Geschäftsführer kündigt nach nur sechs Monaten

Strategie gescheitert: Zug Tourismus muss sich neu ausrichten

Heini Schmid, Präsident von Zug Tourismus, vor Zugs goldener Altstadtkulisse.

(Bild: zvg/ Montage wia)

Nur ein halbes Jahr nach Nicolas Ludins Antritt als Geschäftsführer von Zug Tourismus wirft dieser die Flinte ins Korn. Der Grund? Die Aufgabe, für die er nach Zug geholt wurde, sei nicht zu erfüllen. Die Zuger Unternehmen spielten nicht mit. Der Präsident des Verbands erklärt, wie es nun weitergeht.

«Nicolas Ludin hat sich entschieden, Zug Tourismus zu verlassen, und hat seine Stelle Ende Oktober gekündigt», liest man in einer Mitteilung von Zug Tourismus. Und staunt. Denn die Stelle als Geschäftsführer hatte Ludin erst Anfang April dieses Jahres angetreten (zentralplus berichtete).

Dass sein Gastspiel kurz ausfällt, hat Gründe. Er war mit dem Wissen eingestellt worden, dass aus dem Kanton Zug bis im Jahr 2025 eine «klassische Tourismusdestination im Voralpengebiet» werden sollte. So lautet die kürzlich verabschiedete Unternehmensstrategie 2017 bis 2025. Diese könne nun nicht weiterverfolgt werden – deshalb macht laut Ludin sein weiteres Engagement für Zug Tourismus keinen Sinn mehr. Zug-Tourismus-Präsident Heini Schmid erklärt, wo es harzt.

zentralplus: Heini Schmid, warum ist Ihre Strategie gescheitert?

Heini Schmid: Wir haben schlichtweg die Finanzen dafür nicht. Wir haben kürzlich gemerkt, dass Zug aus Tourismussicht noch Potenzial hätte. Alleine mit der Lage, den Möglichkeiten und den Qualitäten, die unser Kanton bietet. Weil wir aufgrund des Sparpakets etwa 80’000 Franken weniger zur Verfügung haben, haben wir versucht, dieses Geld in der Privatwirtschaft hereinzuholen. Der Plan ist jedoch nicht aufgegangen.

zentralplus: Wie hatte man denn versucht, die Finanzen zu sichern?

Schmid: Wir suchten nach Partnerfirmen, mit denen wir über eine längere Zeit zusammenarbeiten könnten. Konkret stellten wir uns vor, dass wir drei bis vier grosse Partnerschaften an Bord holen, die uns je 20’000 Franken zahlen, und noch weitere, kleinere. Bloss scheint dies ein Modell zu sein, das so nicht mehr funktioniert.

zentralplus: Weil die Firmen nicht direkt profitieren?

Schmid: Solche Partnerschaften sind eine längerfristige Sache und müssen aufgebaut werden. Es braucht dafür Firmen, die vorausdenken. Es braucht eine gewisse Bereitschaft, dass sich Unternehmen darauf einlassen, ohne eine direkte Gegenleistung zu erhalten. Heute wird jedoch knallhart darauf geschaut, ob man als Unternehmen sofort etwas bekommt. Unser Plan ist überhaupt nicht aufgegangen.

«Wir sind laufend damit konfrontiert, dass Zuger Hotelbetriebe dichtmachen.»

Heini Schmid, Präsident von Zug Tourismus

zentralplus: Nicht nur das fehlende Geld des Kantons machte Zug Tourismus in den letzten Jahren zu schaffen.

Schmid: Was ebenfalls dazu beiträgt, dass Einnahmen zurückgehen, ist der Abbau von Hotelbetrieben. Aktuell bekommen wir etwa die Schliessung des Hotels The Station in Zug finanziell zu spüren. In Walchwil ging vor einigen Jahren das Hotel Aesch zu. Bald wird auch das Hotel Waldheim in Risch geschlossen (zentralplus berichtete). Wir sind laufend damit konfrontiert, dass Zuger Hotelbetriebe dichtmachen.

zentralplus: Kann man diese Schliessungen vielleicht als Zeichen dafür nehmen, dass Zug, eingequetscht zwischen Zürich und Luzern, halt doch nicht unbedingt zur Tourismusdestination taugt?

Schmid: Es gibt tausende Orte, die zwischendrin liegen und trotzdem als Tourismusdestination funktionieren. Wir liegen in der Kurve zwischen Italien und Paris, die insbesondere Chinesen auf ihren Reisen gerne nehmen. In diesem Segment ist ein Potenzial vorhanden, denn Zug ist im globalen Vergleich eine sehr attraktive Destination. Doch Zug hat eine andere Tradition.

Seit 1. April neuer Chef von Zug Tourismus: Nicolas Ludin. Er findet, dass der Markt in Zug ein weiteres Hotel durchaus verkraftet.

Seit 1. April neuer Chef von Zug Tourismus: Nicolas Ludin. Er findet, dass der Markt in Zug ein weiteres Hotel durchaus verkraftet.

(Bild: zvg)

zentralplus: Wie meinen Sie das?

Schmid: Zug setzt nicht wie Luzern auf den Tourismus. Nicht, weil man das nicht könnte. Es ist wie im Sport. Luzern setzt auf Fussball, Zug auf den EVZ. Den Sprung zu machen vom Wirtschaftsort zum Tourismusort, ist nicht einfach.

zentralplus: Nicolas Ludin wurde dafür angestellt, ebendiese Partnerschaften aufzubauen und Zug als Tourismusort zu entwickeln. Wann hat man bei Zug Tourismus gemerkt, dass die eingeschlagene Strategie nicht aufgeht?

Schmid: Mitte Jahr hatte uns Ludin mitgeteilt, dass wir uns nicht über die Privatwirtschaft refinanzieren können, wie wir das vorhatten. Er teilte dem Vorstand mit, dass er in ein totales Defizit gerate, da die Gelder nicht reinkämen. Irgendwann mussten wir erkennen, dass es so nicht gehen wird, dass wir den Betrieb anpassen müssen.

«Leider haben wir keinen Mäzen. Wir müssen jeden Franken, den wir ausgeben, auch verdienen.»

zentralplus: Drohen etwa Entlassungen bei Zug Tourismus?

Schmid: Entlassungen sind im Moment kein Thema. Klar ist jedoch: Es braucht eine Reorganisation. Wir müssen die Aufgaben, die wir haben, mit dem bestehenden Personal zu erledigen versuchen und Abgänge nicht ersetzen. Derzeit planen wir, wie wir das Jahr 2019 angehen wollen. Unser Ziel für kommendes Jahr ist eine schwarze Null. Und die Antwort auf die Frage, wo wir andere Einnahmen generieren können.

zentralplus: Eine Strategie ist eine längerfristige Angelegenheit. Haben Sie diese etwas früh aufgegeben?

Schmid: Wenn von möglichen Partnern keine Bereitschaft besteht, die eingeschlagene Strategie mitzutragen, macht es keinen Sinn, eine Organisation aufzubauen, die man schlichtweg nicht finanzieren kann. Leider haben wir keinen Mäzen. Wir müssen jeden Franken, den wir ausgeben, auch verdienen.

zentralplus: Dann können Sie Nicolas Ludins Entscheid nachvollziehen, dass er per Ende April 2019 geht?

Schmid: Ja. Es gibt keine Uneinigkeiten zwischen Ludin und dem Vorstand bezüglich der Einschätzung der Lage.

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