Tourismusförderung

Aufkleber und Gebühr: Emmen will mehr Touristen anlocken

«Nett hier. Aber waren Sie schon einmal an der Ämmali-Verbrennung?» Aufkleber in dieser Art mit einem Verweis auf Emmenbrücke waren während der Fasnacht in der Stadt Luzern zu finden. (Bild: Leserreporter)

In der Emmer Lokalpolitik läuft zurzeit eine umfassende Diskussion zur Tourismusförderung. Was plant die Gemeinde und was haben gelbe Aufkleber damit zu tun?

Während der Fasnacht zierten markante gelbe Aufkleber das Luzerner Stadtbild. Sie erinnern an die in den sozialen Medien bekannt gewordenen Sticker aus dem deutschen Bundesland Baden-Württemberg. Das lokale Pendant beginnt mit demselben «Nett hier», endet aber stets mit «I ❤️ ÄMMEBROGG».

In der Facebook-Gruppe «Du besch vo Ämmebrogg, wenn...» werweissen Gruppenmitglieder, wer hinter der Aktion steckt. In der Emmer Lokalpolitik läuft derweil eine umfassende Tourismusdiskussion. Die zweitgrösste Gemeinde des Kantons Luzern will langfristig den Tourismus ankurbeln, insbesondere, da zurzeit in Emmenbaum ein neues Hotel mit 138 Zimmern entsteht (zentralplus berichtete). Könnte es also eine Kampagne der Gemeinde sein?

Emmen will Touristen künftig zur Kasse bitten

Nein, stellt der Emmer Mediensprecher Philipp Bucher klar. Die Kleberaktion stamme aus der Feder der «Chaostroppe Ämme», einer lokalen Fasnachtsgruppe. Die Gemeinde plant jedoch andere Massnahmen, um den Tourismus zu fördern.

Was hat es mit der Kurtaxe auf sich?

Im Kanton Luzern ist es Gemeinden erlaubt, eine sogenannte Kurtaxe sowie eine Beherbergungsabgabe zur Förderung des Tourismus zu erheben – neben den kantonalen Pendants. Diese können Gemeinden für jede Übernachtung von Gästen in einem Hotel, in einem Gasthaus, in einer Ferienwohnung und jeglichen anderen Beherbergungsbetrieben einfordern.

Das Tourismusgesetz des Kantons hält fest, dass der Kurtaxenertrag ausschliesslich für die Förderung des Tourismus verwendet werden darf. Gemeinden können also durch die Einnahmen beispielsweise touristische Einrichtungen, Veranstaltungen oder Dienstleistungen finanzieren.

In der Regel wird die Kurtaxe pro Kopf und Übernachtung erhoben.

Der Emmer Gemeinderat hat kürzlich entschieden, eine Kurtaxe einzuführen. Der Entscheid geht zurück auf einen Vorstoss von Mitte-Einwohnerrat Manuel Schulze. Schulze forderte die Regierung auf, verschiedene Punkte rund um die Einführung einer Kurtaxe zu prüfen (zentralplus berichtete).

Gemeinderat muss die Höhe der Kurtaxe noch bestimmen

In den vergangenen zwei Jahren verbuchte die Gemeinde je knapp 35'000 Logiernächte. Zurzeit bieten drei Betriebe insgesamt 250 Zimmer an. Der Gemeinderat rechnet damit, dass das neue Hotel in etwa gleich stark ausgelastet sein wird wie die bisherigen Betriebe. Es dürften also bald deutlich mehr Touristen in der Gemeinde logieren.

In seiner Beantwortung des Vorstosses greift der Gemeinderat auf Erfahrungen aus der Stadt Kriens zurück. Man könne die Einnahmen aus der Kurtaxe beispielsweise für Wanderwege, Wegweiser, Sitzbänke oder Attraktionen verwenden. Auch Veranstaltungen könnten aus diesem Teil der Gemeindekasse profitieren. So könne die Gemeinde den Tourismus fördern.

So soll das neue Quartier in direkter Nähe zum Bahnhof Emmenbrücke dereinst aussehen. Rechts im Bild ist das geplante Hotel zu sehen. (Bild: Planergemeinschaft Mirlo Urbano / Brühlmann Loetscher)

Wie hoch die Regierung die Kurtaxe ansetzen will, hat sie noch nicht bestimmt. Der Gemeinderat will dazu ein Reglement mit dazugehöriger Verordnung ausarbeiten. Der Handlungsspielraum sei gross: Touristen bezahlen in der Schweiz pro Nacht und Person zwischen 90 Rappen und 7 Franken.

Potenzial rund um Seetalplatz

Im Rahmen der allgemeinen Tourismusförderung wolle die Emmer Verwaltung ein Konzept erstellen. Dieses soll das touristische Potenzial der Gemeinde aufzeigen. Im Zentrum stehe hierbei die Entwicklungszone um den Seetalplatz. Man wolle jedoch den Tourismus nicht als abgekoppeltes Teilelement betrachten, sondern als eines von verschiedenen Puzzlestücken im Emmer Standortmarketing.

Deshalb will der Gemeinderat zurzeit noch keine alleinstehende Tourismuskommission schaffen. Er sei jedoch dazu bereit, eine Erweiterung der Wirtschaftskommission zu einer Wirtschafts- und Tourismuskommission zu prüfen.

Aufkleber zur Tourismusförderung? Für Mediensprecher Bucher als «Fasnachts-Gag» durchaus charmant. Ob sich eine ähnliche Aktion – in geordneten Bahnen – zu Marketingzwecken eignet, müsse die Gemeinde in einem ganzheitlichen Kontext betrachten. Die Erkenntnisse könnten allenfalls in das Tourismuskonzept einfliessen.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Philipp Bucher, Mediensprecher der Gemeinde Emmen
  • Facebook-Beitrag in der Gruppe «Du besch vo Ämmebrogg, wenn...»
  • Antwort Gemeinderat Emmen zum Vorstoss «Einführung Kurtaxe»
  • Antwort Gemeinderat Emmen zum Vorstoss «Gewerbe- und Tourismusförderung»
  • Mitteilung der Gemeinde Emmen
  • Medienarchiv zentralplus
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