Zwischennutzung will den Seetalplatz beleben

Städtisches Gemüse vom einstigen Luzerner Unort

Der Seetalplatz wird das Herzstück des künftigen Quartiers – und bereits im Rahmen der Zwischennutzung zu einem Treffpunkt.

(Bild: jal)

Wo dereinst über 1’000 Kantonsangestellte arbeiten, wird in den nächsten drei Jahren gefeiert, gearbeitet und gespielt. Für die Zwischennutzung am Seetalplatz in Emmen haben die Betreiber zahlreiche Ideen – und bereits einen Gastropartner und einen Farmer an Bord. Den beiden schwebt etwas ganz Besonderes vor.

Auf dem Seetalplatz steht bald ein Iglu aus Glas, in dem Fische gezüchtet und Pflanzen gezogen werden. Gemeinsam mit zahlreichen Hochbeeten gehört es zu einem Urban-Farming-Projekt. Und das wird Teil der Zwischennutzung, die bald die Brachen rund um den Verkehrsknoten von Emmenbrücke beleben wird (zentralplus berichtete).

Diesen Montag hat der Verein Platzhalter, der die Zwischennutzung koordiniert, über die Pläne für die rund zwei Fussballfelder grosse Fläche informiert. «Es ist ein total spannender Moment», sagt Ralph Eichenberger vom Verein. Als der Luzerner erstmals von der Idee einer Zwischennutzung am Seetalplatz hörte, dachte er: «Sowas von einem Unort.» Doch je länger er sich damit beschäftige, umso mehr sehe er das Potenzial des Ortes. «Vor Kurzem war der Platz voller Baumaschinen. Und nun liegt er vor uns wie ein weisses Blatt Papier.»

Doch weiss bleibt es nicht lange. Auf dem Seetalplatz entsteht in den nächsten Jahren ein neues Quartier mit Wohnungen, Läden und Büros. Bereits vorher sollen Ateliers, ein Restaurant, Ausstellungen und ein Garten das Gelände beleben.

Ein Null-Kilometer-Menü

Da ist zum einen das Areal, auf dem dereinst die Kantonsverwaltung ihre neuen Büros beziehen wird. Zurzeit stehen auf dem Gelände noch etliche Baucontainer. Diese werden nun umfunktioniert. Die einzelnen «Zellen» können gemietet werden. Kostenpunkt: rund 300 Franken Monatsmiete für zirka 12 Quadratmeter. Das gesamte Feld erhält in Richtung Busbahnhof ein zwölf Meter breites Eingangstor.

Raffael Känzig, verantwortlich für das Urban Farming auf dem Areal im Hintergrund.

Raffael Känzig, verantwortlich für das Urban Farming auf dem Areal im Hintergrund.

(Bild: jal)

Doch die Verantwortlichen wissen: «Ohne Gastroangebot ist es schwierig, die Menschen herzulocken», sagt Ralph Eichenberger – oder anders formuliert: «Gut, ticken viele Menschen so einfach: Gibt es etwas zu essen und zu trinken, kommen sie», sagt er lachend. Deshalb entsteht im Container in der Platzmitte ein Restaurant. Betrieben wird es voraussichtlich von Markus Kurmann und seinem Team, das letzten Herbst die Molo Bar an der Baselstrasse eröffnete. Er steht mit dem Verein Platzhalter in den Verhandlungen.

«Damit der Bremsstaub nicht als Topping auf dem Essen landet.»

Raffael Känzig, zuständig für Urban Farming

Der Gastrobetrieb soll rund 50 Gästen Platz bieten, im Sommer mit Gartenplätzen und einer Terrasse auf dem Containerdach für gemütliche Atmosphäre sorgen. «Es wird nicht nur ein Sommerprojekt», sagt Markus Kurmann. Denn der Betrieb soll auch im Winter geöffnet sein und zum Beispiel den Studierenden der «Kunsti» nebst der letztes Jahr eröffneten Viscosi-Kantine «Nylon 7» und den wenigen bestehenden Restaurants ringsum ein neues Gastroangebot bieten. Wie es genau aussehen wird, verrät er noch nicht. Nur so viel: «Es bleibt sicher nicht so wie jetzt.»

