Theater Casino: Wiedereröffnung in alter Frische

Stadt Zug hat sich ihr Kulturhaus vergoldet

Andreas Marbacher zeigt eine der restaurierten Türen des Casino-Altbaus mit den Dekorationselementen.

(Bild: mbe.)

Demnächst feiert Zug die Wiedereröffnung des renovierten Theater Casinos. zentralplus sprach mit dem Farbspezialisten Andreas Marbacher, der eine Menge Geschichten über das Haus erzählen kann. Auch jene, weshalb die schweinchenrosarote Fassade nun der Geschichte angehört.

Zug bekommt sein traditionelles Kulturhaus zurück. Am Wochenende vom 16./17. September gibt es eine feierliche Schlüsselübergabe, die Gläser klingen, und es wird ein Raunen durch die frisch renovierten Säle gehen. Denn eines vorweg: Der Altbau des Casinos ist eine Augenweide. Er erinnert mit der wiederhergestellten Innendekoration an den Ballsaal eines Fünf-Sterne-Luxushotels aus der Jugendstilzeit.

Das Theater Casino Zug organisiert für die Eröffnung ein zweitägiges Festprogramm. Höhepunkt wird ein Konzert des Sängers Seven sein (siehe Kasten). An thematischen Rundgängen mit Architekten, Restauratoren, Bühnentechnikern und Handwerkern werden interessierte Zuger, die wissen wollen, wie ihr Geld ausgegeben wurde, interessante Details über das Grossprojekt erfahren können.

Die Dekorationselemente des Altbau-Giebels erstrahlen in frischen Farben.

Die Dekorationselemente des Altbau-Giebels erstrahlen in frischen Farben.

(Bild: mbe.)

Altbau altrosa bemalt

Andreas Marbacher ist einer dieser Handwerker. Er leitete das Projekt für die Firma Bachmann AG aus Immensee, welche die Malerarbeiten ausführte. Der diplomierte Malermeister weiss inzwischen vieles über das Haus und seine Geschichte. Seit der Bauzeit wurde der Altbau des Casinos zweimal komplett saniert. Als man die moderne Erweiterung des Kulturhauses in den 1980er-Jahren erstellte, versuchte man, zwischen dem rötlichen Neubau und dem Altbau einen farblichen Bezug herzustellen.

«Der Altbau wurde deshalb altrosa bemalt», sagt Marbacher. Das fanden viele Zuger gar nicht schön, um es milde auszudrücken. Deshalb lautete der Auftrag an ihn und seine Kollegen, im Altbau den Originalzustand der Bemalungen und Dekorationen wiederherzustellen. Baubeginn im Casino war 1905, eröffnet wurde der Bau des Architekten Dagobert Keiser im Jahr 1909.

Der ehemalige Haupteingang des Casinos. Links die Bemalung der Türen vor der Renovation, rechts die wiederhergestellte Originalfarbe.

Der ehemalige Haupteingang des Casinos. Links die Bemalung der Türen vor der Renovation, rechts die wiederhergestellte Originalfarbe.

(Bild: mbe.)

Aufwendige Recherchen nötig

Doch wie sah das Casino vor über 100 Jahren denn überhaupt aus? «Damals gab es noch keine Farbfotos», erklärt der Malermeister. Ansonsten existieren Baubeschreibungen in Worten. Schwarz-weiss-Bilder, welche nachträglich eingefärbt wurden, hätten gewisse Anhaltspunkte bei der Recherche geliefert.

«Doch für die Details mussten wir mechanisch auf die Suche gehen», erklärt Marbacher. Man trug Farbschicht für Farbschicht an Wänden und Türen ab, um herauszufinden, was sich darunter verbarg. «Danach bestimmten wir anhand von Farbkarten und aufwendig von Hand gemischten Mustern die Originalfarben.»

Grosse Überraschungen – übermalte Gemälde oder Ähnliches – kamen keine zum Vorschein. Zug sei in der Bauzeit des Casinos nicht so reich gewesen, merkt der Handwerker an.

So wurde zum Beispiel nur für den Balkon mit den markanten Säulen beim ehemaligen Haupteingang Sandstein als Baumaterial verwendet. «An den Ecken des Gebäudes bemalte man verputzte profilierte Flächen grau, sodass sie wie Sandstein aussahen.»

«Am aufwendigsten waren die Arbeiten im Innern des Altbaus.»
Andreas Marbacher, Handwerker

90 Prozent der Arbeiten fielen in den Innenräumen an

All das hat man wiederhergestellt. Auch das Zuger Wappen und der Schriftzug «Casino» unter dem Giebel wurden sorgfältig restauriert. Die Türen des Altbaus, welche ebenfalls rot bemalt waren, haben nun wieder den ursprünglichen grauen Farbton, und man hat die weissen Dekorationselemente restauriert.

Viel Recherche nötig: Ein Beispiel der Arbeit von Andreas Marbacher und seinem Team.

