Stadttunnel Zug

Ruedi Zai, dipl. Arch. ETH SIA SWB, aus Zug, antwortet auf den Leserbrief von Henry Bachmann vom 22.05.2015 zum Thema «Stadttunnel».

Zug als Mobilitäts-Pionierin

Wenn die Projekt- und Abstimmungsbroschüre-Macher auf Seite 4 davon ausgehen, dass in 17 Jahren, bei der gewünschten Eröffnung des Stadttunnel Systems, die Fahrzeuge noch immer Lärm und Abgase erzeugen, zeigt sich, dass sie es schwer haben, sich neue Entwicklungen vorzustellen. Auch schreibende Ingenieure haben es manchmal schwer, Veränderungen und neue Möglichkeiten ins Auge zu fassen, geschweige denn zu akzeptieren.

Der Fokus wurde in den letzten zwei Jahren auf das «Jetzt» gestellt und Entwicklungen und mögliche Veränderungen in Gesellschaft und Technik wurden ausgeblendet. Statt um die Bewältigung der ständig wachsenden Verkehrsströme geht es nun vorwiegend um die idealisierte Neugasse oder den gestreckten Postplatz. Hoffentlich sind sich die Tunnelbefürworter bewusst, dass sich der bekannte Neugassestau in den nächsten17 Jahren massiv ausweiten wird und im Berg immer noch gleich viele Spuren für das Nadelöhr vorhanden sein werden wie heute. À propos Heimatschutz: Die Heimat endet nicht am Perimeterrand des Zentrum Plus.

Es ist tatsächlich schwer in unserer Zeit der schnellen Veränderungen richtige Lösungen zu finden und entsprechende Investitionen zu tätigen. Doch Zug sollte die Verhältnismässigkeit berücksichtigen und unserem Ort und unseren Mitteln entsprechend reagieren. Wie viel Zeit verlieren Sie maximal in unserem Stau? Sie waren sicher auch schon mal in Zürich oder Basel und wollten ins Zentrum? Na also, es geht doch. Zug hat eine Grösse, die geeignet wäre für das Erforschen und Ausprobieren von neuen Verkehrslösungen.

Während 17 Jahren wäre viel zu finden und zu erreichen. Ich traue dem Baudirektor zu, dass er fortschrittliche Arbeitsgruppen und Forscherteams moderieren und koordinieren sowie die richtigen Fragen stellen könnte, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren: eine umfassende Mobilität in der Stadt, den Quartieren und der Umgebung. Geld für Verkehrsfragen auszugeben dazu sind wir vermutlich bereit, wenn auch nicht gar so viel wie nun verlangt wird. Stellen Sie sich vor, was z.B. mit einer halben Milliarde – ohne die zusätzlich notwendigen Abschreibungen und Folgekosten ausgelöst werden könnte. Dass Politiker zur Zeit der Abstimmung ihre Meinung nicht weiterentwickeln oder ändern können, ist verständlich. Doch diese Sorge können wir StimmbürgerInnen ihnen abnehmen. Wenn wir nein zum aktuellen Stadttunnel sagen, sind viele Kräfte und Mittel frei, so dass Zug eine Vorreiter-Stadt in Sachen Stadt- und Quartierverkehr werden könnte. Zug könnte eine Pionierin sein. Philip C.Brunner könnte dereinst im frisch renovierten Frauensteinmatt Bistro sitzen und müsste heute nicht Angst vor seiner Altersheimzeit haben.

Ruedi Zai      

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