Brächte ein Cupsieg den Luzernern neuen Schub?

Stefan Wolf: «Hatte noch kein Gespräch mit einem möglichen neuen FCL-Aktionär»

Erst seit gut drei Monaten Präsident des FC Luzern und schon wieder im Cupfinal: Als Spieler hat Stefan Wolf den Cupfinal zweimal gewonnen und einmal verloren. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Er weiss, wie es sich anfühlt, Cupsieger mit dem FC Luzern zu werden. Luzerns Mister Cup steht vor seiner vierten Finalteilnahme. Davor redet FCL-Präsident Stefan Wolf (50) über seine persönlichen Erinnerungen, den finanziellen Zuspruch von Fans und Partnern in Zeiten von Corona und seine Rolle bei der Suche nach neuen FCL-Aktionären.

Heute Nachmittag um 15 Uhr ist Anpfiff im Berner Wankdorf. Im Cupfinal stehen sich der FC St. Gallen und der FC Luzern gegenüber. Im siebten Anlauf versuchen die Luzerner, den Cuppokal zum dritten Mal nach 1960 und 1992 an den Vierwaldstättersee zu holen. Mit zentralplus bist du live dabei (siehe Box).

zentralplus: Stefan Wolf, seit gut drei Monaten sind Sie Präsident des FC Luzern und stehen schon im Cupfinal: Zwischen Ihnen und diesem K.o.-Wettbewerb muss eine spezielle Verbindung bestehen?

Stefan Wolf: (schmunzelt.) Ich fand diesen Wettbewerb seit jeher super. Ich sah mir den Cupfinal schon als kleiner Bub immer vor Ort an. Ich denke, dass der Cup in der Schweiz nicht mehr den Stellenwert hat, den er verdient. Er ist immer geringer geworden. Früher war ausnahmslos der Pfingstmontag der Cupfinaltag, und da wurden die Meisterschaftsrunden darum herum gelegt. In jüngerer Vergangenheit findet der Cupfinal einfach dann statt, wenn man beim Verband grad ein freies Datum zur Hand hat.

zentralplus: Er ist zum einem Anhängsel der Meisterschaft geworden.

Wolf: Ja. Früher hat sich die halbe Fussballschweiz für den Cupfinal interessiert, heute habe ich den Eindruck, dass sich das Interesse auf die Fanlager der Cupfinalisten beschränkt.

zentralplus: Worauf führen Sie diese negative Entwicklung zurück?

Wolf: Die Reform hat ihm nicht gut getan. Früher war klar: Im August spielst du als Vertreter der höchsten Spielklasse gegen einen kleinen Verein. Dann fiel das weg. Im September war der Bettag ein weiterer Fixpunkt des Cups. Auch der verschwand. Natürlich sind in der Zwischenzeit die internationalen Wettbewerbe auf europäischer Ebene immer grösser und wichtiger geworden, die zu Ende gehende Spielzeit wurde durch Corona noch spezieller. Aber der Cup wird immer an den Rand gestellt, auch betreffend der Anspielzeiten.

«Vielleicht ist man einfach zu wenig mutig, um den Cup wieder ins Rampenlicht zu stellen.»

zentralplus: Zu welchen Gegenmitteln würden Sie greifen?

Wolf: Vielleicht ist man einfach zu wenig mutig, um den Cup wieder ins Rampenlicht zu stellen. Und dann halt in Kauf zu nehmen, dass man von der Uefa eine Rüge oder gar Busse kassiert, wenn man sich nicht an deren Terminvorgabe hielte.

zentralplus: Als Spieler haben Sie mit dem FCL 1992 den Cupfinal gewonnen und 1997 verloren. Jetzt sind Sie als dessen Präsident im Endspiel. Mit Servette haben Sie 2001 im Cup triumphiert. Kann man deshalb sagen, dass Sie Luzerns Mister Cup sind?

Wolf: (lacht.) Das würde ich so nicht sagen. Ich habe ja einmal mit Servette den Cup gewonnen.

zentralplus: Ja, aber Sie selber waren und bleiben Luzerner.

