Zentralschweizer Schüler ungewollt komisch

Stilblütenalarm im Klassenzimmer

Unfreiwillige Komik und Formulierungen, auf die nur junge Menschen kommen: Zentralschweizer Schüler haben so einige Stilblüten auf Lager. (Bild: Fotolia/zentral+)

Arno Renggli sammelt seit über 20 Jahren Stilblüten von Zentralschweizer Schülern. Ob Schule, Familie oder Liebe: Es gibt kaum ein Thema, zu welchem die jungen Autoren nichts zu sagen hätten. zentral+ gibt einige Kostproben preis.

«Es gibt eine Art von Komik, die nur spontan und unfreiwillig entsteht», heisst es im Umschlagtext des neuen Buches von Arno Renggli. Wer hin und wieder die Gelegenheit hat, Schulaufsätze zu lesen, kann dem nur beipflichten. So ungewollt komisch manche Formulierungen der Schüler daherkommen, so ungewohnt frisch wirken sie auf den erwachsenen Leser. 

Seit gut 20 Jahren hat Arno Renggli, Verantwortlicher des Schreibwettbewerbs «Klub der jungen Dichter», regelmässig das Vergnügen, Texte von Schülerinnen und Schülern ab dem 5. Schuljahr zu lesen. Mehr als 115’000 Aufsätze aus der gesamten Zentralschweiz sind in den vergangenen Jahren zusammengekommen – darunter grossartige Geschichten, die teilweise in der Zeitung publiziert und fürs Radio vertont wurden.

«Die Texte und Stilblüten sind immer auch ein Spiegel gesellschaftlicher, medialer und technologischer Entwicklungen.»
Arno Renggli, Verantwortlicher für den «Klub der jungen Dichter»

Mit Rengglis Buch «Der Hund starb − was er nicht überlebte» kommen nun erstmals auch die «unfreiwilligen Highlights» des Schreibwettbewerbs gesammelt an die Öffentlichkeit (siehe Box). zentral+ will Ihnen die besten Stilblüten der Zentralschweizer Schüler nicht vorenthalten und präsentiert hier eine Auswahl aus Rengglis «best of the best».

Der Hund starb – was er nicht überlebte

Arno Renggli ist Redaktor bei der «Neuen Luzerner Zeitung» und leitet das Ressort «Kultur & Gesellschaft». Seit rund 20 Jahren ist er für den Schreibwettbewerb «Klub der jungen Dichter» verantwortlich und betätigt sich dabei auch als Jurymitglied. Schüler aus der ganzen Zentralschweiz reichen jährlich rund 5000 Texte ein – insgesamt sind so bereits über 115’000 Geschichten zusammengekommen, aus denen Renggli auch die «unfreiwilligen Highlights» gesammelt und in seinem Buch «Der Hund starb – was er nicht überlebte» zusammengeführt hat.

Alle Texte werden jeweils durch eine Vorjury gelesen, seit einigen Jahren wird dies von Studierenden der Pädagogischen Hochschule Luzern gemacht. Sie haben nicht nur die Aufgabe, eine Vorauswahl der Texte zu Handen der Hauptjury zu liefern, sondern auch Stilblüten, denen sie begegnen. «Diese Stilblüten kommen dann zu mir, und aus den besten mache ich jeweils eine Zeitungsseite zum Abschluss des Wettbewerbs.» Sein Buch stellt somit ein «best of the best» dar, in welchem die Stilblüten thematisch gegliedert sind. «Ich hatte immer schon viele Feedbacks, dass die jährliche Stilblütenseite gut ankommt. Dass das Buch allerdings nun ein solcher Erfolg ist, hätte niemand von uns gedacht.» Über mehrere Wochen war das Buch gar die Nummer 1 auf der Schweizer Bestsellerliste.

Soviel vorweg: Egal, ob Schule, Familie oder Liebe – es gibt kaum ein Thema, zu welchem die Schüler nichts zu sagen haben. Dennoch hat sich die Art und Weise, wie die Themen aufgegriffen werden, im Laufe der vergangenen 20 Jahre verändert. «Die Texte und Stilblüten sind immer auch ein Spiegel gesellschaftlicher, medialer und technologischer Entwicklungen», erklärt Arno Renggli. «Mein Eindruck ist zudem, dass die jungen Autoren über die Jahre eine leicht emanzipiertere und kritischere Haltung gegenüber Autoritäten entwickelt haben, etwa gegen Eltern oder Lehrpersonen.» Doch sehen Sie selbst.

Moderne Medien haben unser Leben stark verändert – das schliesst auch das Liebesleben nicht aus:

«Ich find dich schon süss und so, aber ob ich in dich verliebt bin, weiss ich noch nicht, aber ich werde es dir bestimmt heute noch per SMS sagen oder morgen.»

Aber auch sonst werden heute Prioritäten anders gesetzt:

Als ich kurz mal aus dem Koma erwachte, fragte ich sofort nach meinem Handy.

