So geht's Zug-Verteidiger nach dem Schädelbruch

Stadler: «Über mögliche Angst habe ich mir Gedanken gemacht»

EVZ-Verteidiger Livio Stadler bezahlt das Blockieren eines Schusses mit einem Schädelbruch – wie verkraftet der 21-Jährige das? (Bild: Marusca Rezzonico/freshfocus)

Es ist die erste Verletzung in seiner noch jungen Profikarriere – und gleich eine happige: Livio Stadler (21) bezahlt das Blockieren eines gegnerischen Schusses mit einem Schädelbruch. Gut eine Woche nach dem Zwischenfall gegen Biel erzählt der EVZ-Verteidiger, wie es ihm geht und wie er damit umgeht.

Stadler lehnt locker an einer Wand im Garderobenbereich der Zuger in der Bossard-Arena. Teamkollege Jérôme Bachofner, selber an der Hand verletzt, schlendert den langen Gang entlang, herzt ihn und fragt nach seinem Befinden. Der Unfall des talentierten Abwehrspielers ist nicht nur ihm, sondern allen Spielern, Trainern und Betreuern im EV Zug eingefahren.

«Ich bin froh um die Unterstützung, die ich von allen Seiten zu spüren bekommen», sagt Stadler. «Die Teamkollegen und Trainer schrieben mir sofort nach dem Unfall. Das half mir und tat gut.»

Als Biels Luca Cunti von den Folgen seines Schusses in den Medien erfuhr, meldete er sich unverzüglich: «Er hat sich bei mir entschuldigt, obwohl er nichts dafür konnte. Für mich zeugt das von echter Grösse. Ich werte es als Zeichen des Respektes, der in unserer Sportart herrscht», so Stadler.

Er lächelt. Äusserlich erweckt er den Eindruck, als habe er die schmerzhafte Erfahrung vor wenigen Tagen gut weggesteckt. Erst recht deshalb, weil er festhält: «Meine Verletzung tönt schlimmer als sie in Wirklichkeit ist.»

Der Helm ging kaputt

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Stadler Glück im Unglück hatte. Pech war, dass er genau an der einzigen und winzigen Stelle getroffen wurde, an der er nicht geschützt war. Dort, wo der Helm Platz für das rechte Ohr offenlässt (zentralplus berichtete).

«Es hat einfach ‹tätscht›», erzählt Stadler vom Moment, als ihn die Hartgummischeibe am Kopf traf. Als er aufstand, den Helm vom Kopf nahm und selber zur Bank fuhr, «da rief mir einer zu, dass ich blutete. Das habe ich nicht wahrgenommen. Aber mein Schädel schmerzte schon ziemlich.»

Der EVZ-Teamarzt versorgte die Wunde unverzüglich und nähte sie mit zwei Stichen. Zwar ging der Helm beim Treffer kaputt, doch der Materialwart hatte schnell einen neuen zur Hand. «Aber ich merkte schnell, dass es für mich nicht weitergeht in diesem Spiel.»

Sein Vater fuhr ihn ins Spital

Stadler ging unter die Dusche, zog sich an, und weil er fühlte, dass etwas nicht stimmte, fuhr ihn sein Vater Peter, in den 1980er- und 1990er-Jahren selber EVZ-Verteidiger, ins Spital. Eine Computertomografie zeigte, dass sich der Junior einen kleinen Riss im Schädel zugezogen hatte.

«Ich wusste zunächst nicht, wie ich damit umgehen sollte.»

EVZ-Verteidiger Livio Stadler

Die Nacht auf den Freitag und Samstag musste Stadler zur Überwachung im Spital verbringen, ehe er ins Elternhaus zurück nach Steinhausen durfte. Er wusste anfänglich nicht, wie er das einordnen sollte, was passiert war. Stadler sagt: «Es war ein ungewisses Gefühl. Ich wusste zunächst nicht, wie ich damit umgehen sollte, weil ich noch nie verletzt war.» Letztlich war er bloss froh darüber, dass sich nichts mit lebenslangen Folgen ereignet habe.

Feiner Sinn für Galgenhumor

Der Schädelbruch wird verheilen. Aber was für Spuren hinterlässt die Geschichte bei Stadler auf mentaler Ebene? «Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, ob ich möglicherweise Angst haben könnte beim Comeback. Darum habe ich mir auch gleich das Video von der Szene angeschaut, die zu meiner Verletzung geführt hat.» Er wollte überprüfen, was er in dieser Situation hätte anders machen können.

Stadler kam zum Schluss: Was ihm widerfahren ist, hätte jedem passieren können. «Ich hatte die Absicht und das Ziel, im laufenden Unterzahlspiel den Schuss auf unser Tor zu blockieren.» Und mit Galgenhumor merkt er an: «Das ist mir auch gelungen.»

Was diese Verletzung ausgelöst hat, wird Stadler erst beurteilen können, wenn er wieder im Wettkampf steht. «Falls mich beim Versuch, einen gegnerischen Schuss zu blockieren, ein ungutes Gefühl beschleichen sollte, werde ich unverzüglich einen Mentaltrainer aufsuchen.» Er sagt, dass es in der Natur der Sportart Eishockey liegt, dass man sich verletzen könne. «Aber das Risiko ist nicht grösser geworden, nur weil ich von einem Schuss am Kopf getroffen worden bin.»

«Ich sehe es als Chance, um körperlich zuzulegen und noch stärker aufs Eis zurückzukehren.»

Und er weiss sich gut umsorgt: «Meine Freundin, meine Eltern, meine Teamkollegen und der Klub kümmern sich rührend um mich. Ich bin in guten Händen.»

Noch eine Woche Erholung

Bis zum übernächsten Wochenende hat Stadler noch Erholung verordnet bekommen. Gerne schaut er aber bei seinen Teamkollegen im Bauch der Bossard-Arena vorbei. «Theorie», sagt er, «kann ich ja mitmachen.»

Mit dem Training abseits des Eises darf er aber erst Mitte Dezember anfangen. «Ich sehe es als Chance, um körperlich zuzulegen und noch stärker aufs Eis zurückzukehren.»

Auf die Zeit des Jahreswechsels ist seine Rückkehr aufs Eis geplant. Dann wird sich zeigen, wie schnell er wieder in den Wettkampf-Rhythmus mit dem EVZ integriert werden kann.

Bis dahin muss Stadler alle zwei Wochen zur Kontrolle ins Spital. «Die Fäden, mit denen die Wunde genäht wurde, müssen noch raus.»

Alles okay, wenn weiter nichts ist.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon