Gastronomie möglich, aber nicht nur

Stadt Kriens sucht Ideen für das alte «Bahnhöfli»

Kontrast zum neuen Stadthaus: Das alte Bahnhöfli in Kriens soll neu belebt werden. (Bild: zvg)

Der Krienser Stadtrat packt einen weiteren Dauerbrenner auf der Politagenda an: Er schreibt das «alte Bahnhöfli» beim Stadthaus zur öffentlichen Nutzung aus. Einen Interessenten gibt es bereits.

Nebem dem golden glänzenden neuen Stadthaus und dem grünen Bellpark steht das alte Bahnhöfli: Seit längerem ist in Kriens der Wunsch da, das historische Gebäude neu zu nutzen. Jetzt hat die Stadt einen Ideenwettbewerb lanciert. Gesucht werden laut Mitteilung kreative Projekte.

Das Gebäude wird derzeit als Lagerraum, teilweise als Atelier und an einem Vormittag in der Woche als «Märtkafi» genutzt. Für Stadtpräsidentin Christine Kaufmann-Wolf (CVP) ist klar: «An dieser Stelle könnte das Bahnhöfli eine ganz andere Rolle spielen im Sozialleben von Kriens.»

Stadt kann kein eigenes Projekt stemmen

Weil der Stadt selber in den nächsten Jahren finanzpolitisch enge Grenzen für solche Kreativprojekte gesetzt sind, will der Stadtrat andere Modelle prüfen. Vermietung, Verpachtung oder gar eine Abgabe im Baurecht werden in Betracht gezogen. «Wir möchten ein Projekt, von dem ganz Kriens etwas hat und welches das Krienser Leben im Zentrum bereichert», sagt die Stadtpräsidentin.

Öffentliche Besichtigung

An einem öffentlichen Besichtigungstermin am 5. Juni von 9 bis 16 Uhr können sich Interessierte vor Ort ein Bild machen vom Zustand des Bahnhöfli. Auch individuelle Termine sind möglich. Die Projekteingabefrist läuft bis 14. August.

Gesucht werden kreative, findige Köpfe, die dem Bahnhöfli neues Leben einhauchen wollen. Dabei gibt die Stadt Kriens den Interessenten eine «Carte blanche»: Das Gebäude muss in seiner heutigen Form erhalten bleiben, für die Nutzung können sich Gruppierungen, Privatpersonen, Firmen oder Organisationen bewerben. Diese haben in einem Konzept ihre Ideen darzulegen. Dazu gehört auch, dass sie in einem Businessplan aufzeigen, wie sie die nötigen Investitionen finanzieren wollen.

Denn das Gebäude muss im heutigen Zustand übernommen werden, nötige Umbauarbeiten sind durch die Betreiber zu übernehmen. Den Interessenten überlassen bleibt auch, ob ihr Projekt das Bahnhöfli alleine betrifft – oder ob weitere Areale im direkten Umfeld ins Konzept miteinbezogen werden sollen.

Eine Buvette oder ein Kaffee?

Denn die Stadt Kriens sieht das Potential des historischen Gebäudes vor allem auch in Zusammenhang mit umliegenden Flächen: Stadtplatz, Bellpark, womöglich sogar das Heinrich-Walther-Haus (die heute dort untergebrachten Tagesstrukturen ziehen im August ins Grossfeld um). Christine Kaufmann-Wolf betont: «Mit der Umnutzung des Bahnhöfli wollen wir ein Zeichen setzen für eine sozial verträgliche Zentrumsentwicklung.»

«Auch wenn an diesem Ort eine gastronomische Nutzung ein logischer Gedanke ist, sind wir für alle möglichen Ideen offen.»

Christine Kaufmann-Wolf, Stadtpräsidentin

Interessenten sind bereits vorhanden: Schon 2019 wurde in Kriens eine Genossenschaft gegründet, welche das Bahnhöfli übernehmen will. Ihr schwebt ein Angebot aus Gastronomie und Kultur vor (zentralplus berichtete).

Das Gebäude ist im kantonalen Denkmalschutzinventar als schützenswert klassiert.

Für die Stadt ist die Nutzung indes grundsätzlich offen. «Auch wenn an diesem Ort eine gastronomische Nutzung ein logischer Gedanke ist, sind wir für alle möglichen Ideen offen», sagt Christine Kaufmann-Wolf. Letztlich müsse das Gesamtkonzept überzeugen und das Krienser Stadtzentrum beleben.

Entscheiden wird letztlich der Krienser Stadtrat. Er lässt sich dabei beraten: Eine Jury, in der Stadtverwaltung, Gastronomen und kreative Köpfe vertreten sind, wird die Projekte sichten und zuhanden des Stadtrates eine Empfehlung abgeben.

Woher das alte Bahnhöfli kommt

Der Name des Gebäudes deutet es bereits an: Kriens galt zwar lange als grösste Schweizer Stadt ohne Bahnanschluss, aber das stimmt nicht ganz. Denn 1886 wurde die Kriens-Luzern-Bahn (KLB) eröffnet – eine normalspurige Dampftrambahn, die 1898 von der Stadt Luzern gekauft und als elektrisch betriebene Strassenbahn betrieben wurde. Deren Endstation befand sich in Kriens übrigens bei der heutigen Talstation der Sonnenbergbahn.

1961 wurde die damals durch die Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) betriebene Trambahn auch in Kriens durch den Trolleybus ersetzt. Das Bahngeleise vom Kupferhammer bis ins Krienser Ortszentrum blieb noch bis 2004 für Industriefahrten in Betrieb. Seit 1968 waren es deshalb Dieselloks der KLB, welche die schweren Industriegüter auf das Bell-Areal zogen.

Dreh- und Angelpunkt dieses Trambahn- und Bahnbetriebes in Kriens war das historische Stationsgebäude, das «Bahnhöfli». Der 1886 mit dem Start des Bahnbetriebs gebaute Güterschuppen wurde 1896 um das markante Bürogebäude in der Riegelbauweise ergänzt. Es liegt am Übergang zwischen Stadtplatz und Bellpark an der heutigen Güterstrasse und ist letzter Zeuge dieses historischen Bahnanschlusses. Das Gebäude zählt gemäss kantonalem Bauinventar «zu den kleinsten und den letzten original erhaltenen kombinierten Personen- und Güterbahnhofsbauten der Schweiz» und ist im Kantonalen Denkmalschutzinventar als schützenswert klassiert.

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