Doch nicht alle wollen die neusten Trends mitmachen und sehnen sich in eine längst vergangene, «bessere» Zeit zurück …

Das war früher, als die Frauen nur Röcke tragen durften und die Männer die Entscheidungen trafen. Ganz genau, im schönen Mittelalter.

… und das nicht ohne Grund, denn das Leben eines Schülers ist nicht ganz ohne …

Die Klasse 5e war die Hölle für jeden Lehrer. Massimo sprengte die Schränke und Marco furzte so manchen zu Tode.

Die Schule ging einfach nicht vorbei. Kenny wollte schon eine Ohnmacht vortäuschen, als es endlich läutete.

… bringt aber durchaus auch schöne Momente mit sich:

Arno Renggli ist seit 20 Jahren für den Schreibwettbewerb «Klub der jungen Dichter» verantwortlich.

Arno Renggli ist seit 20 Jahren für den Schreibwettbewerb «Klub der jungen Dichter» verantwortlich.

(Bild: zvg)

Als ich die Note sah, hätte ich der Lehrerin am liebsten einen Kuss gegeben, doch das wäre schön blöd gewesen von mir.

Auch Zuhause in der Familie ist es nicht immer ganz einfach:

Meine Mutter war mir seit meiner Geburt unsympathisch.

Sie lebte bei ihrer Mutter, weil ihr Vater während ihrer Geburt gestorben war.

Mein Vater ist ein hohes Streitross in der Regierung.

Monika begleitete Tante Sophie mit Pudel Lisa zum Hundeschönheitswettbewerb. Dort hat die Tante schon oft den ersten Preis gewonnen.

Mein Vater meinte: «Du willst einen Knaben anmachen? Vergiss es, da ist ja eine Ratte süsser als du.»

Nicht gerade ermutigend, aber dennoch machen die Schüler erste Erfahrungen mit der Liebe:

Mädchen sind die Hölle auf zwei Beinen!

Als ich ihn sah, lief mir das Wasser im Munde zusammen.

Edi hat eine Verknallung, und zwar in Susi.

Als sie ihn sah, hatte sie Schmetterlinge im Bauch, und dann musste sie kotzen.

Jetzt flogen auch bei ihm die Schmetterlinge angenehm tief.

Da dachte Nina nach, ob sie biosexuell ist.

Elena und Naomi mögen die gleichen Jungen, auf jeden Fall keine Fussballer und Machos. Obwohl das ja ein und dasselbe ist.

Daniel machte Susanne den Hof wie ein räudiger Hund.

Da kann man auch schon mal über Kleinigkeiten hinwegsehen:

Obwohl sie hässlich ist und aus dem Mund stinkt, habe ich sie geheiratet.

Wenn’s dann klappt, geht’s zur Sache …

Ein Kuss hier, ein Kuss dort, naja, ihr wisst sicher alle, wie das so ist.

Als sie am Morgen aufwachten, wussten sie nicht mehr, was sie nach dem Küssen gemacht hatten.

Vier Jahre später (für Primin eine Überraschung) ruft Anita an: «Hallo Primin, ich muss dir was sagen, ich bin schwanger.»

… und wenn’s einfach nicht hinhaut, muss man eben die Konsequenzen ziehen:

«Aber Spätzchen …» – «Es hat sich ausgespatzt!»

Man fand Rosen, Lipgloss, Kondome und weitere Sachen, die mit der Liebe in Zusammenhang stehen.

Das «Best of the best» aus 20 Jahren «Klub der jungen Dichter».

Das «Best of the best» aus 20 Jahren «Klub der jungen Dichter».

(Bild: zvg)

Zum Glück gibt’s für solche Fälle die Polizei:

Der Polizist sah die Fingerabdrücke am Schrank und sagte: «Die kenne ich, das sind Fritz, Franz, Tom, Moritz und Tim.»

Nach ein paar Minuten Verhör floss alles aus dem Mann heraus.

Kein Wunder will so mancher einmal Polizist werden:

Ich rief die Nummer 117 an und erkundigte mich, ob ich ein Schnupperpraktikum bei der Polizei machen könne.

Auch haben die Schüler klare Vorstellungen davon, was religiösen Fanatikern im Jenseits zusteht:

Statt Gold und schöne Frauen bekam er nur Blech und alte Omas, die nicht mal den Bauchtanz beherrschten.

Zu guter Letzt:

Wir lachten uns fast zu Tode. Aber eben nur fast.

Mehr Stilblüten finden Sie in Arno Rengglis Buch «Der Hund starb – was er nicht überlebte». zentral+ verlost drei Exemplare (siehe Kasten).

Verlosung
zentral+ verlost drei Exemplare des Buches «Der Hund starb – was er nicht überlebte» von Arno Renggli.

Um teilnehmen zu können, senden Sie bis am Donnerstag, 10. Dezember 2015, eine E-Mail an [email protected] mit dem Betreff «Arno Renggli». Die Gewinner werden ausgelost und per E-Mail benachrichtigt.

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