Der Kanton Luzern zahlt keine Zinsen mehr

Steuern frühzeitig zahlen? Ab 2017 für die Katz

Jedes Jahr flattert die Steuerrechnung ins Haus. Rasches erledigen wird künftig nicht mehr belohnt.

 

(Bild: Printscreen: steuern.lu.ch/film)

Steuern im Voraus zu bezahlen, hat sich bisher gelohnt. Denn das einbezahlte Geld wurde verzinst – besser als bei manchen Banken. Ab 2017 aber sinkt der Zins auf 0,0 Prozent. Ein Experte warnt vor negativen Auswirkungen.

Wer bis anhin seine Steuerrechnung frühzeitig bezahlte, wurde dafür vom Kanton Luzern mit Zinsen belohnt. Damit ist ab 2017 Schluss. Der Kanton senkt den Ausgleichszins auf 0,0 Prozent. So steht’s im aktuellen Kantonsblatt. Es gibt also nichts mehr. Null. Nada.

«Wir haben sowohl den positiven Ausgleichszins wie auch den negativen Ausgleichszins laufend an die Zinsentwicklung der Sparkonti bei Banken angeglichen», teilt das Finanzdepartement auf Anfrage mit. Positiv meint, den Zins auf die zu früh bezahlten Steuern – negativ den Zins auf die Differenz zwischen im Voraus bezahlten und effektiven Steuern.

Die Entwicklung über die letzten fünf Jahre sieht folgendermassen aus:

Grund ist, dass der Kanton die Gelder nicht mehr gewinnbringend anlegen kann. Es ist gemeinhin bekannt, dass es kaum mehr – oder besser gesagt gar keine – Zinsen mehr gibt. Auch nicht für Kleinanleger bei Banken. Im Gegenteil, «Negativzinsen» sind in aller Munde. Statt dass man für das Anlegen seines Geldes etwas erhält, muss man zusätzlich bezahlen. Zuzüglich allfälliger Kontospesen.

Der Schritt des Kantons Luzern scheint in diesem Zinsumfeld logisch. Und das Finanzdepartement redet auch nicht um den heissen Brei: «Es macht für den Kanton und die Gemeinden keinen Sinn, zuerst Zinsen für vorzeitig bezahlte Steuern zu zahlen, um danach für das Geld bei Banken Negativzinsen zahlen zu müssen.»

Steuermoral ist gut

Nun gut, wenn es nichts mehr bringt, Steuern frühzeitig zu bezahlen, werden dies wohl künftig auch weniger Bürger tun. Leidet am Schluss die Steuermoral? Beim Finanzdepartement teilt man diese Sorge nicht. «Wir erwarten keine grundsätzliche Änderung beim Zahlungsverhalten der Steuerkunden.» Aktuell sind im Kanton Luzern rund 245’400 natürliche Personen und 22’800 juristische Personen steuerpflichtig. Rund 80 Prozent der geschuldeten Steuern sind jeweils am 31. Dezember bezahlt. Wie hoch der Anteil derjenigen ist, welche Steuern weit im Voraus bezahlen, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.

Zwei Auswirkungen sind laut Finanzdepartement denkbar:

  • Die Steuerzahler werden ihre provisorischen Steuerrechnungen tendenziell eher später berappen, jedoch immer noch pünktlich bis zum 31. Dezember.
  • Die Steuerzahler werden nur noch den mutmasslichen Steuerbetrag zahlen und nicht wie bisher zum Teil mehr als zwingend nötig.

«Keine dramatischen Auswirkungen also», hält das Finanzdepartement fest. Würden die Banken allerdings Negativzinsen für Privatpersonen einführen, könnte diese 0,0-Prozent-Verzinsung es plötzlich wieder attraktiv machen, Steuern im Voraus zu bezahlen.

Übrigens: Wer seine Steuern zu spät bezahlt, muss nach wie vor Verzugszinsen von 5 Prozent bezahlen. Das Zuckerbrot ist also weg, die Peitsche bleibt. Anders im Kanton Zug. Dort wurde auch der Verzugszins abgeschafft (zentralplus berichtete).

Experte warnt vor kurzfristigen Engpässen

«Ich habe den Entscheid durchaus mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis genommen», sagt Robert Landolt, Vizepräsident der Zentralschweizer Vereinigung diplomierter Steuerexperten. «Einerseits ist es im aktuellen Zinsumfeld völlig legitim, andererseits frage ich mich, ob der Kanton so noch zu jedem Zeitpunkt über genügend flüssige Mittel verfügt.»

Landolt spricht mögliche Liquiditätsengpässe an: «Mit dieser Strategie riskiert der Kanton, dass alle mit dem Zahlen der Steuern bis Ende Jahr warten. Die Ausgaben des Kantons fallen allerdings während des ganzen Jahres an.» Es sei kaum im Sinn des Kantons, dass er für Beschaffungen kurzfristig Kredite aufnehmen müsse.

Beim Kanton hat man diese Sorgen nicht, da wie erwähnt nicht mit grossen Änderungen gerechnet wird.

Mit Zinsen wird man nicht reich

Mit negativen Auswirkungen auf die Steuermoral rechnet Landolt nicht. «Es ist jedem klar, dass man seine Steuern bis zum 31. Dezember bezahlt haben muss. Es gibt solche, die wollen die Rechnung möglichst rasch begleichen, und es gibt andere, die sich lieber Zeit lassen.» Und da die Zinsen sowieso überall am Nullpunkt angelangt sind, brauche man sich gar nicht viele Gedanken machen. «Für Normalverdienende haben auch die 0,3 Prozent nicht wirklich grosse Erträge abgeworfen. Bei einem Steuerbetrag von 10’000 Franken macht das 30 Franken aus.» Von den Zinsen hätten in erster Linie Reiche profitiert, die grosse Volumen versteuern, sagt Landolt.

«Für den Kanton spielt der Ausgleichszins eine viel grössere Rolle», sagt Landolt. Der Nettoertrag aus Steuereinnahmen im Kanton Luzern betrug im vergangenen Jahr 925 Millionen Franken. Hat das Ganze gar mit einer Sparmassnahme zu tun? Landolt verneint: «Das darf man nicht vermischen.» Es sei eine völlig normale Anpassung an das Zinsumfeld.

Der Kanton Luzern zeigt auf seiner Webseite einen Film mit Hintergrundinfos zu den Steuererklärungen:

 

Dass der Kanton Luzern mit dem Sinken der Zinsen nicht ganz alleine dasteht, zeigt dieser SRF-Radiobeitrag der Sendung «Espresso»:

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