Ungereimtheiten bei Spitex-Firma

Suntharalingam verteidigt sich und kritisiert die Mitarbeiter

Die Zürcher Privatspitex Seeblick steht im Visier. (Symbolbild: ida)

Am Dienstag richtete die Sendung «Kassensturz» schwere Vorwürfe an den ehemaligen Luzerner SP-Kantonsrat Lathan Suntharalingam. Seine Spitex-Firma soll unter anderem unrechtmässig Geld von Krankenkassen kassiert haben. Nun kritisiert Suntharalingam seine Mitarbeiterinnen und den «Kassensturz».

Die Privat-Spitex Seeblick, dessen Gründer der ehemalige SP-Kantonsrat Lathan Suntharalingam ist, soll in einen «Pflegebschiss» involviert sein (zentralplus berichtete). Laut der SRF-Sendung «Kassensturz» soll seine Privat-Spitex «Seeblick» unter anderem unrechtmässig Geld von Krankenkassen erhalten sowie Urkunden gefälscht haben. In der Sendung wollte Suntharalingam nicht persönlich Stellung nehmen.

Nun meldete er sich aber per Mitteilung bei den Medien. Schuld für die gefälschten Unterschriften sei seine damalige Personalfachfrau, beteuert Suntharalingam. «Die Paritätische Kommission (Tempcontrol) machte am 16. Mai 2019 einen Kontrollbesuch in unserer Filiale in Zürich. Sie ist zusammen mit dem von der Kommission beauftragten Treuhänder die erforderlichen Unterlagen durchgegangen», so der Unternehmer. Über diesen Besuch und dessen Inhalt liege ein offizielles Protokoll vor.

«HR-Fachfrau war überfordert»

«Unsere damalige HR-Fachfrau war zu dieser Zeit hochschwanger und litt unter einer diagnostizierten Schwangerschaftsdepression», führt Suntharalingam aus. Dies habe dazu geführt, dass sie bei der Arbeit überfordert war. «Die Kommission verlangte von ihr, die Arbeitsverträge unserer Mitarbeitenden einzusehen, die sie aber in ihrer Überforderung nicht alle sofort gefunden hat.»

«Als Zeichen unserer Wertschätzung haben wir Frau Urbaniak eine Pflegeausbildung im Wert von 8000 Franken finanziert.»

Lathan Suntharalingam

Darum habe sie eine «Kurzschlusshandlung» begangen, indem sie unerlaubterweise falsche Unterschriften verwendet habe, beziehungsweise die Verträge eigenhändig unterschrieben hätte, erklärt Suntharalingam die Ereignisse.

«Angestellte waren sehr zufrieden»

Auch den Vorwurf, wonach die Mitarbeiterinnen einen sehr tiefen Lohn hatten, über den sie sich im «Kassensturz» beklagten, erachtet Suntharalingam als haltlos: «Die im Kassensturz auftretende Frau Urbaniak war bei unserem Unternehmen von 2016 bis 2019 angestellt. Sie war eine angenehme Mitarbeiterin und mit ihrer Anstellung äusserst zufrieden.»

Dies habe sich laut Suntharalingam insbesondere dahingehend gezeigt, dass die Pflegerien der Firma «Seeblick» mehr als 20 Betreuungspersonen aus ihrem Freundeskreis vermittelt habe. «Auch hat Frau Urbaniak die Firma Spitex Seeblick gegenüber unseren Klienten gelobt. Davon gibt es mehrere WhatsApp Nachrichten», schreibt Suntharalingam. «Als Zeichen unserer Wertschätzung haben wir Frau Urbaniak eine Pflegeausbildung im Wert von 8000 Franken finanziert.»

Die Redaktion sieht das anders. «Kassensturz ist der Meinung, dass es mehr als selbstverständlich ist, dass die Spitex Seeblick diese Grundausbildung der Betreuerin finanziert, denn ganz offensichtlich wollte die Firma sie ja auch als solche einsetzen», schreibt sie in einer Stellungnahme.

Hat der Kassensturz entlastendes Material weggelassen?

Nach Abschluss ihrer Ausbildung habe sie eine Auszeit nehmen wollen und sei zu ihrer Familie zurück nach Polen gegangen, so Suntharalingam. Wenig später habe die Pflegerin jedoch gekündigt und man habe ihr mitgeteilt, dass sie sich bei der Firma melden solle, falls es noch offene Lohnforderungen gebe. Man habe indes nichts mehr von der Frau gehört, beteuert Suntharalingam.

«Ich übernehme als Inhaber die volle Verantwortung dafür, dass unsere interne Kontrolle die Machenschaften der damaligen Filialleitung nicht frühzeitig erkannt hat.»

«Diesen Briefverkehr stellte unser Rechtsanwalt von der Kanzlei Valentin Landmann dem Kassensturz zu», schreibt Suntharalingam. Diese und weitere Dokumente habe die Journalistin in ihrem Beitrag allerdings nicht erwähnt, kritisiert er das SRF und spricht von einer «einseitige Berichterstattung» die entlastendes Material nicht habe mit einfliessen lassen.

