockert. Kurz nach der Ankündigung, seien die Online-Anfragen für Auslandsreisen nach oben geschnellt, berichtet «Reuters» am Dienstagmorgen.

Die Meldung stösst auch in Luzern auf aufmerksame Ohren. Denn chinesische Touristen sind hier schon seit langem eine wichtige Zielgruppe der Tourismusbranche. Nicht umsonst wurden die Preise in einschlägigen Uhren- und Schmuckgeschäften der Luzerner Innenstadt vor der Pandemie häufig auch auf Chinesisch angegeben.

Doch auf eine neue Welle Touristen wird die Stadt wohl noch einige Monate warten müssen, schreibt «Luzern Tourismus AG» auf Anfrage. Zu gross seien die Unsicherheiten bei den Gästen aus China.

In China bricht die Reiselust aus

Ab 8. Januar 2023 müssen Einreisende nach China nicht mehr in Quarantäne, verkündete die chinesische Regierung am Montag. Zuvor galt eine strenge Quarantänepflicht. Chinesen und Ausländer mussten in speziellen Hotels bis zu drei Wochen ausharren.

Der Schritt wird begleitet von landesweiten Protesten gegen die Null-Covid Politik der Regierung in Beijing. Für die Ausreise hatte es bisher keine Regulierungen gegeben, die strengen Einreisebestimmungen hatten die Auslandsreisen von Chinesen aber stark verringert.

«Es gibt Hürden wie Engpässe bei Visa, wenige Flugkapazitäten, eine gedrosselte Wirtschaft in China und die kritische pandemische Lage.»

Sibylle Gerardi, Kommunikationsverantwortliche bei «Luzern Tourismus AG»

Schon dreissig Minuten nach Bekanntgabe der Lockerungen, sollen sich die Anfragen nach grenzüberschreitenden Reisen auf «Ctrip» verzehnfacht haben, schreibt «Reuters» mit Verweis auf die Daten der Reiseplattform. Macau, Hong Kong, Japan, Thailand und Südkorea - diese Länder werden am häufigsten in die Suchleiste eingetragen.

Chinesen in Luzern fehlen sichtlich

Der Markt für chinesischen Tourismus ist gewaltig. 2019 gaben chinesische Touristen weltweit 130 Milliarden US-Dollar aus. Sibylle Gerardi, Kommunikationsverantwortliche bei «Luzern Tourismus AG», erinnert sich: «Bezüglich des Umsatzes in Luzern gibt es keine detaillierten Zahlen. Chinesinnen gaben in der Schweiz aber deutlich mehr aus als Gäste aus Europa, der Schweiz, den USA und den meisten anderen asiatischen Märkten.»

Luzern sei von den Gästen aus China trotzdem nicht abhängig. Bereits vor der Pandemie kamen 19 Prozent der Touristen aus der Schweiz, ebenso viele aus den USA und nur jeweils neun Prozent aus China und Deutschland. Doch bei keiner anderen Gruppe blieben die Besucherzahlen auch im Jahr 2022 so niedrig, wie bei den Chinesen.

Das wohl berühmteste Selfie-Motiv der Touristen. Die Kapellbrücke in Luzern. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Aktuell stammen 0,5 Prozent der Touristen aus China. Per Ende Oktober wurden 4700 Übernachtungen verzeichnet. Das seien 95 Prozent weniger als in derselben Periode im Jahr 2019, schreibt Sibylle Gerardi.

Bis Chinesen wieder reisen, dauert es

Es ist unwahrscheinlich, dass sich an diesen Zahlen trotz der neusten Anpassungen bei den Einreisebestimmungen etwas ändert. Grosse Fluggesellschaften wie «United Airlines» und «Lufthansa» werden erst auf die Nachfrage warten, bis sie ihre Flugpläne anpassen, berichtet «Reuters». Auch Liu Simen von der «China Society for Futures Studies» in Beijing schätzt, dass internationale Reisen von und nach China erst 2024 wieder zum Vor-Pandemie-Niveau zurückkehren.

In Luzern rechnet die «Luzern Tourismus AG» erst im Sommer 2023 mit einem Anstieg chinesischer Gäste. Völlige Erholung erwartet man hier erst 2025/2026. «Es gibt auch jetzt noch grössere Hürden wie Engpässe bei Visa, wenige Flugkapazitäten, generell eine gedrosselte Wirtschaft in China und vor allem die kritische pandemische Lage, die die Strukturen an ihre Grenzen bringt», erklärt Sibylle Gerardi.

Um den Tourismus in Luzern steht es aber besser, als die meisten denken. Es gibt aktuell ein Plus von zwei Prozent im Vergleich zu den letzten fünf Jahren. Die Verantwortlichen von «Luzern Tourismus AG» blicken somit zuversichtlich ins neue Jahr. Und warten geduldig auf die Rückkehr der chinesischen Touristen.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Sibylle Gerardi, Kommunikationsverantwortliche bei «Luzern Tourismus AG»
  • Artikel von «Reuters» über den vermeintlichen direkten Anstieg chinesischer Touristen
  • Artikel von «Reuters» über die Nachfrage nach Reisen in China nach Bekanntgabe der Lockerungen
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6 Kommentare
  • Profilfoto von Vreni
    Vreni, 30.12.2022, 19:40 Uhr

    Ohne Tests kein Chinese in Luzern

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  • Profilfoto von Libero
    Libero, 29.12.2022, 09:26 Uhr

    Die Bergbahnen brauchen gute Frequenzen, OK!
    – organsiert den Uhren-, Schmuck- und Kitsch-Verkauf neu
    – am oder auf dem Berg
    – bitte nicht mehr Chinesen am Schwanenplatz

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  • Profilfoto von Evi
    Evi, 28.12.2022, 15:07 Uhr

    Luzerner wollen diesen Massentourismus einfach nicht mehr
    Das ist einfach zu akzeptieren
    Paar wenige die davon profitieren

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  • Profilfoto von Karl-Heinz Rubin
    Karl-Heinz Rubin, 28.12.2022, 06:11 Uhr

    Ich finde es schon sehr speziell, dass nicht mal ein Wort über die aktuelle Lage in China in diesem Artikel erwähnt wird.
    Soll das ganze Theater mit Corona nochmals von vorne beginnen nur damit ein paar wenige vom Tourismus profitieren oder ihre Uhren verkaufen können.

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    Kubi, 28.12.2022, 03:09 Uhr

    Als erstes Land reagiert Japan mit strengen Einreisebeschränkungen für Chinesen. Tokio will sich gegen neue Varianten schützen und beschliesst Tests bei Einreise mit Isolation bei positivem Ergebnis.
    Bleibt die Schweiz und die EU untätig?

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    • Profilfoto von Roli Greter
      Roli Greter, 28.12.2022, 07:01 Uhr

      Am besten bleiben sie solange Zuhause bis «alles» vorbei ist…

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