Der Luzerner Mauro Peter avanciert zum Jungstar

Tierische Rivalität auf den Opernbühnen

Der Luzerner Tenor Mauro Peter hat allen Grund zum Lachen. Seine Karriere läuft. (Bild: Franziska Schrödinger)

Der junge Luzerner Tenor Mauro Peter hat es geschafft. Er gastiert an den internationalen Opernbühnen. Doch seine Wurzeln halten ihn in der Schweiz. Mit zentral+ sprach er über die Klischees und die Realität seines Jobs. Eines Jobs, bei welchem der Feierabend von Applaus eingeläutet wird.

Vorsingen möchte Mauro Peter im Café Luz in Luzern, wo wir uns treffen, nichts. «Ich hab frei», lacht der 28-jährige Tenor.

Peter kommt gerade aus Zürich, wo er sich eingerichtet hat und derzeit für die Oper Wozzeck singt. Darin übernimmt er den Part von Wozzecks Kameraden Andres. Gleich danach geht es auch schon weiter nach Frankfurt für einen Liederabend. Und bald tritt er im KKL auf. In den vergangenen zwei Jahren ist er zum Jungstar in der lyrischen Tenorszene avanciert.

Wann hat mans geschafft?

Es läuft. Mauro Peter ist ständig unterwegs. Sein festes Standbein hat er am Opernhaus Zürich, er gastiert aber in den bedeutendsten Musikmetropolen von London über Salzburg und Wien bis nach Tokyo. «Aber ich freue mich momentan vor allem darüber, dass es auch in der Schweiz langsam mehr wird», sagt Peter, der hier stark verwurzelt ist. «Meine Basis muss in der Schweiz bleiben, das ist klar.»

«Die ersten Gänsehautmomente, wenn alles zusammenkommt. Da merkt man, was Musik mit einem machen kann.»

Wenn man sich solche Gedanken machen kann, hat man es dann geschafft? «Theoretisch ja», sagt er. «Aber das ist auch bloss eine Momentaufnahme. Die Ziele verändern sich ja stetig. Zuerst war das Ziel, überhaupt Gesang zu studieren, dann vom Solosingen leben zu können.» Dann kam das Herumjetten in der Welt und nun habe er auch das bereits erreicht. Er scheint selbst fast überrascht darüber. «Ich werde aber wahrscheinlich nie sagen: Ich habe es geschafft. Man will sich ja immer weiter entwickeln.» Er sei jetzt zufrieden, aber es gehe hoffentlich noch weiter, sagt er mit einem Zwinkern.

Die braven Singknaben?

Angefangen hat Peter schon ganz klein. Mit acht Jahren als Singknabe in Luzern. Wird man da nicht gehänselt in der Schule? Er lacht. «Nein, das war bei uns gar nicht so. Die einen gingen tschutten, die anderen singen.» Man habe wohl auch ein etwas falsches Bild der Singknaben. «Man glaubt, das seien ganz brave Jungs. Falsch, die sind wie alle anderen, haben auch Seich im Kopf. Sie hatten in den Chorlagern auf jeden Fall genug mit uns zu tun.»

Geprägt haben ihn die Erfahrungen von damals auf jeden Fall. «Das erste Mal ins KKL reinzulaufen, durch die engen Gassen auf die Bühne. Das war überwältigend. Und dann die ersten Gänsehautmomente, wenn alles zusammenkommt. Da merkt man, was Musik mit einem machen kann.» Da habe es ihm den Ärmel reingenommen. Und mit 17 habe er sich definitiv entschieden. Entschieden für eine der beiden Karrieren, die er immer in die Freunschaftsbüchlein schrieb: «Sänger oder Tschütteler».

Jetzt unterhalte mich!

Natürlich sei es ein Glück, das Stimmmaterial dafür zu haben, gibt Peter zu. Auch seien die Chancen als Tenor grösser, da weniger Auswahl bestehe. «Aber irgendwann hat es nichts mehr mit dem Glück einer schönen Stimme zu tun. Die Anforderungen sind extrem hoch.» Mit Talent bleibe man vielleicht zwei Jahre dabei, dann komme man ohne viel Arbeit nicht mehr weiter.

