Solarpanels auf der Swissporarena werden montiert

Stadiondach heizt den Hochhäusern ein

Dank neuer Technik kann das ganze Dach rentabel belegt werden, auch da, wo die zwei Hochhäuser ihren Schatten werfen. (Alle Bilder: Peter Limacher)

Das Dach der Swissporarena wird zum Kraftwerk: Die Bauarbeiten für das Solardach sind in vollem Gange, nachdem man jahrelang nur davon gesprochen hat. Dass man sich mit der Umsetzung Zeit liess, hat aber auch Vorteile – vielleicht sogar für die Meisterschaft.

Solarenergie ist im Trend. Nicht nur Privathaushalte und grosse Firmen nutzen den ökologisch produzierten Strom, besonders in der Schweiz sind die glänzenden Platten auch auf Fussballstadien sehr beliebt. Nach St. Gallen, Xamax, Biel, den Young Boys und dem amtierenden Meister Basel will nun auch der FC Luzern seinen Beitrag für die Umwelt leisten und das Dach der Swissporarena mit 4218 Solarmodulen bestücken.

Die 6862 Quadratmeter grosse Photovoltaikanlage soll rund 200 durchschnittliche Haushalte mit sauberer Energie versorgen. Die Bauarbeiten dazu sind in vollem Gange. zentralplus hat einen Blick auf die Baustelle geworfen – und das Projekt begutachtet, das eigentlich bereits mit dem Bau des Stadions hätte realisiert werden sollen. 

Die gesamte Fläche der Anlage beträgt 6‘862 Quadratmeter.

Die gesamte Fläche der Anlage beträgt 6862 Quadratmeter.

Fehlgeschlagene Versuche

Denn das Solardach auf der Swissporarena ist bereits seit Jahren ein Thema. Man habe während der Bauphase des Stadions, zwischen 2009 und 2011, «mehrere Anläufe genommen, um das Stadiondach für Photovoltaik nutzen zu können», erklärt Marius Fischer, Geschäftsführer der BE Netz. Die Ebikoner Firma ist das grösste eigenständige Planungs- und Installationsunternehmen von Solaranlagen in der Schweiz und setzt auch das Projekt auf der Allmend um.

4218 solcher Solarplatten werden bis Mitte September montiert.

4218 solcher Solarplatten werden bis Mitte September montiert.

Dass es erst jetzt zur Realisierung kommt, hat mehrere Gründe, in erster Linie jedoch wirtschaftliche. Laut Adrian Kottmann, Inhaber von BE Netz, wäre etwa die Bedeckung des ganzen Daches wirtschaftlich noch nicht rentabel gewesen, da die beiden Hochhäuser zu viel Schatten auf Teile des Daches werfen.

«Nach dem Bau waren sicher auch die Garantiearbeiten ein Bremsklotz», meint Jacques Schiltknecht, da nach einem Umbau die Baufirmen nicht mehr für allfällige Mängel hafteten. Schiltknecht setzt sich als Präsident der IG Solaranlage Stadion Luzern seit 2011 für die Belegung des Daches mit Solarplatten ein. Dabei stünden für ihn nicht die finanziellen Vorteile, sondern die Nachhaltigkeit und die Verantwortung gegenüber der Zukunft im Vordergrund.

Technische Entwicklung kommt gelegen

2016 – fünf Jahre später – sieht die Situation etwas anders aus. Zwischenzeitlich wurden die Solarpanels weiterentwickelt, sodass auch die von den Türmen beschattete Seite der Swissporarena rentabel genutzt werden kann. Anstelle einer Leistung von 700 Kilowatt Peak (kWp) rechnet man neu mit knapp 1100 kWp. Die nötigen Auslagen sind von damals 4 auf heute circa 1,5 Millionen Franken gesunken. Das reduziert letztlich auch die Kosten zur Herstellung des Stromes von 35 auf 13 Rappen pro Kilowattstunde.

Es werden rund 50 km Kabel dafür verlegt.

Es werden rund 50 km Kabel dafür verlegt.

Der so produzierte Strom reicht in etwa, um die Wohnungen der beiden Hochhäuser neben dem Stadion mit Energie zu versorgen. Das ist rund ein Fünftel des Solarstroms, der in der Stadt Luzern hergestellt wird: Das Solardach ist deshalb ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, sagt der Luzerner Stadtrat Adrian Borgula. «Das Ziel ist eine Verdreifachung der Solarenergie in der Stadt Luzern bis 2025», erklärt der Vorsteher der Direktion Umwelt, Verkehr und Sicherheit. Dafür seien aber noch weitere grosse Projekte notwendig.

Grünes Projekt

Wie sinnvoll sind Photovoltaikanlagen aber heute? Bei der BE Netz geht man pro Kilowattstunde Solarstrom von einem halben Kilogramm weniger CO2-Emissionen aus als bei der herkömmlichen Stromproduktion. Auch die graue Energie, welche durch Produktion und Lagerung der Panels entstehe, sei spätestens nach anderthalb Jahren amortisiert, erklärt Fischer.

Der Luzerner Stadtrat Adrian Borgula lässt sich den Einbau der Solarpanels erklären.

Der Luzerner Stadtrat Adrian Borgula lässt sich den Einbau der Solarpanels erklären.

Das klingt besonders gut, da die Stadion Luzern AG einen Vertrag mit der Swissgrid AG – der Schweizer Übertragungsnetzbetreiberin – über die nächsten zwanzig Jahre hat. Sofern man noch im September ans Netz gehe, bekomme man einen rentablen Preis (KEV) für den eingespeisten Strom, erklärt Rosie Bitterli, Verwaltungsrätin der Stadion AG. Ab Oktober würde der Preis sinken. Das ist sicherlich auch ein Grund, warum das Projekt jetzt doch noch so schnell realisiert wird.

Noch ist aber einiges zu tun.

Noch ist aber einiges zu tun.

Image und Erfolg?

Was aber bringt das Ganze dem FCL? Sicherlich ist solch ein Projekt förderlich für das Image unseres Zentralschweizer Fussballvereins. Inwieweit er aber finanziell davon profitieren wird, steht noch in den Sternen – oder liegt in diesem Fall an der Sonne höchstpersönlich. Es komme nämlich ganz darauf an, wie rentabel die Anlage sein wird, erklärt Bitterli.

Aber auch sportlich kann eine solche Anlage einiges bringen, meint Kottmann mit einem Augenzwinkern, so wäre doch Basel ein Jahr nach der Installation der Solaranlage 2002 nach mehr als zwanzig Jahren Abstinenz zum ersten Mal wieder Meister geworden. Wenn das mal kein gutes Omen ist.

Die Sonne über der Swissporarena soll künftig Strom für etwa zweihundert Haushalte produzieren.

Die Sonne über der Swissporarena soll künftig Strom für etwa zweihundert Haushalte produzieren.

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