Ausserdem habe es der «Kassensturz» unterlassen, zu erwähnen, dass es rund 50 positive Videos von Mitarbeiterinnen gegeben habe. Diese seien erstellt worden, nachdem die Frauen erfahren hätten, dass SRF einen kritischen Bericht über die Spitex-Firma senden wird.

Den Vorwurf der einseitigen Berichterstattung bestreitet die Kassensturz-Redaktion entschieden. Sie bestätigt zwar, dass die Redaktion am Freitag vor der Sendung Statements von Mitarbeitenden der Firma Seeblick erhalten habe. «Kassensturz sah keine journalistische Verwendung dafür, da die Tatsache der später bestätigten Unterschriftenfälschung oder der falschen Abrechnungen dadurch in keiner Art und Weise in Frage gestellt wurde», wie die Redaktion in der Stellungnahme erklärt.

Fehler bei Abrechnungen hatten personelle Konsequenzen

Und was sagt Suntharalingam zum Vorwurf, zu Unrecht Geld bei Krankenkassen eingefordert zu haben? «Wir haben Fehler bei den Prozessen in der Administration festgestellt und diese bereits korrigiert. Die personellen Konsequenzen sind vollzogen.» Mit fast allen Versicherern seien Gesprächstermine vereinbart und man werden jeden Fall genau anschauen. Und weiter: «Ich übernehme als Inhaber die volle Verantwortung dafür, dass unsere interne Kontrolle die Machenschaften der damaligen Filialleitung nicht frühzeitig erkannt hat.»

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8 Kommentare
  • Profilfoto von Jens Westphal
    Jens Westphal, 14.03.2020, 09:56 Uhr

    Ich habe Herrn Sunthrarlingam immer als ehrenwerten ehrlichen und verlaeeslichen Menschen kennen gelernt. Er setzt sich in seiner Spitex oft bis an die Grenzen seiner Belastbarkeit fuer ältere und pflegebedürftige Menschen ein. Ich betreue auch Patienten gemeinsam mit der Spitex Seeblick. Viele schätzen den persönlichen 24 h Service sehr. Meiner Kenntnis nach schätzen auch viele Mitarbeiter Herrn Suntharalingam sehr.
    Wir sind auch in Gespraechen ueber ein gemeinsames Palliativprojekt fuer die Betreuung sterbenskranker und unheilbarer Patienten.

    Bezueglich einiger „scheinheiliger“ Kommentare sollten wir uns vielleicht an das Neue Testament erinnern …..“ Wer von euch frei von Schuld ist, der werfe den ersten Stein….“

    FG Dr. Jens Westphal
    Am See 1 6452 Sisikon

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    • Profilfoto von Octomore
      Octomore, 04.04.2022, 14:08 Uhr

      Warum ist die Spitex Seeblick nun in Liquidation? Der feine Herr wurde auch schon wegen übler Nachrede vom Bezirksgericht verurteilt. Sie lassen sich sehr schnell von Menschen täuschen, Herr Doktor.

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  • Profilfoto von Tamil ( anonym)
    Tamil ( anonym), 13.03.2020, 10:43 Uhr

    Lathan hat sogar Asylanten/ migranten die rechtlich nicht arbeiten dürfen, minimal geld auf hand gedrückt und von den Kassen hoch abgerechnet.
    Bei älteren Leuten haben sie hoch abgerechnet aber nicht alle arbeiten durchgeführt. Davon gekommen sind sie, indem sie extrem nett und lieb zu den älteren Personen waren. Die ältere pflege leute wollen sie nicht reklamieren.
    Lg ( bekannte einer pflegeperson)

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    • Profilfoto von Xy
      Xy, 13.03.2020, 13:36 Uhr

      So en Quatsch! Dies würde er nie tun! Sie verwechseln wohl: Unterstützung und Förderung!!!
      Übrigens unterstützt er auch gebürtige Schweizer!

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  • Profilfoto von Lotta Stäbler
    Lotta Stäbler, 12.03.2020, 20:30 Uhr

    Ihr habt schon gesehen, dass Herr Lathan im TV nicht auftreten wollte? Aber am Tag danach seine Mitarbeiter beschuldigen. Die hat wohl auch selbst die Krankenkassen beschissen.

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    • Profilfoto von Piragalathan suntharalingam
      Piragalathan suntharalingam, 13.03.2020, 09:00 Uhr

      Der operative Geschäftsführer kennt die Fälle besser als ich. Zudem haben wir eine Vertretung geschickt. Schauen Sie alle renommierten Firmen, die von Kassensturz rügt wurden, nur schriftlich Stellung genommen.
      Danke

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  • Profilfoto von robin
    robin, 12.03.2020, 20:05 Uhr

    sehr sehr traurig…… und natürlich sind die ex angestellten schuld …… na ja wers glaubt…. einfach traurig und schade

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    • Profilfoto von Piragalathan suntharalingam
      Piragalathan suntharalingam, 13.03.2020, 09:04 Uhr

      Denken Sie dass alle Arbeitsnehmer Opfer sind…..
      Warum
      Sind hat die Sendung die anderen 50 Statement von den zufriedenen MA nicht ausgestrahlt……
      Fragen Sie ehemalige MA eine renommierte Firma, es werden immer Personen geben, die nicht zufrieden sind….
      Wichtig ist auch die beiden Seiten zu zeigen….
      Das Leben ist nicht binär….

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