Es sei paradox: «Alle wollen eine gute Mobilfunkversorgung, Kundinnen und Kunden nutzen das Mobilfunknetz immer intensiver, und nur sehr wenige möchten ihr Grundstück oder Gebäude zur Verfügung stellen für eine Mobilfunkanlage.» Das schreibt die Swisscom gegenüber zentralplus.
Hintergrund ist das erneute Abschalten einer Mobilfunkanlage im Kanton Zug.
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Wie lange sich die betroffenen Gebiete für Ersatzlösungen gedulden müssen
Ende vergangener Woche wurde bekannt, dass die Swisscom in der Stadt Zug eine Antenne abschaltet. Handynutzer rund um die Bossard-Arena haben deswegen seit Montag einen deutlich schlechteren Empfang (zentralplus berichtete).
Swisscom- und Salt-Kunden betroffen
Nun passiere Ähnliches in Cham, wie eine Leserreporterin gegenüber zentralplus sagt. Am 28. Oktober wurde die Mobilfunkanlage im Bereich der Knonauerstrasse eingestellt. Seither ist der Empfang deutlich schlechter geworden. In Gebäuden sei Telefonieren teilweise gar nicht mehr möglich, wie die Swisscom den Anwohnern mitteilt. Das entsprechende Schreiben liegt zentralplus vor. Auch die mobile Datennutzung stehe nicht mehr oder nur mit reduzierter Geschwindigkeit zur Verfügung. Im Freien sei das Netz besser, doch auch dort könne es zu Einschränkungen kommen.
Zum Abschalten des Mastes schreibt die Swisscom: «Die Ausschaltung lässt sich leider nicht vermeiden. Grund dafür ist der Abbruch des Hochspannungsmastes, an dem die Mobilfunkanlage installiert ist.» Betroffen seien die Chamer Gebiete Teuflibach, Spiess, Eizmoos, Hammer und Röhrliberg.
Es trifft in diesem Fall aber nicht nur Swisscom-Nutzer, sondern auch solche von Salt. Denn diesem Unternehmen gehört laut Sabrina Hubacher, Mediensprecherin der Swisscom, die Anlage. Die Swisscom sei Mitbenutzerin. Hubacher erklärt weiter, die Swisscom habe «intensiv und frühzeitig nach einem Ersatzstandort» für die Anlage gesucht. Bisher habe man aber nur Absagen erhalten. Wie viele Kunden vom Aus der Anlage betroffen sind, weiss die Swisscom nicht.
«Zuerst haben wir gedacht, so schlimm wird das nicht»
Eine zentralplus-Leserin, die anonym bleiben will, berichtet von der Situation: Der Hochspannungsmast werde abgebrochen und auf der anderen Strassenseite neu aufgebaut. Beim neuen Standort hätten die Betreiber keine neue Bewilligung für die Mobilfunkantenne erhalten. «Am 28. Oktober wurde die Antenne abgeschaltet. Zuerst haben wir gedacht, so schlimm wird das nicht. Aber wir haben im Haus nun gar keinen Handyempfang mehr. Jetzt merken wir, wie abhängig man von den Mobilfunkanbietern ist.»
Trotzdem wolle sie der Swisscom keinen Vorwurf machen, denn immerhin habe man im Freien noch einigermassen Empfang. Zuversichtlich, dass sie bald wieder vernünftigen Empfang im Haus hat, ist die Leserreporterin jedoch nicht. Aus gutem Grund: Im Infobrief der Swisscom steht, man könne keine Angaben dazu machen, wie lange die «unbefriedigende Situation» anhalten werde. «Da Swisscom noch keine Zusage eines Grundeigentümers für die geplanten direkten Ersatzmassnahmen hat, ist leider erfahrungsgemäss noch mindestens mit zwei Jahren zu rechnen, während denen diese Versorgungseinbussen andauern werden.»
Auch ein Provisorium braucht seine Zeit
Sollte jedoch alles nach Plan verlaufen, so die Verantwortlichen weiter, würden sie mit einer Inbetriebnahme von «Teilersatzmassnahmen» im ersten Halbjahr 2025 rechnen. Denn die Swisscom hat gemäss eigenen Angaben eine mögliche Lösung bei der Autobahnausfahrt gefunden. Dafür ist die Baufreigabe erfolgt. Nur: Nicht alle betroffenen Kunden erhalten so den Empfang zurück. Einzig die Gebiete Hammer und Röhrliberg könnten damit «wieder gut versorgt werden», wie die Mediensprecherin schreibt.
Für die anderen Gebiete sei ebenso eine provisorische Lösung in Sicht, wie es im Brief weiter heisst. Doch auch da gibt es Stolpersteine: «Ein Provisorium in Form eines mobilen Containers muss das gleiche Bewilligungsverfahren durchlaufen wie ein regulärer Standort. Dies kann bis zu zwei Jahre dauern.»
Handynutzer brauchen also einen langen Atem. Auch in der Stadt Zug ist das der Fall. Dort könnte der Empfang ebenfalls bis zu zwei Jahren eingeschränkt bleiben. Doch immerhin gibt es für sie noch eine versöhnliche Nachricht: Aktuell plant der Mobilfunkanbieter laut eigenen Angaben in der Region keine weiteren Ausschaltungen von Antennen.
Matthias Stadler ist Redaktionsleiter von zentralplus und seit über zehn Jahren Journalist. Die meiste Zeit davon in Luzern und in der Zentralschweiz, während zwei Jahren auch als Ozeanien-Korrespondent.