Ohne unterirdischen Kreisel

«Stadttunnel Light»: Zuger Regierung will sofort loslegen

Im Sommer eröffnete Baudirektor Florian Weber mit dem Geissbüeltunnel den ersten Tunnel des Kantons Zug. Nun äussert sich die Regierung zu einem möglichen Stadttunnel 2.0. (Bild: Andreas Busslinger)

Erstmals äussert sich der Zuger Regierungsrat zur Idee, die Pläne für einen Stadttunnel wieder aus der Schublade zu holen. Vom Nutzen des Tunnels ist er überzeugt – für eine Umsetzung sieht er aber noch Hürden.

Die Vision eines «Stadttunnels 2.0» nimmt Fahrt auf. Erstmals äussert sich die Zuger Regierung zur Idee eines Wiederbelebungsversuchs für das Tunnelprojekt, das 2015 deutlich an der Urne scheiterte (zentralplus berichtete).

Die Stadtzuger SVP brachte den Vorschlag eines abgespeckten Stadttunnels im vergangenen Frühling wieder aufs politische Tapet. Mit Erfolg: Der Stadtrat und eine klare Mehrheit des Grossen Gemeinderates stellten sich hinter eine entsprechende Motion, die Idee eines «Stadttunnels 2.0» zu prüfen (zentralplus berichtete).

In der Motion wird auch verlangt, dass dies in enger Zusammenarbeit mit dem Kanton erfolgen müsse. Nun lässt die Zuger Regierung durchblicken, was sie von dieser Forderung hält.

Zentrum durch Tunnel aufwerten

Im Rahmen einer Kleinen Anfrage nimmt der Regierungsrat Stellung zum wiederbelebten Stadttunnel. Seine Haltung ist klar: Die Entlastung des Zuger Stadtzentrums ist mittels eines Stadttunnels möglich. «Ein Zentrum mit möglichst wenig Verkehr ist attraktiv, ökologisch sinnvoll und auch wirtschaftlich sowie touristisch von Bedeutung», schreibt die Regierung in diesem Zusammenhang.

«Im Vordergrund steht ein Projekt ohne Tunnelkreisel mit jeweils einem Tunneleingang und einem -ausgang.»

Zuger Regierungsrat

Für die Regierung ist jedoch klar, dass das ursprüngliche Projekt endgültig gestorben ist. Insbesondere der unterirdische Kreisel sei heute nicht mehr realisierbar. «Im Vordergrund steht ein Projekt ohne Tunnelkreisel mit jeweils einem Tunneleingang und einem -ausgang», heisst es in der Antwort des Regierungsrates.

Damit stellt er auch gleich klar, dass er in dieser Sache keineswegs passiv bleiben will. So bejaht er die Frage, ob der Kanton den Lead übernehmen soll. Dies sei nicht zuletzt aus finanzieller Sicht zwingend. Zudem müsse ein Vorhaben dieser Grösse in den kantonalen Richtplan aufgenommen werden.

Der grosse Unterschied: Zug hat jetzt Geld

Aber zurück zum Geld: Im Rückblick scheint klar, dass das ursprüngliche Tunnelprojekt in erster Linie an den Finanzen scheiterte. Ein zu hohes Preisschild von rund 890 Millionen Franken und die finanzielle Baisse, in der Zug damals steckte, setzten dem Stadttunnel ein Ende.

Wie teuer eine abgespeckte Variante des Tunnelprojekts ist, steht derzeit noch auf einem anderen Blatt. Klar ist, dass es im Tunnelbau keine Schnäppchen gibt. Im Gegensatz zu 2015 hat Zug heute jedoch das notwendige Polster, um sich ein solches Projekt zu leisten.

Auf diesen Umstand verweist auch der Regierungsrat: «Nach dem Rekordergebnis 2020 mit einem Ertragsüberschuss von 285,5 Millionen Franken entwickelt sich die finanzielle Situation auch weiterhin sehr positiv. Für das Jahr 2022 wird ein Ertragsüberschuss von 204,1 Millionen Franken budgetiert, in den Planjahren 2023 bis 2025 wird mit Überschüssen in jeweils dreistelliger Millionenhöhe gerechnet.»

Die vorhandene hohe Liquidität sowie das hohe Eigenkapital des Kantons würden solche «sinnvollen Investitionsprojekte» zulassen, wie es weiter heisst.

Vorlage wird ausgearbeitet – Widerstand ist vorprogrammiert

Wie also soll es konkret mit dem zweiten Anlauf für einen Stadttunnel weitergehen? Gemäss der Regierung sollen die nächsten Schritte in Einklang mit dem Mobilitätskonzept gebracht werden, das derzeit noch in Bearbeitung ist (zentralplus berichtete).

Zudem soll die entsprechende Änderung des Richtplans für einen Stadttunnel 2.0 angegangen werden. Letztlich sei eine Vorlage für die Gesamtfinanzierung des Stadttunnels auszuarbeiten, die dem Kantonsrat zum Beschluss unterbreitet werden kann. Mit anderen Worten: Der Kanton ist dran.

Bei aller Tunnel-Euphorie ist jedoch auch klar, dass ein solches Projekt garantiert auf Widerstand treffen wird. Ein Strassenbauprojekt in diesem Umfang wird unweigerlich Einsprachen nach sich ziehen. Umso mehr, weil Zug verkehrspolitisch sehr gespalten ist.

Welche Punkte zusätzlich für respektive gegen einen Stadttunnel 2.0 sprechen, liest du hier:

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Alois Iten
    Alois Iten, 13.12.2021, 09:43 Uhr

    Die Bürgerlichen haben in Zug eine Drei-Viertel-Mehrheit. Da lässt sich ein solches Projekt durchbringen. Ein wesentlicher Killerfaktor beim alten Stadttunnel war die Erhöhung der Motorfahrzeugsteuer um 50%. Es hat vielen im Ennetsee nicht eingeleuchtet, weshalb sie für ein kommunales Projekt in der Stadt so viel zahlen sollen. Wenn dieser Fehle nicht wieder gemacht wird, hat das Projekt gute Chancen.

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