Wolf: Gut, aber ich denke, Mister Cupfinal sollte ein Sittener sein, der den Cup x-mal gewonnen hat.

zentralplus: Die Rede ist von Luzerns Mister Cup.

Wolf: David Zibung steht ja auch vor seinem vierten Cupfinal mit dem FCL. Und wenn ich mich nicht täusche, gilt das auch für Christian Schwegler (Anm. d. Red.: 2005 mit dem FCL und 2006 sowie 2009 mit YB). Wenn wir den Cup gewinnen, haben es die beiden verdient, Luzerns Mister Cup genannt zu werden.

«Der Cupsieg war vielmehr der Startschuss für den sofortigen Wiederaufstieg in der nächsten Saison.»

zentralplus: Sie sind 1992 mit dem FCL Cupsieger geworden, wenige Tage nachdem der Abstieg aus der damaligen Nationalliga A feststand. War das Ihr verrücktestes Cuperlebnis?

Wolf: Verrückt ist der falsche Ausdruck. Uns beherrschten damals zwei Gefühle. Da war die Freude über den Cupsieg, aber der Abstieg blieb im Hinterkopf. Darum haben wir nicht gefestet, sondern es bei einer kleinen Feier belassen. Das wäre nicht angebracht gewesen. Der Cupsieg war vielmehr der Startschuss für den sofortigen Wiederaufstieg in der nächsten Saison. Bis auf Adrian Knup blieb das Team zusammen, und das gab uns einen Schub. Hätten wir den Cupfinal verloren, wäre die Mannschaft vielleicht auseinandergefallen. In der Stadt Luzern sah man in den Wochen darauf überall Fähnchen mit dem Slogan «De FCL schafft's», und in der Auf-Abstiegsrunde spielten wir gegen Basel und GC vor 25'000 Zuschauern auf der Allmend.

zentralplus: Was war Ihr schönster Cupmoment?

Wolf: (überlegt.) Der schönste Moment ist immer, wenn man den Pokal in die Höhe stemmen kann. Also mit dem FCL 1992. Obwohl wir am Ende unglücklich verloren hatten, war der Cupfinal 1997 ebenfalls ein Highlight für mich. Er war einer der spektakulärsten überhaupt.

zentralplus: Sie schossen in der regulären Spielzeit zwei Tore zum 3:3 und verwerteten später Ihren Versuch im Penaltyschiessen.

Wolf: Darüber hinaus sorgten die 40'000 Zuschauer in Bern für eine grossartige Stimmung. Kollegen erzählten mir später, wie sie schon Stunden vor dem Spiel mit den Sion-Fans zusammen gesessen sind und Weisswein getrunken haben. Dazu war Prachtswetter und es entwickelte sich ein begeisterndes Spiel. Darum ist das der Cupfinal, der mir am besten in Erinnerung geblieben ist – auch wenn es uns verwehrt blieb, die Cuptrophäe in die Höhe stemmen zu dürfen. Aber ich durfte es ja 1992 erleben, und das war viel intensiver als mit Servette 2001.

FCL-Präsident Stefan Wolf verabschiedet den zurücktretenden Captain Christian Schwegler (links Sportchef Remo Meyer) beim letzten Heimspiel dieser Saison: Wird Schwegler am heutigen Montag auch Luzerns neuer Mister Cup? (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

zentralplus: Warum?

Wolf: Vor 20 Jahren musste ich eine halbe Stunde vor Schluss raus, weil mir der Muskel abgerissen war. Die Pokalübergabe in Basel fand auf dem Rasen statt, und weil die Fans den Platz bevölkerten, wurde daraus ein riesiges Tohuwabohu. Wir konnten als Mannschaft gar nicht mehr zusammenfinden für die Pokalübergabe und uns als Sieger feiern lassen.

zentralplus: Was ist die wichtigste Eigenschaft, die eine Mannschaft auf den Platz bringen muss, um den Cupfinal gewinnen zu können?

