Forderung: Mehr Grün statt Asphalt

Stadt Luzern verteidigt betoniertes Bleichergärtli

Ein grosser Teil des neu gestalteten Bleichergärtlis ist asphaltiert. (Bild: jwy)

Die Grünen fordern: Bodenversiegelung sofort stoppen! Die Stadt unterstützt – abgesehen vom «sofort» – die Forderung. Nur die Kritik am zubetonierten Bleichergärtli in der Neustadt teilt der Stadtrat nicht.

Grosse Augen diesen Sommer: Inmitten der grössten Augusthitze und während aufflammenden Klimademos betonierte die Stadt das Bleichergärtli neu. Beton statt Naturboden – das kam in der aufgeheizten Stadt nicht gut an. Dass das Pärkli auch zuvor schon betoniert war, schien niemanden zu stören.

Verärgert war etwa der Grüne Stadtparlamentarier Marco Müller, der mit einem Postulat forderte, die Bodenversiegelung sofort zu stoppen (zentralplus berichtete).

Auf Facebook schrieb er im Sommer:

Die Forderung von Politiker Marco Müller vom Sommer.

Nun liegt die Antwort des Stadtrates vor: Zwar wird das Bleichergärtli nicht wieder aufgerissen, aber er teilt die Forderungen des Postulats grösstenteils und nimmt es teilweise entgegen.

Dem Wunsch nach einem sofortigen Stopp könne der Stadtrat bei laufenden und bereits geplanten Projekten nicht nachkommen. Doch er will die grünen Forderungen bei künftigen Projekten stärker berücksichtigen.

Erde und Schotter statt Beton

Marco Müller verlangt, auf versiegelte Flächen wie Asphalt zu verzichten – dafür, wenn immer möglich, auf Erde, Gras, Schotter, Mergel, Rasengittersteine oder andere wasserdurchlässige und hitzeabsorbierende Flächen zu setzen. Der Clou: Wenn der Boden durchlässig ist, wirkt sich das verdunstende Wasser kühlend aus.

Mit dem abfliessenden Regenwasser von Dächern, Strassen und Wegen lässt sich zudem der Wasserbedarf von zusätzlichen Bäumen und Grünflächen teilweise decken, ist Müller überzeugt.

Mehr Tempo gefordert

Bei den Themen Klimaschutz, Aufwertung und Hitzestrategie geht es ihm viel zu langsam vorwärts: «In Luzern wird nach wie vor viel zu viel wertvoller Boden mit Asphalt versiegelt», kritisiert er und nennt neben dem Bleichergärtli die riesige Vorzone auf der Allmend als Negativbeispiel. Seit der Neugestaltung gleicht diese tatsächlich einer grossen Betonwüste. Auch bei der kürzlichen Sanierung des Löwengrabens und Grendels wurde das fehlende Grün kritisiert. Dort hat die Stadt inzwischen reagiert (zentralplus berichtete).

Allmend/Messe: dominiert von Asphalt. (Bild: jwy)

Der Stadtrat forciere ebenfalls eine ökologische und biodiversitätsfreundliche Gestaltung der Flächen und verfolge bereits heute eine entsprechende Strategie. Das gilt nicht nur für Sanierungen und Neugestaltungen, sondern auch bestehende Flächen sollen wenn möglich «entsiegelt» – also aufgebrochen – werden.

«Den Bäumen und Grünflächen wurde mehr Platz eingeräumt.»

Stadtrat über das Bleichergärtli

Die Neugestaltung des Bleichergärtlis mit dem hohen Anteil an Asphalt verteidigt der Stadtrat trotz allem. Das Pärkli in der Neustadt sei einer der wenigen Orte im Quartier, der Spielmöglichkeiten für die Bevölkerung auf Hartflächen ermöglicht – etwa Velofahren, Inlineskaten oder Kreidezeichnen. Tatsächlich hat die Bedeutung des Parks seit der Eröffnung der Himmelrich-Siedlung mit den vielen Familien nochmals zugenommen und wird rege genutzt.

Der Stadtrat erinnert daran, dass es bei der Planung eine breit abgestützte Mitwirkung der Bevölkerung gab, bei der insbesondere auch Kinder ihre Wünsche einbringen konnten. Dabei sei entschieden worden, dass die vorhandene Asphaltfläche beibehalten werde, um weiterhin Spiele zu ermöglichen. Auch Veranstaltungen wie das Quartierfest, Märkte oder Konzerte sollen im Pärklein möglich sein. Auf Grünflächen wären solche Veranstaltungen schwierig und aufwendig umsetzbar.

Massnahmen wegen Klimawandel

Die Stadt ist seit 2017 als «Grünstadt» zertifiziert und verpflichtet sich zu entsprechenden Massnahmen. Dazu gehört auch, den Anteil versiegelter Flächen zu reduzieren und die natürliche Bodenfunktion aufrechtzuerhalten.

