Wie schlimm ist das Chaos im Morgenverkehr?

Stau auf der Luzerner Seebrücke: Wir wagen es dennoch

Auf der Seebrücke finden Belagsanierungen statt.

(Bild: les)

Belagsarbeiten auf der Seebrücke: Das bedeutet Verkehrschaos und Auto-, Bus- und Velofahrer, die kurz vor dem Nervenzusammenbruch stehen. zentralplus machte sich vor Ort ein Bild. Und testete die Fahrt über die Seebrücke erst mit dem Bus, dann mit Velo und Kamera.

Kurz vor acht Uhr. Der tägliche Morgenverkehr rollt über die Seebrücke – langsamer als sonst. Autofahrer, Velofahrer, Fussgänger wollen vom Bahnhof zum Schwanenplatz und umgekehrt. Doch in diesen Tagen ist die Situation verzwickt: Der Belag der Seebrücke wird saniert. Das Chaos ist gross – denn beidseitig ist eine der beiden Spuren gesperrt (zentralplus berichtete). Eine halbe Stunde länger brauchte am Dienstagabend, wer auf vier Rädern die Seeseite wechseln wollte.

Der Stau erhitzt die Gemüter der Luzernerinnen und Luzerner. Das Ganze sei eine Zumutung, «sofortiger Übungsabbruch» forderte CVP-Präsidentin Andrea Gmür. Die Stadt hat für solche Ideen nicht viel übrig, man habe alles richtig gemacht. Nichtsdestotrotz: Ein Blick in die Kommentarspalten der sozialen Medien zeigt, jeder hat sich eine Meinung zur Baustelle auf der Seebrücke gemacht.

Bauarbeiter kommen zügig voran

Diesen Mittwochmorgen ist die Situation jedoch ruhig. Klar, das Verkehrsaufkommen ist gross und die Schlangen hinter den Rotlichtern sind lang. Doch die Stimmung ist relativ gelassen und geduldig. Hupende Autofahrer und mittelfingerzeigende Velofahrer – wie am Vortag gesehen – sucht man vergebens. Schlecht ist die Stimmung nicht – nur der beissende Geruch des neuen Belags steigt allen Anwesenden in die Nase. Und ab und zu raucht es zwischen den Bauarbeitern heftig. Es dampft und walzt auf der Seebrücke.

«Am Morgen sind die Leute eher gelassen, im Feierabendverkehr ist es viel aggressiver.»

VBL-Mitarbeiter

Rund zehn Männer in orangen Arbeitskleidern sind bei der Arbeit. Keine einfache Aufgabe zwischen all diesen Leuten. Sie scheinen zügig voranzukommen. Auch wenn es bereits morgens sehr heiss ist auf dem Asphalt, die Bedingungen seien ideal, erklärte auch Michael Wägli, Leiter Projekte Tiefbauamt Stadt Luzern. Falls es so bleibt, sei bereits in zwei Wochen der ganze Spuk wieder vorbei.

Was für eine Kulisse!

Was für eine Kulisse!

(Bild: les)

Massnahmen scheinen zu wirken

Bei der Busstation Schwanenplatz ist ein VBL-Ordnungsmann platziert. «Am Morgen sind die Leute eher gelassen, im Feierabendverkehr ist es viel aggressiver», sagt er und schmunzelt, dass seine Schicht dann schon vorbei sein wird. Die heikelsten Stellen seien aber sowieso nicht genau auf der Seebrücke, sondern Richtung Haldenstrasse. Und tatsächlich: Bereits entlang des Schweizerhofquais stehen Dutzende Autos still. Die Velofahrer schlängeln an ihnen vorbei – doch beim Rotlicht ist auch für sie wieder Schluss.

Die etwas entspanntere Situation hängt auch mit Massnahmen in der Verkehrsführung zusammen. So werden Autofahrer im Würzenbach Richtung Utenberg umgeleitet, damit die Haldenstrasse entlastet wird.

So erlebt ein Velofahrer die Fahrt über die Seebrücke:

Chinesen staunen über Schweizer Bautätigkeit

Mitten im Morgenverkehr verkehren auch die Busse. 61-mal kann man zwischen sieben und acht Uhr morgens beim Schwanenplatz einsteigen und beim Bahnhof wieder raus. zentralplus steigt bereits bei der Haltestelle Luzernerhof zu. 7 Minuten dauert die Fahrt zum Bahnhof. Etwas länger als normal. Doch auch im Bus ist die Stimmung nicht stressig. Pendler scheinen an diesem Mittwoch ein geduldiges Volk zu sein. Am Vortag dauerte die Fahrt bis zu einer halben Stunde – da war man zu Fuss definitiv schneller.

Eine Gruppe chinesischer Touristen betrachtet die Bauarbeiten ebenfalls gespannt. Sie tuscheln miteinander. Die Besucher aus den Millionenstädten fragen sich bestimmt, wieso man die Brücke nicht gleich auf acht Spuren ausbaut. Eine Verständigung ist leider aufgrund der Sprachbarriere nicht möglich. Nur einen Fotowunsch muss zentralplus noch kurz erfüllen.

Zu Fuss mit dem Velo über die Brücke

Auffallend auch, wie viele Velofahrer ihr Gerät auf dem Trottoir über die Seebrücke stossen. «Es ist mir schlicht zu gefährlich», erklärt eine Frau. Ihr E-Bike habe einen besonders breiten Lenker – zudem würden die Markierungskegel innerhalb des Radstreifens diesen verschmälern. Sie sei zu Beginn noch gefahren, habe sich aber zu unwohl gefühlt. «Ich habe beim Überqueren der Seebrücke nie ein gutes Gefühl – Baustelle hin oder her», sagt sie.

Diese Velofahrerin läuft lieber – das sei sicherer.

Diese Velofahrerin läuft lieber – das sei sicherer.

(Bild: les)

Sie kann mit der Wut gewisser Verkehrsteilnehmer überhaupt nichts anfangen. «Wie kann man sich darüber aufregen?», fragt sie rhetorisch. Alle würden doch schlussendlich von guten Strassenbelagen profitieren. Jetzt seien die Bedingungen für die Arbeiter doch optimal. Nicht alle sehen die Sache in diesen Tagen so nüchtern. Besonders nach statt vor einem langen Arbeitstag.

In der Bildergalerie finden Sie weitere Eindrücke von der Baustelle:

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