Pilatus-Bahnen arbeiten an Monsterprojekt

Talstation soll aus Krienser Zentrum verschwinden

Verlegung geplant: Geht es nach den Pilatus-Bahnen, soll die Panorama-Gondelbahn von Kriens auf die Fräkmüntegg neu vom Gebiet Schlund aus fahren. (Bild: Pilatus-Bahnen AG)

Zu viel Stau, zu wenig Parkplätze, genervte Anwohner bei der Talstation der Pilatus-Bahnen. Nun scheint die Lösung gefunden: Die Bahn möchten ihre Talstation vom Krienser Zentrum ins Gebiet Schlund verlegen. Doch das würde die Stauproblematik wohl nur verschieben.

Innovative Ideen ist man sich von den Pilatus-Bahnen gewohnt. Erst kürzlich ist man mit dem aerodynamischen «Dragon Ride» in eine neue Dimension des Luftseilbahnbaus vorgestossen (zentral+ berichtete). Nach dem Abgang des langjährigen Präsidenten Oscar J. Schwenk machen sich der neue Verwaltungsrat und die neue Geschäftsleitung Gedanken über die Zukunft (siehe Box).

Neue Linienführung geplant

Die prekäre Verkehrs- und Parkplatzsituation rund um die Talstation in Kriens ist dem Unternehmen schon lange ein Dorn im Auge. An guten Tagen würden sich die Autos bis ins Dorf runter stauen und der Schleichverkehr mache den Anwohnern zu schaffen, klagte der frühere Verwaltungsratspräsident Oscar J. Schwenk gegenüber der «Neuen Luzerner Zeitung» (NLZ).

Deshalb planen die Bahnen nun den grossen Wurf: Eine Verlegung der Talstation in den Krienser Schlund, wo sich unter anderem das Shoppingcenter Pilatusmarkt befindet. «Diese Lösung würde allen dienen», ist Schwenk überzeugt. Es gäbe genügend Raum für Parkiermöglichkeiten, mit dem Autobahnanschluss Luzern Süd eine leistungsfähige Verkehrsanbindung und mit dem Shoppingcenter interessante Einkaufsmöglichkeiten. Darüber hinaus böte diese Variante weitere Pluspunkte: Die Bahn würde dann nicht mehr über dichtes Wohngebiet führen, sondern über Wald. Und auch die Bahnführung auf die Fräkmüntegg wäre einfacher.

«Um diese Option näher zu prüfen, haben wir nun eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben», bestätigt Godi Koch, CEO der Pilatus-Bahnen AG, gegenüber zentral+. Es sei im Hinblick auf die schnelle Siedlungsentwicklung in der Agglomeration wichtig, Freiräume für die künftige Unternehmensentwicklung zu schaffen und zu sichern, hält Koch fest.

Wechsel an der Spitze

Nach 17 Jahren trat Verwaltungsratspräsident Oscar J. Schwenk an der Generalversammlung vom 12. Mai 2015 zurück. Er übergebe seinen Nachfolgern ein «schuldenfreies, hochprofitables und modern aufgestelltes Unternehmen», hiess es in der am Dienstag verschickten Medienmitteilung.

Nach 25-jähriger Tätigkeit im Verwaltungsrat tritt auch Vizepräsident Fredy Rey zurück. Neuer Verwaltungsratspräsident wird der in Kriens aufgewachsene Bruno Thürig, seit 2002 CEO der Obwaldner Kantonalbank. Ebenfalls neu in den Verwaltungsrat gewählt wurden Istvan Szalai, CEO des Seilbahnbauers Garaventa AG, und André Zimmermann, der frühere CEO der Pilatus-Bahnen AG.

Kriens warnt vor neuem Verkehrskollaps

Das Vorhaben stösst in Kriens grundsätzlich auf Interesse. «Dass eine alte Idee neu durchdacht wird, begrüssen wir», sagt Gemeinderat Cyrill Wiget (Grüne), Vorsteher des zuständigen Departements für Umwelt, Sicherheit, Sport. Es sei aber wichtig, dass die Verlegung «systemverträglich» erfolge, mahnt Wiget mit Blick auf den Autoverkehr. «Der Autobahnzubringer im Schlund ist von der Kapazität her schon heute am Anschlag.»

Zudem werde die geplante Grossüberbauung im Mattenhof die Verkehrssituation in Luzern Süd weiter verschärfen. Das ganze Gebiet erfahre derzeit einen grossen Entwicklungsschub. «Deshalb ist es wichtig, dass die Pilatus-Bahnen bei der Planung auf den ÖV abstellen. Die Nähe zur Haltestelle Mattenhof wäre eine Chance.» Allerdings seien dem Gemeinderat noch keine Details der Planung bekannt, so Wiget. «Das müssen wir dann noch genau anschauen.»

Keine Winter-Skianlage

Ein Kauf einer Winterbahn käme hingegen eher nicht in Frage, dementiert CEO Godi Koch. Der Ex-Präsident der Pilatus-Bahnen, Oscar J. Schwenk, hatte gegenüber der NLZ geäussert, dass das Unternehmen zur besseren Auslastung während der Wintersaison den Kauf einer solchen prüfen müsse.

Laut Koch sprechen vor allem zwei Gründe dagegen: «Erstens ist am Pilatus kein richtiges Skigebiet möglich.» Zweitens nehme die Rentabilität im Wintersportbetrieb generell ab. «Wir setzen nach wie vor auf die Sommersaison – mit Ausnahme des Winterangebots auf der Krienser- und Fräkmüntegg.» Dieses umfasst die Vermietung von Schlitten, Schneeschuhen und Airboards.

Gastronomieangebot ausbauen

Hingegen soll laut Koch die Gastronomie auf und am Berg auch künftig eine wichtige Rolle spielen. «Hier gibt es weiterhin Wachstumspotenzial.» Die in Eigenregie geführten Restaurants würden den Umsatz deutlich steigern und seien auch von der Profitabilität sehr gut, lobt Koch die Betriebsführung. «Wir möchten das Angebot in den nächsten Jahren noch mehr Richtung Event- und Erlebnisgastronomie ausbauen.»

Kräftig investiert: Die neue Luftseilbahn «Dragon Ride» kostete 18 Millionen - und lockt noch mehr Touristen auf den Pilatus.

Kräftig investiert: Die neue Luftseilbahn «Dragon Ride» kostete 18 Millionen – und lockt noch mehr Touristen auf den Pilatus.

(Bild: Pilatus-Bahnen AG)

Pilatus soll naturnah bleiben

Trotz Angebotsausbau im Freizeitbereich mit Sommerrodelbahn, Seilpark und Kinderspielplatz – für die Pilatus-Bahnen stehe «der naturnahe Tourismus nach wie vor im Vordergrund», wie Koch beteuert. Deshalb steuere man während der Hochsaison im Sommer die Besuchergruppen bewusst. «Wir müssen acht darauf geben, dass der Berg nicht überrannt wird.» Letztes Jahr registrierte man total rund 640’000 Besucher, so viele wie noch nie.

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