Hünenberg seit Tagen offline

Swisscom tappt im Dunkeln

Wo liegt das Problem? Seit Tagen versucht die Swisscom, die Störung in Hünenberg wieder zu beheben – bisher ohne Erfolg. (Bild: Fotolia)

Die Hünenberger Bevölkerung sieht sich seit Tagen gezwungen, auf Internet, TV und Telefonie zu verzichten – zumindest diejenigen, die Kunden bei der Swisscom sind. Denn dort beklagt man Leitungsprobleme. Allerdings hat der Telecom-Anbieter keine Ahnung, wo genau der Fehler liegt.

«Das beste Netz der Schweiz» – dieser wohlklingende Slogan des Telecom-Unternehmens Swisscom flattert zurzeit über die hiesigen TV-Bildschirme und prangert an Plakatwänden. Doch auch das beste Netz der Schweiz hat so seine Tücken. Nicht zuletzt dann, wenn nicht einmal mehr die Festnetztelefonie am analogen Tropf hängt, wie dies die Swisscom ungebremst vorantreibt (siehe Box). Neben dem nordwestlichen Landesteil bekommt dies aktuell auch der Kanton Zug zu spüren.

Oder genauer: die ungefähr 8800 Einwohner zählende Gemeinde Hünenberg. «Aktuell sind das Internet, der TV-Service und die Telefonie in Teilen von Hünenberg und Hünenberg See wegen eines Schadens am Anschlusskabel unterbrochen.» Zahlreiche Swisscom-Kunden in der Zuger Gemeinde haben am Dienstag diese Meldung per SMS erhalten.

Die Bürde der Digitalisierung

Dass im aktuellen Fall gleich alle Dienste zusammen ausfallen, liegt an der fortschreitenden Digitalisierung. Jüngst hatte die Swisscom angekündigt, den analogen Telefonen auf Ende 2017 den Stecker zu ziehen. Just in diesen Tagen erhielten auch Kunden mit analogen Telefonen in Hünenberg die Meldung, dass die Swisscom deren Angebot bereits in wenigen Wochen umstellen werde – auf digitale Telefone. Hinzu kommen Bündel-Angebote, die Kunden dazu bringen, Internet, Telefonie und TV aus einer Hand zu beziehen.

Dies birgt Gefahren. Eine Störung im Internet oder ein Stromausfall reicht aus, um die Bevölkerung vom Informationsfluss auszuschliessen. Gerade im Katastrophenfall stellen sich diesbezüglich einige Fragen.

Mindestens vier Tage offline

So weit, so unspektakulär. Ein Leitungsschaden kann ja mal vorkommen. Und natürlich arbeitet man mit Hochdruck daran, die Funktionstüchtigkeit wiederherzustellen. Sich für ein paar Stunden gezwungenermassen offline vertun zu müssen, kann so schädlich auch nicht sein. Wer die Informations-SMS jedoch bis zum Ende liest, stellt fest, dass offenbar schon von Anfang Woche an klar war, dass das Problem erst am Freitag, 15. Januar, behoben sein wird.

Vier ganze Tage Arbeit für eine defekte Leitung? Das erstaunt. Noch erstaunlicher ist allerdings, dass man die Ursache tags darauf anscheinend doch nicht gefunden hatte. Der zuvor kommunizierte Leitungsschaden ist auf einmal ins Unbekannte verschwunden. «Die Ursache ist noch unbekannt», heisst es plötzlich. «Unsere Mitarbeitenden arbeiten im Schichtbetrieb, damit Ihnen die Services bald wieder vollumfänglich zur Verfügung stehen», wird am Mittwoch mitgeteilt.

Screenshot von der Störungsmeldung der Swisscom am Donnerstag, 14. Januar 2015.

Screenshot von der Störungsmeldung der Swisscom am Donnerstag, 14. Januar 2015.

Störungsursache nicht zu benennen

Tappt die Swisscom also völlig im Dunkeln? Der stellvertretende Medienverantwortliche Armin Schädeli beschwichtigt: «Nicht immer ist das gesamte Ausmass einer Störung schon von Anfang an ersichtlich», sagt er auf Anfrage. Es sei durchaus normal, dass es eine gewisse Zeitspanne benötige, um ein Problem zu eruieren und zu beheben. «Das hängt ganz von der Komplexität der Störung ab», sagt Schädeli und beteuert abermals, dass man alles daran setze, um das Problem schnellstmöglich zu beheben.

«Eine generelle Entschädigung ist nicht geplant.»

Armin Schädeli, Medienverantwortlicher Swisscom

Am Donnerstag gibt’s noch immer keine Neuigkeiten zur Ursache des Problems. «Leider noch nicht», sagt Schädeli, «die Spezialisten sind noch daran, das Problem genau einzugrenzen». Es gebe Einflüsse, gegen die man machtlos sei, wie zum Beispiel die Regenfälle der vergangenen Tage. «Da wir die Störungsursache noch nicht benennen können, kann ich dazu zurzeit nicht mehr sagen.»

Keine Entschädigung

Insgesamt 423 Kunden seien potenziell von der Störung betroffen. Sie alle seien per SMS informiert worden, sobald man sie identifiziert habe. Das Ärgernis lässt sich dadurch aber nur geringfügig schmälern. Werden die Betroffenen für den anhaltenden Ausfall entschädigt? Armin Schädeli verneint: «Eine generelle Entschädigung ist nicht geplant», sagt er. «Wir prüfen dies jeweils individuell.»

Und wie steht es um das Image der Swisscom? Befürchtet der Konzern negative Konsequenzen für den lange währenden Unterbruch? Die Kundenzufriedenheit könne darunter leiden, gibt Schädeli verhalten zu, wenn er sagt: «Eine Störung ist immer ärgerlich, weil es für uns von zentraler Bedeutung ist, zufriedene Kunden zu haben.»

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