Die Ideen des Vereins Platzhalter für das Areal der zukünftigen Kantonsverwaltung (mehr Infos durch Klicken auf Zonenschilder):

Klar ist hingegen bereits jetzt, dass der Gastrobetrieb mit dem Urban-Farming-Projekt zusammenspannen wird. «Was geerntet wird, kommt auf den Teller», so die Idee. So soll ein «Null-Kilometer-Menü» entstehen, das nur aus Zutaten aus dem eigenen Garten besteht. Um Gemüse und Früchte vor dem Verkehr zu schützen, wird das Gelände mit Pflanzen gegen die Strassen hin abgeschirmt. «Damit der Bremsstaub nicht als Topping auf dem Essen landet», sagt Raffael Känzig, verantwortlich für das Urban-Farming-Projekt. Er hofft, dass sich viele Emmer dafür begeistern könnten, die Patenschaft für ein Hochbeet zu übernehmen und dieses selber zu pflegen – als «Schrebergarten in Hochbeetform».

Gesucht: Macher

An zwei Anlässen können Interessierte sich über die Möglichkeiten im Rahmen der Zwischennutzung auf dem Seetalplatz informieren:

  • Sonntag, 15. Juli, 11 bis 13 Uhr
  • Sonntag, 19. August, 11 bis 13 Uhr

Die Veranstaltungen finden auf dem Gelände hinter dem Busbahnhof statt.

Nebst den Hochbeeten und dem Restaurant gibt es eine Freizeitzone, für die ebenfalls noch Ideen gesucht sind. «Vielleicht entsteht im Sommer ein Schwimmbecken und im Winter ein Eisfeld, vielleicht stellen wir Ping-Pong-Tische auf, bauen eine Bühne für Konzerte oder veranstalten mal ein Foodtruck-Festival», sagt Eichenberger und spannt damit das Feld weit auf. Denn für den Verein ist wichtig, dass die Zwischennutzung noch nicht fertig geplant ist, sondern von der Bevölkerung mitgestaltet werden kann.

Riesige Bauskulptur

Auch der Platz zwischen der Bus- und Velospur und dem Kino Maxx wird vom Verein Platzhalter bespielt. Dieser wird nicht überbaut, sondern bildet dereinst das Zentrum des neuen Quartiers. Ob da ein Wochenmarkt, Ausstellungen oder Vereinsanlässe abgehalten werden – das alles ist möglich. Klar ist einzig, dass es ein Treffpunkt für die Emmer Bevölkerung werden soll. Entsprechend sind sie aufgefordert, an zwei Infoanlässen Ideen einzubringen (siehe Box).

Ralph Eichenberger über die Idee der geplanten Bauskulptur:

 

«Wir wollen die zukünftige Nutzung ein Stück weit vorwegnehmen», sagt Ralph Eichenberger. Ein Labor für die Quartierentwicklung quasi, ein Testgelände, wie es die Verantwortlichen nennen.

Einen Vorgeschmack auf das Leben, das in den nächsten Jahren am Seetalplatz einkehren wir, bietet eine geplante Bauskulptur. 37 Meter hohe Pfosten rund um den Platz sollen die Dimension des Verwaltungsgebäudes veranschaulichen, das voraussichtlich ab 2022 auf dem Areal gebaut wird.

Kein Spielplatz für die Luzerner Kulturszene

Der Verein Platzhalter ist überzeugt, dass die Nachfrage da ist. Etliche Anfragen seien bereits eingegangen. Obwohl der Verein aus den Luzerner Teams von Eichenberger Szenografie, dem B-Sides und dem Büro für Stadtfragen besteht und die neue Geschäftsführerin Francesca Blachnik mit dem Neubad gut vernetzt ist: Am Seetalplatz soll nicht einfach die Luzerner Kulturszene eine neue Spielfläche erhalten. «Emmen hat selber genug Potenzial», sagt Edina Kurjakovic. Der Verein sei zudem auch in Emmen sehr gut vernetzt. «Wir wissen, wo wir hier sind, das ist für uns nicht fremdes Areal», versichert sie.

erein Platzhalter Seetelplatz (von links): Ralph Eichenberger, Catherine Huth, Thomas Stadelmann, Francesca Blachnik, Reto Achermann und Edina Kurjakovic.

Verein Platzhalter Seetalplatz (von links): Ralph Eichenberger, Catherine Huth, Thomas Stadelmann, Francesca Blachnik, Reto Achermann und Edina Kurjakovic.

(Bild: zvg)

Die Zwischennutzung startet am 15. September und dauert bis Ende 2021. Für den Kanton als Eigentümer ist das Ganze übrigens ein Nullsummenspiel. «Es besteht absolut kein finanzielles Interesse unsererseits», sagt Kantonsbaumeister Hans-Urs Baumann. Die Zwischennutzung sieht er vielmehr als erstes Standortmarketing. «Wir wollen die Geschichte des Platzes zu schreiben beginnen. Denn es wäre schade, wenn die Fläche nun drei Jahre lang brachläge.»

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