Auf Antrag der Grünen erarbeitet der Stadtrat momentan eine Klimaanpassungsstrategie für Luzern, diese Arbeiten seien weit fortgeschritten. Ein Planungsbericht dazu folgt im ersten Halbjahr 2020. Darin werden Massnahmen zum Thema Bodenversiegelung und Gestaltung der Oberflächen genannt. «Aufgrund der Klimaerwärmung werden die Intensität und Häufigkeit von Starkniederschlägen sowie die thermische Belastung im Stadtgebiet zunehmen», so der Stadtrat, darum sei die Entsiegelung und Sickerfähigkeit entscheidend.

Im Moment finden rund um das Bleichergärtli noch immer Bauarbeiten an Gebäuden und Strassen statt, darum gibt es auch temporär asphaltierte Flächen für den Bauinstallationsplatz. Doch der Stadtrat verspricht Besserung: «Nach der Fertigstellung sind im Vergleich zum ursprünglichen Zustand insgesamt weniger Flächen mit Asphalt versiegelt. Den Bäumen und Grünflächen wurde mehr Platz eingeräumt und die Lebensbedingungen für Flora und Fauna verbessert.» Regenwasser fliesse zudem in die angrenzenden Grünflächen.

Schatten und Grünzonen werden wichtiger

Der Stadtrat anerkennt die Tendenz: Themen wie Schatten, begrünte Dächer oder Fassaden sowie Wasserflächen werden für das Stadtklima wichtiger werden. Aber gerade weil Freiflächen in der Innenstadt knapp sind, müssen diese verschiedene Nutzungen ermöglichen, was die Ansprüche an den Belag erhöht. Auch die Anforderungen des hindernisfreien Bauens müssen berücksichtigt werden.

Für die Entscheidung, ob eine Fläche versiegelt wird oder nicht, brauche es darum auch weiterhin eine «sorgfältige Interessenabwägung».

Die Stadt verspricht: Nach dem Ende der Bauarbeiten wird das Bleichergärtli grüner sein als zuvor. (Bild: jwy)
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2 Kommentare
  • Profilfoto von fragola50
    fragola50, 30.10.2019, 17:49 Uhr

    Als fast tägliche Besucherin des Bleichergärtlis finde ich die ganze Neugestaltung nicht wirklich gelungen. Der kleine, man kann schon fast sagen mickrige, Spielplatz mit zum Teil unsinnigem Spielgerät (rote Pfosten ohne Funktion) wurde unter den alten Bäumen richtiggehend hineingequetscht. Der grosse historische Brunnen in der Mitte wurde, vermutlich aus Sicherheitsgründen, mit zwei dicken, weissen Kreisen versehen, ich finde sie störend, unnötig, und wage die Frage, wie viele Personen in den letzten 100 Jahren, so alt ist das Bleichergärtli vermutlich, dort zu schaden gekommen sind. Und, ich finde auch, dass die Asphaltfläche unzeitgemäss, nicht einladend, langweilig ist. Die vielgepriesenen Aktivitäten, wie Konzerte, Märkte etc. wären auch auf anderen Belägen möglich gewesen, Beispiele dafür gibt es einige in unserer Stadt. Letzthin habe ich beobachtet, wie Kitamitarbeiterinnen tatsächlich die Picknickdecken für ihre Kids auf dem Asphalt ausbreiten mussten. Dieser Anblick ist für mich ziemlich gewöhnungsbedürftig und stimmt mich nachdenklich.
    Und zu guter Letzt störe ich mich an den Abfallkübeln, die mit einer Metallplatte in der Öffnung versehen, fast nicht zu gebrauchen sind. Vermutlich will man damit den Hausabfallsündern das Handwerk legen, straft aber gleichzeitig alle andern BesucherInnen.
    Ich hoffe, dass die noch fehlenden Bäume bald gepflanzt werden, und die Begrünung in den Randbereichen sinnvoll, und für die Kinder benützerfreundlich gestaltet wird.
    Marlise Paci, soz.kult.Animatorin, Jugendarbeiterin

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  • Profilfoto von Boris Macek
    Boris Macek, 30.10.2019, 12:12 Uhr

    Wäre schön, wenn die Stadt rund ums Himmelrich Platz findet, für einen Schotterplatz, wo man Boule spielen könnte. Das Bleichergärtli hätte sich da wirklich angeboten. Zumal auf so einem Platz ja auch ein Markt oder ein Quartierfest stattfinden kann. Und betonierte Flächen zum Kreidezeichnen oder Velöle hat es im (öffentlich zugänglichen) Himmelrich 3 Innenhof ja mehr als genug…

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