Wolf: Du musst körperlich und mental parat sein, du musst dir bewusst sein, dass du gewinnen musst. Bei einem Meisterschaftsspiel kannst du mal auf Unentschieden spielen, wenn du merkst, dass es nicht läuft. Klar, geht das im Cup letztlich auch, wenn du darauf hoffst, das Penaltyschiessen für dich entscheiden zu können. Das Gefühl, sich unbedingt durchsetzen zu wollen, wächst bei einem Spieler, je näher der Cupfinal kommt.

zentralplus: Was versprechen Sie sich von einem Cupsieg für die Zukunft des FCL?

Wolf: Einen neuen Schub für die ganze Zentralschweiz. Dass die Fans und Leute sehen, dass bei uns etwas läuft. Darüber hinaus könnten wir international spielen. Die Conference League ist aus finanzieller Sicht nicht uninteressant (Anm. d. Red.: 350'000 Euro Startgeld). Und nicht zuletzt würde es mich riesig freuen, wenn sich die Mannschaft und Mitarbeiter des FC Luzern, die in den letzten 15 Monaten während Corona einen enormen Mehraufwand bei gleichzeitigem Lohnverzicht leisten mussten, belohnen können.

«Wir haben festgestellt, dass das eine oder andere KMU Probleme hat und uns nicht unterstützen kann.»

zentralplus: Sie haben sich bei Ihrem letzten öffentlichen Auftritt vor einigen Wochen noch etwas Zeit ausbedungen, um in Ihrer FCL-Strategie konkreter werden zu können. Sind Sie mittlerweile so weit?

Wolf: Das übergeordnete Ziel ist, dass wir unser Stadion wieder füllen können, wenn die Zuschauer wieder rein dürfen. Und das so schnell wie möglich natürlich. Wir wären bereits auf einem guten Weg gewesen durch die Spiele, die unsere Mannschaft in letzter Zeit gezeigt hat. Nicht nur wegen der spielerischen Qualität, sondern vor allem auch wegen der Emotionen. Wenn du wie gegen Lausanne zwar mal nicht super spielst, aber in der letzten Minute das spielentscheidende Tor machst, sorgt das für positive Emotionen. Und die Leute kommen wieder. Wir brauchen die Nähe zu den Leuten, das wird geschätzt. Und wir wollen die Mannschaft weiterentwickeln, aber der Rahmen hängt natürlich davon ab, wie wir finanziell aus Corona herauskommen.

So bist du mit zentralplus live am Cupfinal dabei
  • Beweise ab dem frühen Nachmittag Dein Wissen im Cupquiz über den FC Luzern.
  • Ab 14.45 Uhr halten wir dich im Liveticker auf dem Laufenden, was im Stadion in Bern und auf den Strassen in Luzern passiert.
  • Nach Spielende erfährst Du, wie es um die Gemütslage der Luzerner steht.
  • Holt der FCL den Cup-Pokal nach 29 Jahren wieder nach Luzern, sagen wir dir bis spät in den Abend hinein, wie die Fans ihre Helden feiern.

zentralplus: Es wird eine Ihrer Hauptaufgaben sein, den FC Luzern in der Wirtschaft und Gesellschaft wieder besser zu verankern. Haben Sie konkrete Ideen, wie Sie vorgehen wollen?

Wolf: Ideen haben wir natürlich, die Frage ist einfach, was wir wann umsetzen können. Die Kontakte zu den Partnern und Fans bestehen ja und wir versuchen, sie schon heute wieder auszubauen. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach werden wird, alle Leute wieder zurück ins Stadion zu holen, weil gewisse Ängste vor einem Matchbesuch vorhanden sein könnten. Da braucht es von unserer Seite Beharrlichkeit und Kontinuität. Andererseits gibt es aber auch Leute, die wieder Lust haben, zu uns zu kommen. Sie müssen wir bei der Stange halten können, um in einem nächsten Schritt die Zuschauerzahl steigern zu können.

zentralplus: Der FC Luzern wird finanziell unterstützt von vielen KMU, die in der Coronakrise auf Effizienz und Sparen getrimmt worden sind. Für einige könnte ein Engagement beim FCL nicht mehr so selbstverständlich sein wie vor dem März 2020.