«Man wird angebellt, und wenn man zurückbellt, dann ist gut.»

«Aber es geht nich nur ums Üben: Auch die mentale Arbeit ist wichtig.» Er habe lernen müssen, mit dem Druck umzugehen. «Da sitzen Leute, die haben teilweise 300 Franken bezahlt, einen freien Abend, sich schön angezogen und jetzt wollen sie unterhalten werden.» Man müsse den Druck umwandeln können in Motivation, die einen auch beflügeln kann. «Die psychologische Seite dieses Jobs ist völlig unterbeleuchtet.»

Wie im Hunderudel

Den Konkurrenzkampf untereinander in der Klassik nimmt Peter nicht besonders hart wahr. «Ich kenne keine üblen Geschichten. Die Konkurrenz zeigt sich eher unterschwellig. Aber sie ist schon da.» Von aussen werde das alles nur aus der einen Perspektive wahrgenommen, weiss Peter: «Schöne Musik, schöne Bilder, der Applaus am Ende des Arbeitstags. Das hat nicht jeder.»

Die kleinen Rivalitäten hinter den Kulissen vergleicht Peter mit dem Tierreich: «Es wird beschnuppert, dann wird man auch mal aus dem Nichts heraus vom Dirigenten getestet. Manchmal ist es wie in einem Hunderudel. Man wird angebellt, und wenn man zurückbellt, dann ist gut.» Das gehöre halt auch dazu, er sei aber glücklicherweise bisher meist davon verschont geblieben.

Mauro Peter im KKL

Am Freitag, 6. November, ist Mauro Peter im Lunchkonzert um 12.30 Uhr im Konzertsaal des KKL zu sehen und hören. Gemeinsam mit Helmut Deutsch am Klavier, singt er Schubert-Lieder. «Kurz und knackig», sagt Peter.

zentral+ verlost 2 x 2 Tickets für das Lunchkonzert. Schreiben Sie einfach eine E-Mail mit dem Betreff «Peter im KKL» an [email protected]. Wettbewerbsende ist am 01.11.15. Die Gewinner werden ausgelost und persönlich informiert.

Schwierig sei es zu Anfang sicher, mit negativer Kritik umzugehen. «Es ist nicht wie im Sport, wo man die Zeit oder die Länge messen kann.» Natürlich könne man die Qualität beurteilen, aber vieles sei auch subjektiv. «Wenn du singst, dann gibst du extrem viel von dir. Du legst alles in die Waagschale, öffnest dich. Man muss lernen damit umzugehen, wenn einer sagt: Hat mir jetzt überhaupt nicht gefallen.»

Aufpassen auf das Instrument

Doch auch an anderen Ecken lernt Peter noch ständig dazu. «Ich habe zum Beispiel nicht die selben Werkzeuge wie ein Schauspieler. Ich bin Sängerdarsteller. Der Gesang steht vorne und dahinter steht das Schauspiel. Ich lerne hier bei jeder Produktion wieder dazu.»

«Ich versuche nicht übervorsichtig zu sein, aber es auch nicht extra zu übertreiben.»

Das eine oder andere sei schauspielerisch aber auch gar nicht möglich, erklärt Peter: «Ich kann zum Beispiel nicht in der Rolle verzweifelt herumschreien und gleich danach in der Arie wie ein Vögelchen trällern. Das geht nicht.» Man müsse sein Instrument mit Vorsicht behandeln.

Job ist Job

Er versuche aber nicht überempfindlich zu sein. «Manchmal trinke ich auch mal einen über den Durst oder rauche nach einem sehr schönen Konzert eine Zigarette.» Man müsse einen gesunden Weg finden, den Job auch als Job anzusehen. «Ich versuche nicht übervorsichtig zu sein, aber es auch nicht extra zu übertreiben.»

Geht es um sein Privatleben, ist Peter zögerlich. «Ich stehe als Sänger in der Öffentlichkeit. Nicht als Privatperson.» Deshalb behalte er sein Privatleben und auch seine politische Meinung für sich. «Ich finde, es müssten sich nicht immer alle zu allem äussern. Schuster, bleibt bei deinen Leisten.»

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