Riesen-Tunnel soll Luzerner Innenstadt entlasten

Tiefbahnhof-Gegner überrascht mit Plänen zur «Spange Mitte»

Die Lösung aller Probleme? Das vespricht ein neuer Tunnel unter der Luzerner Innenstadt.

(Bild: Google Maps)

Spange wie viel? Mitten in der Diskussion über Varianten der Spange Nord prescht der Architekt Martin D. Simmen mit der Spange Mitte vor. Besser und billiger sei der Tunnel unter der Innenstadt hindurch. Auch gegen den Tiefbahnhof engagiert sich der Luzerner.

Ist das der Befreiungsschlag? Da drängt sich in die aufgeheizte Diskussion um die Spange Nord eine neuer Vorschlag: die Spange Mitte. Das Magazin «Stadtsicht» hat die Idee in ihrer neusten Ausgabe aufs Tapet gebracht. Anstelle des hoch umstrittenen Autobahnzubringers mitten durch den Schlossberg und das Friedberg-Quartier würde diese Alternativvariante die Innenstadt komplett untertunneln.

Vom Bereich der Hausermatte (Nähe Hotel Europe) soll ein neuer durchgehender Tunnel unter dem Schweizerhofquai und der Altstadt bis zur Stadtautobahn führen. Beim Luzernerhof wäre ein Anschluss Richtung Maihof möglich. Mit dieser Lösung gäb’s eine direkte Verbindung von der Haldenstrasse zum Reussport-/Sonnenbergtunnel Richtung Süden – und via Lochhof in den Norden.

Die Achse Pilatusstrasse–Bahnhof–Seebrücke–Schweizerhofquai–Luzernerhof würde vom Durchgangsverkehr befreit, es entstünde Raum für Fussgänger, Velofahrerinnen und Busse.

Schwarz sind die heute existierenden Strassen und Tunnels – die rote Linie zeigt, wo die Spange Mitte verlaufen würde.

Schwarz sind die heute existierenden Strassen und Tunnels – die rote Linie zeigt, wo die Spange Mitte verlaufen würde.

(Bild: zvg)

Auf jeden Fall günstiger?

«Die Spange Mitte löst alle Probleme», schreibt Herausgeber Bruno Affentranger. Der Vorschlag stammt nicht von ihm, sondern vom Luzerner Architektenpaar Karin und Martin D. Simmen – der Medienunternehmer hat die Idee aufgegriffen und unterstützt sie nun öffentlichkeitswirksam.

Das Projekt sei kompatibel mit dem Tiefbahnhof, dem Metro-Projekt und allfälligen Parkhäusern wie dem Musegg- oder Seeparking und berge «enormes kommerzielles Potential», weil die Fläche zwischen Bahnhof und Luzernerhof quasi zur Flaniermeile würde. Das Beste dabei: Die Spange Mitte sei in jedem Fall kostengünstiger als die Spange Nord, die je nach Variante zwischen 200 Millionen und 1 Milliarde Franken kosten würde.

Affentranger fordert, dass Kanton und Stadt Luzern die neue Variante so schnell wie möglich prüfen. Man habe die Initiative bewusst in der frühestmöglichen Phase aufgenommen. «Unterstützende oder Gegner für die Idee werden sich in diesen Tagen und Wochen erst noch finden müssen», präzisiert Affentranger.

Das Projekt Spange Nord auf dem Plan.

Im Vergleich dazu das Projekt Spange Nord.

(Bild: zvg)

Architekt mit unkonventionellen Lösungen

Wie kam der pensionierte Architekt Martin D. Simmen, der in seiner Berufskarriere auch schon raumplanerisch tätig war, auf seinen Vorschlag? «Um zu einer guten Lösung zu gelangen, muss man planen, analysieren und innovativ sein, darin unterscheidet sich eine raumplanerische Lösung nicht gross von der Planung eines Hauses», sagt Simmen, der immer noch zu 50 Prozent als Architekt arbeitet. In beiden Fällen gehe es um Funktionen und räumliches Denken.

«Behörden verkrallen sich in den bisherigen Lösungen.»

Martin D. Simmen, Architekt

«Und es interessiert mich einfach, ich bin in der Stadt Luzern aufgewachsen und habe mein Leben lang hier gewohnt», sagt er. Simmen trat schon mehrfach mit unkonventionellen Lösungen in Erscheinung: In den 90ern schlug er für die Umfahrung des Stadtzentrums eine Brücke zwischen Luzernerhof und Bahnhofplatz vor. Und in jüngerer Zeit fiel er durch sein Engagement für das Bahndreieck Nord und somit gegen den Tiefbahnhof auf. Er führt da einen Kampf gegen den vorherrschenden politischen Konsens: «Unsere Kritik wird totgeschwiegen», sagte er kürzlich (zentralplus berichtete).

Genauso wenig wie an den Tiefbahnhof glaubt er an die Spange Nord: Die Lösung sei fantasielos und bringe kaum Entlastung auf der Seebrücke. «Mit der Spange Mitte hingegen wird der Schweizerhofquai zu einer Begegnungszone für Fussgänger, Bus und Velo», ist er überzeugt. «Unser Vorschlag ist die sinnvollste Lösung.»

Mit Robert Küng in Kontakt

Ganz neu ist die Idee nicht, er hat sie in einer ähnlichen Form bereits vor zwei Jahren dem Kanton vorgeschlagen. Im Zusammenhang mit den Diskussionen um die Spange Nord hat er neuen Mut gefasst und den Vorschlag überarbeitet und Regierungsrat Robert Küng darüber informiert – bis jetzt noch ohne Rückmeldung.

Die jetzt verfeinerte Lösung sieht er als Optimum – das Maximum gebe es bei Planungen ohnehin nie. Existierende geologische Gutachten würden die Machbarkeit bescheinigen, heisst es im Projektbeschrieb. 

Und wieso soll die Spange Mitte günstiger sein als das nördliche Pendant? Da will sich Simmen nicht so klar festlegen, wie es das Magazin tut. Die Vollversion der Spange Nord (mit Tunnel bis an die Haldenstrasse) und die Spange Mitte würden sich etwa die Waage halten, ist er überzeugt.

Was ist mit dem Rontal?

Was sofort auffällt: Mit der Spange Mitte wäre das Rontal und das Maihof-Gebiet ausgenommen: Der Verkehr auf die Autobahn würde immer noch via Zürichstrasse in die Stadt einfallen – oder über das Nadelöhr via Sedel. Simmen gibt zu, dass in diesem Bereich allenfalls weitere bauliche Massnahmen nötig wären.

Simmen ist überzeugt, dass die Spange Nord im Sinne einer unnötigen Stadt-Umfahrung auf einer veralteten Idee beruht. «Darum muss die Spange Mitte jetzt zum Gesprächsthema werden.» Doch kommt er damit nicht zu spät? «Für Behörden und Politiker vielleicht, die verkrallen sich in den bisherigen Lösungen, da kommt nichts Neues. Ich glaube jedenfalls nicht mehr an die Spange Nord.»

Der Architekt wettet auf ein Scheitern der hoch umstrittenen Spange Nord – und liefert auch gleich die Konkurrenzidee. Ob die Politik drauf anspringt?

Hinweis: Die Reaktionen von Stadt und Kanton Luzern sowie Verkehrspolitikern zur Spange Mitte lesen Sie im nächsten Beitrag.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 08.12.2023, 17:34 Uhr

    Die Spange Mitte ist die Pragmatische Idee.
    den Spital noch anschliessen. Und ein Parkhaus für PW und Car könnte auch unter dem Wesemlin hinter dem Gletschergarten realisiert werden!

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