Altes Luzerner Kino als Showküche wiedereröffnet

Thai-Koch vergeht sich an Anton Mosimanns legendärem Risotto

Der Klassiker zur Eröffnung: Das rote Band wird durchgeschnitten.

(Bild: Swiss Education Group)

Filmrollen sind Geschichte im ehemaligen Luzerner Kino «Limelight». Stattdessen dominieren nun Mehl, Butter, Zucker und Schokolade. Bei der Neueröffnung als Ausbildungsküche im früheren Kino stellte sich zudem heraus, dass noch immer Kunst und Genuss im Zentrum stehen. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt.

Das Luzerner «Limelight» wurde diesen Dienstag neu eröffnet: Moderner, heller und lebendiger als sein letztlich nur noch wenig erfolgreicher Kino-Vorgänger. Nach Jahren des Stillstandes soll an der Luzerner Löwenstrasse ein etwas anderes Epizentrum für Kultur entstehen – in einer Showküche wird ein Masterstudiengang in International Business, Patisserie und Chocolaterie beheimatet (siehe Box). Über 2,7 Millionen Franken hat die Swiss Education Group (SEG) investiert, um das alte Kino in eine topmoderne Backstube zu verwandeln (zentralplus berichtete).

Ein bittersüsses Ende und ein Paukenschlag zur Neueröffnung

Trotz bittersüssem Ende für die Cineasten, bei der SEG, der das César Ritz Collège mit dem neuen «Limelight» angehört, feierte man die neueste Errungenschaft in Luzern. Unter dem Motto «Thai Kitchen to the World» wurden sämtliche Register gezogen: Die Schweizer Kochlegende Anton Mosimann, der thailändische TV-Star und Chef Chumpol Jangprai, der thailändische Botschafter Kittiphong na Ranong und CEO der SEG, Florent Rondez, waren anwesend.

Gleich am ersten Tag wurde die künftige Backstube zur Küche umfunktioniert. Am Herd standen die Chefs Mosimann und Jangprai mit zwei Lehrlingen.

Gleich am ersten Tag wurde die künftige Backstube zur Küche umfunktioniert. Am Herd standen die Chefs Mosimann und Jangprai mit zwei Lehrlingen.

Wie könnte es anders sein: Das Essen stand bereits am ersten Tag im Mittelpunkt. Nach ein paar kurzen Worten zur Begrüssung und gegenseitigem Lob für die kulinarische Vielfalt des jeweiligen Landes wurde nicht mehr lange gefackelt. Ohne viel Tamtam, aber unter Applaus schnitten die vier Herren das obligate rote Band vor dem Eingang durch und drängten dann schleunigst in die Küche.

«Aufs Risotto gehört keine Tom Yum Paste»

Es ging nicht lange, da verwandelte sich der sterile Raum in ein Erlebnis für die Sinne. Mosimann hatte die Kochlöffel noch keine fünf Minuten in der Hand, schon roch es nicht mehr nach eben erst ausgepackten Kühlschränken und gebohnertem Boden, sondern nach geschmolzener Butter und Pilzen, Zwiebeln und Champagner. Daneben bereitete Chumpol Jangprai aus Ingwer, Zitronengras, Chillies und weiteren Zutaten in Windeseile eine frische Tom Yum Paste zu, die anschliessend auf Mosimanns bekannten Risotto ai funghi drapiert wurde. Ein Risiko. Denn Mosimanns Pilzrisotto ist weltbekannt und Mosimann auch darum ein Star in der Welt der Köche.

Dass jemand anderes als Mosimann diesem einen Risotto den letzten Schliff gibt, ist sozusagen unerhört. Das sagt auch Mosimann im Video.

Doch zeigte sich schnell, warum die beiden Köche dermassen gefeiert werden: Die Kreation vermochte die Masse zu begeistern. Rundherum wurde applaudiert, Löffel geschleckt und gierig Nachschub verlangt. Nur ein kritischer Berufskollege Mosimanns fand: «Risotto ist Risotto. Da gehört kein Tom Yum drauf. Fusionen machen das Geschmackserlebnis kaputt.»

Ein thailändisch inspiriertes Risotto ai funghi von Anton Mosimann. 

Ein thailändisch inspiriertes Risotto ai funghi von Anton Mosimann. 

(Bild: Swiss Education Group)

Noch mehr Studenten in Luzern

Die Swiss Education Group – SEG schafft mit dem Umbau knapp hundert Studienplätze im Bereich Patisserie und Chocolaterie. Damit will man einem Trend gerecht werden, wie Volker Müller, Chef Instruktor der Patisserie und Chocolaterie, erklärt. «Fernsehsendungen und soziale Netzwerke haben die Patisserie bekannter gemacht. Der verstärkten Nachfrage nach Ausbildungsplätzen in diesem Bereich soll mit dem Umbau Rechnung getragen werden.»

Neu werden im «Limelight» unter anderem Masterstudiengänge in International Business, Patisserie und Chocolaterie angeboten. Dass dies in Luzern geschieht, sei kein Zufall: «Die Schweiz geniesst ein weltweites Renommee für ihre Schokolade und Luzern ist eine der wichtigsten Tourismusadressen im Land», erklärt Müller.

Die Patisserie-Kunst

Völlig selbstverständlich wurde die Backstube mit dem thailändisch inspirierten Risotto schon an ihrem ersten Tag zu PR-Zwecken missbraucht. Kurz darauf zeigte sich aber, weshalb am Eröffnungstag des neuen Patisserie-Zentrums auf Salziges ausgewichen wurde: Das Dessert-Buffet entstand in einer ganzen Woche Arbeit, erzählte eine Auszubildende. Da hätte eine zwanzigminütige Show nirgends hingereicht, um das Publikum von der Kunst der Süssigkeit zu überzeugen. «Patisserie braucht Geduld», sagt denn auch Chef Instruktor Müller. Es drehe sich alles um Farben, Formen und Geschmäcker und sei daher der kreativste Küchenbereich, erklärt Fotis Kefalakis, ebenfalls Chef Instruktor der Patisserie und Chocolaterie.

Kefalakis und Müller werden in Zukunft die hundert Studenten im Jahr vom Amateur zum Profi trimmen. Oder wie Müller sagt: «Patisserie ist die Kunst, die süsse Seite des Lebens den Leuten näherzubringen. Das lehren wir die Studenten.» Weiterhin stehen also Kunst und Genuss im Zentrum des alten «Limelights».

Die Patisserie und Chocolatiers in Ausbildung zusammen mit dem Chef  Instruktor Fotos Kefalakis.

Die Patisserie und Chocolatiers in Ausbildung zusammen mit dem Chef-Instruktor Fotos Kefalakis.

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