Wolf: Eine Unterstützung des FCL erachten wir ohnehin nie als selbstverständlich, auch schon in den Jahren vor Corona nicht. Wir haben festgestellt, dass das eine oder andere KMU Probleme hat und uns nicht unterstützen kann. Aber in diesen Fällen bieten wir auch Hand, um die Sache zu einem späteren Zeitpunkt über die Bühne zu bringen. Bei den Abocard-Besitzern ist die Geschichte ja eine ähnliche. Wir haben ihnen gesagt, dass sie uns auf freiwilliger Basis und in dem Rahmen unterstützen können, wie es ihnen möglich ist. Das zeigt exemplarisch, dass wir uns der Probleme bewusst sind, in denen sich unsere Partner und Fans möglicherweise befinden, um uns unterstützen zu können.

«Wir spüren in allen Bereichen des Stadions grosse Unterstützung, aber auch die Probleme.»

zentralplus: Und wie fällt die Resonanz bei Partnern und Fans aus?

Wolf: Wir spüren in allen Bereichen des Stadions grosse Unterstützung, aber auch die Probleme. Trotzdem ist das Wohlwollen uns gegenüber noch immer enorm. Dafür sind wir allen dankbar.

zentralplus: Um Ihre Worte einordnen zu können: Läuft es über Erwarten gut oder wird es dem FCL immer deutlicher bewusst, wie zäh das Geschäft auf dem finanziellen Terrain künftig werden wird?

Wolf: Wir waren ja noch nie die, die zum Fantasieren neigen. Wir haben unsere Situation realistisch eingeschätzt und dürfen sagen, dass unsere Erwartungen anhand der aktuellen Zahlen übertroffen worden sind. Konkrete Zahlen können wir noch keine nennen, weil der ganze Prozess noch nicht abgeschlossen ist. Im Juni werden die Abocards verschickt, und das kann bedeuten, dass sich die Leute nochmals dafür entscheiden, uns Geld zukommen zu lassen.

zentralplus: Was haben Sie für eine Vorstellung davon, wie das FCL-Aktionariat in Zukunft aufgestellt sein sollte?

Wolf: Meine Vorstellung ist, dass das Aktionariat in Innerschweizer Händen bleibt und wir auf operativer Ebene unabhängig arbeiten und entscheiden können. Letztlich ist es Bernhard Alpstaegs und Josef Bieris Angelegenheit, wer noch ins FCL-Aktionariat stossen wird.

zentralplus: Auch wenn Sie kein Mitbestimmungsrecht haben, an wen Aktien verkauft werden, so darf man aber davon ausgehen, dass Sie in diesen Prozess einbezogen werden?

Wolf: Absolut. Wenn Josef Bieri einen Interessenten hat, stelle ich mich gerne zur Verfügung, um aufzuzeigen, welchen Weg der FCL in Zukunft sportlich und wirtschaftlich beschreiten wird. Das gehört zu meinen Aufgaben.

«Zwischen Bernhard Alpstaeg, Josef Bieri und mir herrscht Transparenz.»

zentralplus: Wie oft waren Sie schon an Gesprächen mit Interessenten dabei?

Wolf: Bis jetzt noch nie. Der Anforderungskatalog an mögliche neue Aktionäre wird von Josef Bieri und Bernhard Alpstaeg derzeit ausgearbeitet, gerade auch, was ein Engagement finanziell bedeuten wird.

zentralplus: Aber Sie würden es sich erlauben, die Aktionäre darauf hinzuweisen, falls Sie bei einem möglichen Kandidaten ein ungutes Gefühl beschleichen sollte?

Wolf: Käme es zu einer solchen Situation, würde ich das ihnen gegenüber offen aussprechen. Zwischen Bernhard Alpstaeg, Josef Bieri und mir herrscht Transparenz. Aber letztlich liegt der Entscheid bei ihnen, wen sie ins FCL-Aktionariat aufnehmen.

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