Kontroverse um SP-Vorstoss

Tempo 30 in der Nacht: Vorschlag entzweit die Luzerner Quartiere

Tempo 30 auf nächtlichen Strassen? Diese Idee wird in Luzern bald diskutiert. (Bild: Emanuel Ammon/Montage zentralplus)

Die SP fordert, dass in der Stadt Luzern in der Nacht flächendeckend Tempo 30 eingeführt wird. Der Verkehrslärm würde damit halbiert. Während die Bewohner an der Bernstrasse bereits den Prosecco kaltstellen, hält sich die Begeisterung in anderen Quartieren sehr in Grenzen.

Der Verkehr ist ein Thema, das den Menschen an der Bernstrasse unter den Nägeln brennt. «Für uns hat die Lösung dieses Problems oberste Priorität», sagt Hans Bammert. Als Präsident des Quartiervereins hört er oft, dass sich die Anwohner über die Lärmbelastung beklagen.

Entsprechend froh ist er nun, dass die SP den Vorschlag auf den Tisch bringt, in der Nacht flächendeckend Tempo 30 in der Stadt Luzern einzuführen (zentralplus berichtete). Was er sich davon verspricht? «Endlich mehr Ruhe.»

«Wir fordern das auf der Bernstrasse schon lange, auch tagsüber», erzählt Bammert. Die Bernstrasse wird stark befahren, ist aber schmal. «Als Velofahrer fühlt man sich regelrecht gejagt. Die Situation ist gefährlich.» Wenn die Autos künftig wenigstens nachts langsamer unterwegs wären, bezeichnet Bammert dies als «ersten Schritt in die richtige Richtung».

Kaum Lärmbeschwerden im Tribschen

Ganz anders fallen die Reaktionen am anderen Ende der Stadt aus. «In unserem Quartier gilt bereits überall Tempo 30 – ausser auf der Hauptstrasse von der Langensandbrücke nach Kastanienbaum», sagt Urs Cattani. Der Präsident des Quartiervereins Tribschen-Langensand sieht keinen Vorteil darin, die Geschwindigkeitsvorschriften nun auch noch auf dieser Verbindung zu ändern.

«Von Anwohnern an der Tribschenstrasse habe ich noch nie Stimmen vernommen, die sich über nächtlichen Verkehrslärm beschweren würden», sagt Cattani. In diesem Gebiet befänden sich auch viele neuere Bauten, die gut isoliert seien.

Lärmbelastung wird halbiert
Durch die Absenkung der Geschwindigkeit von 50 auf 30 Kilometer pro Stunde kann die Lärmbelastung um 2 bis 4,5 Dezibel reduziert werden. Dies entspricht in etwa einer Halbierung des Verkehrs. Dies geht aus einem Faktenblatt der Vereinigung kantonaler Lärmschutzfachleute hervor. Die Lärmreduktion ist einerseits auf die tiefere Geschwindigkeit zurückzuführen. Andererseits führen Tempo-30-Zonen zu einem gleichmässigeren Fahrstil mit weniger lärmverursachenden Brems- und Beschleunigungsphasen. Um diesen Effekt zu erzielen, spiele allerdings die hindernisfreie Gestaltung der Strasse eine wesentliche Rolle.

Umfrage zeigt: Die Bedürfnisse gehen weit auseinander

Die Meinungen sind also geteilt. Dies bestätigt auch Martin Scherrer, Präsident des Verbands aller Luzerner Quartiervereine. Der Dachverband hat letztes Jahr von seinen Mitgliedern eine Umfrage durchführen lassen. Er wollte erfahren, welche Haltung die Stadtbewohner zu Tempo 30 haben.

«Es hat sich gezeigt, dass die Bedürfnisse in den Quartieren recht unterschiedlich sind», sagt Scherrer. Das lässt sich teils mit der Lage erklären. «Im Tribschen zum Beispiel ist man daran interessiert, rasch in die Innenstadt zu kommen. Im Hirschmatt-Neustadt-Quartier dagegen wünschen sich die Anwohner mehr Ruhe und versprechen sich eine grössere Verkehrssicherheit durch die Geschwindigkeitsreduktion.»

An der Umfrage haben 12 von 21 Quartiervereinen teilgenommen. Sie decken zwei Drittel der Stadtbevölkerung ab. Insgesamt hat sich die Mehrheit gegen eine flächendeckende Einführung von Tempo 30 ausgesprochen. Ob das Ergebnis gleich ausfallen würde, wenn dies nur in der Nacht gälte, kann Scherer aufgrund der Befragung nicht sagen. Klar ist aber: «Punktuelle Massnahmen kommen besser an», so Scherrer.

Tempo 30 nur auf der Zürichstrasse

So findet beispielweise die Idee, das Tempo gezielt nur auf der Zürichstrasse zu drosseln, im Quartier Hochwacht grossen Anklang. «Dort leidet die Lebensqualität schon unter der Verkehrsbelastung», sagt Präsident Marc-André Roth. «Zwei Drittel unserer Quartierbewohner haben sich bei der Umfrage für die flächendeckende Einführung von Tempo 30 ausgesprochen.»

Die unterschiedlichen Haltungen zeigen: Allenfalls macht es Sinn, nach massgeschneiderten Lösungen für die Quartiere zu suchen, wenn es um eine allfällige Umsetzung des SP-Vorstosses geht. Ein gezielter Einsatz von Temporeduktionen in der Nacht könnte bessere Chancen haben, mehrheitsfähig zu sein.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Margrit Grünwald
    Margrit Grünwald, 14.11.2019, 22:16 Uhr

    Es ist kaum anzunehmen, dass alle Leute im Tribschenquartier ihre Meinung abgegeben haben. Wir im vorderen Teil, in der Tribschenstadt, haben mehr Verkehr vom Bahnhof zu übernehmen, auch Cars. Diese fahren die Route über die Werkhofstrasse. Deshalb sind wir für Tempo 30 sehr froh. Die Seitenstrassen im Hirtenhofquartier sind typische Zubringerstrassen, oder sie befinden sich im relativ steilen Gelände mit Kurven, wo ohnehin nicht mit 50 gefahren werden kann. Auf der Hauptachse Langensandbrücke – Schönbühl mit den vielen Lichtsignalanlagen kann meist nicht durchgestartet werden, zum Glück.

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  • Profilfoto von Jörg
    Jörg, 14.11.2019, 07:48 Uhr

    in Littau Rengg Strasse bis zur Luzernerstrasse hinunter , sollte man 30 Einführen ,Blitzkästen Aufstellen, ab 13 Uhr bis 6 Uhr Früh ein generelles Lastwagen Fahrverbot , ausser Dringende Lieferung, und vor die Kreisel Schwellen, wie in Ägypten, mal sehen ob dan der Raserei nicht Einhalt Geboten werden kann, man will über die Strasse ein Fahrer hält, in der hälfte angekommen kommt einer daher das es einem schier die Einkaufstasche wegbläst, obwohl Fussgängerstreifen der denkt nicht ans Halten, die Stadt soll endlich die Massnahmen die vom Bund herausgegeben sind , umsetzen, und weniger Träumen von Spange Nord , Brücke zur Flumühle und solchen Unsinn,

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