Eklat am Berufsbildungszentrum Luzern

Streitparteien versuchen Neustart

Am BBZB schwielt zwischen den Lehrern und der Führung seit längerem ein erbitterter Streit. (Bild: zentral+)

Die Wogen glätten, Vertrauen wieder aufbauen, gemeinsam nach Lösungen suchen: So wollen der Kanton und die Berufsschullehrer den heftigen Streit um das Berufsbildungszentrum Luzern schlichten. Wer allerdings nach konkreten Massnahmen fragt, stösst auf eine Mauer des Schweigens.

Enorm gescheppert hat es in letzter Zeit rund um das Berufsbildungszentrum Bau und Gewerbe (BBZB) in Luzern. Die Vorwürfe zweier Berufsverbände gegen die Führung der Schule waren von äusserst happiger Natur und liessen klar erkennen, dass am BBZB so einiges im Argen liegt. Von «mangelhafter Kommunikation, Willkür, Beschwerdeverfahren und einem angespannten Klima» ist laut dem Berufsverband BCH-LU (Personalverband Berufsbildung Schweiz Sektion Luzern) die Rede.

Die Lage ist dermassen schwierig, dass sich die Luzerner Berufsschullehrer an ihrer Generalversammlung vom 25. März gar zu einer Resolution genötigt sahen. Sie kritisieren die Bürokratisierung des Schulbetriebs und die Beschneidung der Meinungsäusserungsfreiheit der Lehrpersonen, selbst von Repression ist die Rede (siehe Box plus Artikel von zentral+). Im Kreuzfeuer der Kritik steht vor allem Rektor Herbert Eugster.

Unverbindliche Mitteilung

An diesem Montagnachmittag nun haben die beiden Konfliktparteien einen ersten Versuch gestartet, die hoch gegangenen Wogen etwas zu glätten.

In einer Medienmitteilung der Staatskanzlei nehmen Christof Spöring, Leiter Dienststelle Berufs- und Weiterbildung beim Kanton Luzern (BKD) sowie Stefan Moser gemeinsam Stellung. Moser ist Präsident des Verbandes der Berufsschulpersonen (BCH). Laut Mitteilung fanden sich die Streitparteien unter Leitung von Regierungsrat Reto Wyss zu einem Gespräch ein. «Ziel ist, das gegenseitige Vertrauen und die Zusammenarbeit zu stärken sowie die Probleme tragfähig zu lösen», teilen die Beteiligten mit. Unverbindlich und sehr vage formulieren sie auch folgende, aus dem Gespräch resultierende Aussagen:

  • «Die in der Resolution aufgeführten Forderungen wurden lokalisiert und Handlungsbedarf wurde festgestellt.»
  • «Die Situationen in einzelnen Schulen werden vor Ort angegangen und unter Einbezug der Betroffenen gelöst. Die Sozialpartner tauschen sich regelmässig aus und bleiben in engem Kontakt.»
  • «Das Vertrauen soll durch konkrete Massnahmen und durch vertrauensbildende Aktivitäten beider Seiten gestärkt werden.»
  • «Die für die Verbesserung notwendigen Massnahmen werden in einer transparenten und klärenden Art und Weise intern diskutiert und öffentlich nicht kommentiert.»

Auskunftspersonen mauern

Als Auskunftsperson auf der vor nichts sagenden Allgemeinplätzen strotzenden Medienmitteilung der Staatskanzlei sind sowohl Spöring als auch Moser aufgeführt. Jedoch geben sich diese Zwei auf Nachfrage von zentral+ äusserst wortkarg. Konkrete Fragen – etwa betreffend Handlungsbedarf, an welchen Schulen welche Massnahmen nötig werden oder, wie das Vertrauen wieder aufgebaut werden soll – wollen beide nicht beantworten. «Wir müssen nun hart arbeiten und das Vertrauen wieder aufbauen», lässt sich BCH-Präsident Stefan Moser gerade noch entlocken. Und Spöring sagt bloss: «Wir wollen diese Konflikte intern lösen.»

Es ist offensichtlich: Hinter den Kulissen des Berufsbildungszentrums Bau und Gewerbe ist der Streit zwischen den Parteien noch nicht einmal im Ansatz geschlichtet. Nun versuchen die Verantwortlichen, die Gemüter zu beruhigen und die Diskussion zu versachlichen – unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

«Repression und Drohungen»

Davon unbeeindruckt geben sich aber immer mehr beteiligte Lehrpersonen. Sie schalten sich mit ungeschminkten Aussagen in die Debatte ein. Hermann Fries etwa ist Berufsfachschullehrer und Ex-Präsident des kantonalen Ablegers des BCH-Personalverbandes.

In einem Kommentar auf zentral+ nimmt Fries kein Blatt vor den Mund. Es gäbe in der Schweiz Hunderte von Schulen, die dank einer offenen und konsensfähigen Führungskultur einwandfrei funktionieren würden. «Wo aber Leitungspersonen, wie offensichtlich in der Luzerner Berufsbildung, im Besonderen am Berufsbildungszentrum Luzern, sowie am BBZW in Emmen, Sursee und Willisau mit autoritärem Führungsanspruch und -gehabe Lehrpersonen ausgrenzen, ihren berechtigten Anspruch auf Mitdenken und Mitgestalten mit Repressionen und Drohungen unterdrücken, da muss man sich nicht wundern, wenn sich diese gegen das fortgesetzte Nicht-Ernstnehmen, gegen diese totale Ignoranz ihrer Fähigkeiten und Erfahrungen zur Wehr setzen», schreibt Hermann Fries.

Die Verantwortlichen im Bildungs- und Kulturdepartement müssten laut Fries nur offen und ehrlich hinschauen. «Da wo eine wertschätzende Kultur besteht, namentlich am Fachmittelschulzentrum Luzern und am Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung in Sursee, Hohenrain und Schüpfheim, da kennt man diese mühsamen und zermürbenden Konfliktsituationen nicht.»

Runder Tisch im Mai

Ob die Verantwortlichen, sprich nicht zuletzt auch Regierungsrat Reto Wyss als oberster Schulverantwortlicher, das seit Jahren schwelende Problem bald in den Griff bekommen? Der nächste Versuch soll im Mai an einem runden Tisch stattfinden.

Noch vorher, bis Ende April, soll zudem das Urteil einer Verwaltungsbeschwerde veröffentlicht werden. Inhalt: Zwei Vertreter der Lehrerschaft wurden von der BBZB-Führung abgemahnt, auch wurde ihnen mit einer Kündigung gedroht, weil sie eine Petition einreichten. Dagegen gelangten die beiden Betroffenen vors Verwaltungsgericht.

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