Sportchef Reto Kläy plant die Abwehr mehrgleisig

Startet der EVZ nächste Saison wieder mit fünf Ausländern?

Das Bild von Daniel Sondell entstand gegen Ende November 2015: Seit der damaligen Saison war kein ausländischer Verteidiger mehr beim EVZ engagiert. (Bild: Andy Müller/freshfocus)

Wer wird nächste Saison die EVZ-Abwehr verstärken? Die Frage treibt Sportchef Reto Kläy um. Bisher steht ein Abgang fest, aber noch kein Neuzugang. Nun bringt Kläy die Variante ins Spiel, einen ausländischen Verteidiger zu verpflichten. Bloss eine Nebelpetarde?

Welche Gemeinsamkeiten haben Calle Andersson, Phil Baltisberger, Dave Sutter und Claude-Curdin Paschoud? Sie sind Verteidiger mit Schweizer Lizenz, hatten oder haben einen auslaufenden Vertrag in der National League und werden nächste Saison nicht das EVZ-Dress über ihren Kopf ziehen.

Der Klang ihrer Namen macht aber auch deutlich: Titanen wurden in diesem Herbst nicht auf dem Transfermarkt feilgeboten (zentralplus berichtete). Der eine oder andere EVZ-Fan wird sich deshalb die bange Frage stellen: Was bleibt da noch für meinen Klub übrig?

Kläys Jobprofil für einen neuen Verteidiger

Kläy stellt unmissverständlich klar: «Wir können nicht jedes Jahr super Transfers machen.» Und ergänzt mit einem Seitenhieb: «Anderssons Verpflichtung wäre uns zu kostspielig. Wir hätten grösste Mühe mitzubieten.» Bei Andersson liefern sich die SCB-Verantwortlichen, welche die Zuger gerne als Geldsäcke hinstellen, und die ZSC Lions einen harten Bieterstreit.

Aus Zuger Sicht bedeutet das, dass es in der Abwehr wohl eher eine unspektakuläre Neuverpflichtung geben wird. Aber das muss noch keine Aussage über die Qualität des neuen EVZ-Spielers sein. Kläy sagt: «Ein effizienter Verteidiger kann uns viel bringen.»

Was er darunter versteht? Drei Bedingungen muss der Neue erfüllen: «Er muss Abpraller vor dem eigenen Tor aus der Gefahrenzone bringen. Er muss sich im Unterzahlspiel beweisen. Und er muss fähig sein, Schüsse aufs gegnerische Tor abzufeuern.» In der Zusammenfassung schwebt Kläy also eher ein defensiv orientierter Verteidiger mit physischer Präsenz vor. Gespräche mit Kandidaten haben in der am Sonntag zu Ende gehenden Nati-Pause stattgefunden, gibt er offen zu.

Sechs Verteidiger mit weiterlaufenden Verträgen

Thomas Thiry entspricht dem von Kläy skizzierten Jobprofil eher als Miro Zryd. Sie sind die beiden EVZ-Verteidiger mit am Saisonende auslaufenden Verträgen, nachdem sich Johann Morant auf die nächste Meisterschaft hin von den ZSC Lions engagieren liess.

Die Frage, wer nächste Saison die Verteidiger der Zuger verstärken wird, treibt EVZ-Sportchef Reto Kläy um. (Bild: EVZ)

Doch Kläy vermisst die Konstanz in ihrem Spiel (zentralplus berichtete). In den Ohren der Spieler wird das nicht nach Wertschätzung ihrer Arbeit und ihres Potenzials klingen. Die dem SC Bern hörige «Berner Zeitung» hat die berufliche Zukunft von Thiry und Zryd deshalb schon beim Titelverteidiger verortet.

Nach aktuellem Stand haben beim EV Zug noch fünf Verteidiger einen weiterlaufenden Vertrag: Santeri Alatalo, Captain Raphael Diaz, Livio Stadler, Jesse Zgraggen (bis 2021) und Dominik Schlumpf (bis 2023). Als Sechster wird Dario Wüthrich vom eigenen Farmteam nachgezogen.

Seit vier Saisons ohne ausländischen Verteidiger

Summa summarum hat Kläy also noch zwei freie Stellen zu besetzen – und bringt darum auch die Variante ins Spiel, in Absprache mit Trainer Dan Tangnes einen ausländischen Verteidiger zu verpflichten. Aber was ist da dran?

Ausländische Verteidiger fanden in Zug nur selten ihr berufliches Glück. Der letzte, der es versuchte, war Daniel Sondell. Der Schwede musste den EVZ nach dem 0:4-Fiasko im Playoff-Viertelfinal 2016 gegen Lugano trotz weiterlaufendem Vertrag verlassen. In den folgenden vier Saisons setzte Zug ausschliesslich auf ausländische Stürmer.

«Wir wussten, dass Lindberg seine Zeit braucht, um sein Spiel und seine Rolle in unserer Liga zu finden.»

EVZ-Sportchef Reto Kläy

Ein anderes unvorteilhaftes Beispiel ist die Geschichte von John Miner: Der kanadische Offensivverteidiger musste 1997/98 als überzähliger Ausländer von der Tribüne aus mitverfolgen, wie der EV Zug zum ersten und bisher einzigen Mal zum Gewinn des Meistertitels stürmte.

Und der aktuelle Cupsieger in den nächsten Jahren wird an nichts anderem als dem Titelgewinn gemessen.

McIntyre muss Zug verlassen

Entscheidet sich Kläy tatsächlich für das Engagement eines ausländischen Abwehrspielers, bedeutet das aller Voraussicht nach, dass der EV Zug zum zweiten Mal in Folge mit fünf Söldnern in eine neue Saison steigen wird.

Denn der Blick auf die Vertragssituation der aktuellen EVZ-Ausländer ergibt: Die Schweden Carl Klingberg und Erik Thorell haben einen bis 2021 gültigen Vertrag und Oscar Lindberg zumindest eine beidseits einlösbare Option auf ein weiterführendes Engagement. Nur der Vertrag von Jan Kovar läuft aus.

Sicher ist, dass David McIntyres berufliche Zukunft nicht mehr in Zug liegt. Der 32-jährige Kanadier wird den Klub nach vier Jahren Zusammenarbeit verlassen müssen.

Ein fünfter Ausländer kann sich lohnen

Lindberg kann mit seinen defensiven und offensiven Qualitäten eine wichtige Figur werden im Zuger Team, dessen Spiel noch eine bessere Balance benötigt. «Wir wussten, dass Lindberg seine Zeit braucht, um sein Spiel und seine Rolle in unserer Liga zu finden», sagt Kläy.

Darüber hinaus ist es ein offenes Geheimnis, dass der EVZ-Sportchef ein Bewunderer der bisweilen genialen Spielkunst von Jan Kovar ist.

Der aktuelle Saisonverlauf der Zuger hat gezeigt: Das Engagement eines fünften Ausländers – deren vier sind in einem Match spielberechtigt – von Saisonbeginn an kann sich lohnen. Mit Thorell (Armbruch), Klingberg (Adduktoren) und Lindberg (Spielsperren) fielen immer wieder EVZ-Ausländer aus.

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