Kritik am ersten Krimi der Serie in Echtzeit

«Tatort» lädt zur Gratis-Gala-Premiere im KKL

Gäste aus der Welt der Schönen und Reichen strömen ins KKL. Abendkleider schimmern im Glanz der Scheinwerfer, Fotoapparate blitzen. Der «Tatort» beginnt.

(Bild: Daniel Winkler/SRF)

Im KKL fand der Dreh statt, und hier wird nun endlich auch die Premiere des Luzerner «Tatort – Die Musik stirbt zuletzt» stattfinden. Der 14. Luzerner Sonntagskrimi ist der erste komplett am Stück gedrehte Echtzeit-Tatort. Das kommt nicht überall gut an: Laut der deutschen «Bild» hat er das Potenzial, zum schlechtesten «Tatort» aller Zeiten zu werden.

Endlich ist es so weit: Der Luzerner «Tatort», der in einer einzigen Kameraeinstellung gedreht wurde, wird ausgestrahlt. Und das nicht nur im Fernsehen (siehe Box).

Die Idee sei gewesen, einen ganzen «Tatort» im Luzerner KKL zu drehen, so Regisseur Dani Levy. Während eines klassischen Konzertes. Doch das KKL hatte für die Dreharbeiten nur ein knapp zehntägiges Fenster frei. «Ich war sofort entzündet von der Idee der Einheit von Zeit und Ort und schlug deshalb vor, den Gedanken noch radikaler zu fassen», so Levy.

Theater und Training

Bei einem normalen «Tatort» wird mit 20 bis 23 Drehtagen gerechnet. Der 14. Luzerner «Tatort – Die Musik stirbt zuletzt» wurde an vier Abenden gedreht mit ingesamt über 1500 Statisten. Ähnlich einer Theateraufführung wurde durchgespielt, während der Kameramann den Darstellern quer durchs KKL folgte, ohne je die Aufnahme zu unterbrechen. Was eine punktgenaue Inszenierung und intensive Proben von vier Wochen erforderte.

Kritik und kostenlose Karten

Auch am 5. August wird zentralplus die obligate «Tatort»-Kritik veröffentlichen. Und selbstverständlich fassen wir das amüsante und manchmal recht fiese «Twittergewitter» zusammen.

Die Galapremiere des neuen Luzerner «Tatort – Die Musik stirbt zuletzt» findet am 5. August 2018 bereits um 18 Uhr statt. Der Film wird exklusiv vor der ersten TV-Ausstrahlung am selben Abend auf der Grossleinwand im Konzertsaal gezeigt. Tickets sind am Veranstaltungstag ab 16.30 Uhr im Foyer des KKL Luzern kostenlos erhältlich.

«Man konnte nicht abbrechen oder aufgeben, es galt die Unerbittlichkeit des Moments. Dieses Adrenalin wurde für uns alle etwas sehr Besonderes und hatte etwas Lehrreiches: Man kann Probleme auch mit laufender Kamera lösen», so Levy.

Eine riesige Herausforderung war der Dreh auch für Kameramann Filip Zumbrunn – bei der Planung, aber auch an den Abenden. «Ich musste mich mit Training und Physio-Übungen fit halten und besonders die Unterarme stärken, damit ich die Kamera 90 Minuten lang halten konnte. Auch die Flüssigkeitszunahme musste gut eingeteilt werden, um nicht mitten im Dreh auf Toilette gehen zu müssen.» Doch die grösste Herausforderung sei gewesen, den kompletten Film mit allen Dialogen, Bewegungen und Abläufen im Kopf gespeichert zu halten und trotzdem auf spontane Dinge reagieren zu können. «Diese Hirnleistung war erstaunlicherweise viel ermüdender als die körperliche Leistung», so Zumbrunn.

Eine Geschichte aus zahlreichen Perspektiven

Der Sonntagskrimi handelt vom schwerreichen Unternehmer und Mäzen Walter Loving (Hans Hollmann). Dieser veranstaltet ein Benefizkonzert mit dem argentinischen Jewish Chamber Orchestra. Mit Musik von Komponisten, die während des Zweiten Weltkrieges im Konzentrationslager umgekommen sind, soll den Opfern des Holocaust gedacht werden. Loving selbst hat damals zahlreichen Juden zur Flucht verholfen und damit ihr Leben gerettet. Doch ist der Patriarch wirklich der Gutmensch, den alle gerne in ihm sehen?

«Für mich persönlich war diese Arbeit wie fliegen.»
Delia Mayer

Vergiftungen, Luftröhrenschnitt, Ermittlungen und Verfolgungen – alles passierte während des klassischen Konzertes, welches der Zuschauer in Echtzeit erlebt. Um Panik zu vermeiden, wird das Konzert weitergespielt und während die Musik dem Höhepunkt zustrebt, blickt man immer tiefer in die Abgründe der Familie Loving.

Die Perspektive der Zuschauer wechselt dabei von Täter zu Opfer, von Opfer zu Ermittler, von Ermittler zurück zu falschen Tätern. Der «Tatort» spielt nicht nur im KKL, auf der Bühne, Backstage, im Zuschauerraum, auf der Seeterrasse, sondern auch im Auto und im bevölkerten Bahnhof.

Bald ist es vorbei

Für Delia Mayer war der Dreh ein Abenteuer. «Für mich persönlich war diese Arbeit mit Dani Levy, dem ich sehr dankbar bin, wie fliegen», so Mayer.

Und auch ihr Kollege Stefan Gubser scheint von den Echtzeit-Dreharbeiten begeistert gewesen zu sein. «Einmal traten die Rettungssanitäter mit der Trage nicht auf, weil sie ihren Einsatz nicht hörten», erzählt er eine Anekdote. Sofort sei es hektisch geworden und alle hätten angefangen, zu improvisieren. «Es war herrlich, ein wunderbares Chaos», so Gubser.

Delia Mayer alias Kommissarin Ritschard, Regisseur Dani Levy und Stefan Gubser als Kommissar Flückiger (v.l.).

Delia Mayer alias Kommissarin Ritschard, Regisseur Dani Levy und Stefan Gubser als Kommissar Flückiger (v.l.).

(Bild: Daniel Winkler/SRF)

Fasnacht, Helge und das KKL

Das Drehbuch zum «Tatort – Die Musik stirbt zuletzt» stammt ebenfalls von Dani Levy, der gemeinsam mit den Autoren Stefan Brunner und Lorenz Langenegger daran gearbeitet hat. Levy kennt man von zahlreichen erfolgreichen Kinofilmen, vor allem von der Parodie «Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler», die 2008 mit Helge Schneider in der Hauptrolle lief. Zudem hat der Schweizer Regisseur bereits den Luzerner «Tatort – Schmutziger Donnerstag» inszeniert.

Gemäss der deutschen Boulevard-Zeitung «Bild» ist dieser «Tatort» bei Testvorführungen durchgefallen. Die Ausstrahlung sei auf der Kippe gestanden.

Der KKL-«Tatort» wird der viertletzte Luzerner Sonntagskrimi sein (zentralplus berichtete). Danach zieht er weiter nach Zürich, ein neues Team wird ermitteln. Man darf also gespannt sein, wie es in Luzern zu Ende gehen wird. Wir hätten da ein paar Ideen.

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