Viel Recherche nötig: ein Beispiel der Arbeit von Andreas Marbacher und seinem Team.

(Bild: mbe.)

«Die Aussenfassade war nur zehn Prozent der Arbeit», sagt Andreas Marbacher, «am aufwendigsten waren die Arbeiten im Innern des Altbaus.» Die Wände wurden teilweise bis auf die Grundmauern runtergeholt und das Gebäude innen neu aufgebaut, inklusive der Stuckaturen.

Ein neugieriger Blick ins Innere

Die Medien sollen bis zum Eröffnungswochenende doch bitte keine Fotos der Innenräume zeigen, so der Wunsch des Theater Casinos. So will man die Spannung aufrechterhalten, wie vor einer Weihnachtsfeier.

Das Fest-Wochenende in Zug

Unter dem Titel «Frisch eröffnet!» lädt das Theater Casino Zug die Öffentlichkeit am 16./17. September ein, das Zuger Kulturhaus wiederzuentdecken. Das Stadtorchester Zug, das Kammermusik-Ensemble der Stadtmusik und die Harmonie treten auf. Es gibt eine spektakuläre Lichtshow. Ein Höhepunkt ist die «Grand Opening Night» mit dem Konzert des Sängers Seven, der sein Programm «4Colors» präsentiert (der Eintritt kostet 55 Franken). Ansonsten gilt aber «freier Eintritt» an diesem Wochenende.

Ein erster Rundgang durchs «Geschenk» mit dem Malermeister zeigt: Das Casino kann sich sehen lassen. Feine Dekorationselemente wie griechische Mäander wurden von Hand wiederhergestellt. Der klobige Betondurchgang zum Altbau ist verschwunden, das neue Vestibül ist äusserst repräsentativ.

Der Saal mit seinen Kronleuchtern ist sogar eine Wucht und wurde mit vielen goldenen Dekorationselementen neu gestaltet. Im Saal und auf der Galerie, wo die früheren Türen mit Holzplatten blickdicht oder gar zugemauert waren, stellte man wieder den Urzustand her. Dies lässt mehr Licht in den Innenraum und man kann sogar von der Galerie aus den Zugersee erspähen. Eine besondere zu entdeckende Trouvaille ist auch das Kassenhäuschen beim Eingang des Altbaus.

Rund 7’000 Arbeitsstunden investiert

Der Schwyzer Malermeister ist zufrieden mit dem Resultat. «Wir haben rund 7’000 Arbeitsstunden investiert, es war ein Grossauftrag für uns», sagt Marbacher, «unsere Mitarbeiter haben das Ganze durch ihr Geschick und Können erst möglich gemacht.» Den Auftrag erhielt sein Arbeitgeber aufgrund der öffentlichen Ausschreibung. Die Firma hat auch andere historische Gebäude wie zum Beispiel das Gasthaus Engel am Hauptplatz in Küssnacht gestaltet.

In Zug waren die Maler, Gipser, Stuckateure und Restaurateure über ein Jahr lang im Dauereinsatz. Marbacher sagt zu zentralplus, ganz staatsmännisch: «Die Stadt und der Kanton Zug erhalten ein Gebäude zurück, das der Idee der Erbauer und ihrer Vorstellung von Prunk wieder gerecht wird und auf das sie stolz sein können.»

All das und noch mehr wird der Handwerker an den thematischen Rundgängen erklären. Er ist gespannt, wie viele Zugerinnen und Zuger ihr neues Casino besichtigen kommen. Und ob auch andere Malerfirmen die Arbeiten besichtigen.

Im Erweiterungsbau aus den 1980er-Jahren gibt es ebenfalls viele weitere Neuerungen zu bestaunen. Zu erwähnen ist die moderne Bühnentechnik.

«Der Terminplan und der Kredit konnten eingehalten werden.»
André Wicki, Zuger Stadtrat und Bauvorstand

Kredit von 18,36 Millionen Franken

Eine Frage der Zugerinnen und Zuger wird sicherlich sein, wie viel das Ganze die Stadt Zug gekostet hat. André Wicki, Bauvorstand der Stadt Zug, erklärt dazu: «Der Terminplan und der Kredit konnten eingehalten werden. Wir haben im Mai 2016 gestartet und das Haus termingerecht am 18. August an die Theater- und Musikgesellschaft Zug übergeben.» Der vom Grossen Gemeinderat und der Stadtzuger Bevölkerung bewilligte Kredit für die Sanierung des Casinos von 1909 und des Erweiterungsbaus von 1981 (Ammannsbau) betrug 18,36 Millionen Franken.

Der Bauvorstand vernahm bisher nur Positives zum neuen Casino. «Bis anhin hatten wir 12 Führungen», sagt der Stadtrat, «alle waren begeistert. Zug darf sich wirklich auf die Eröffnung freuen.»

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