Was für ein Idiot! Wegen eines St. Galler Böllerwerfers hat sich ein FCL-Fan diesen Februar in der Swissporarena einen schweren Gehörschaden zugezogen. Nun hat die Polizei den Ostschweizer Chaoten gefasst und bei der Hausdurchsuchung ein halbes Arsenal an pyrotechnischen Gegenständen entdeckt.
Das hat es in der Luzerner Swissporarena noch nie gegeben: Nach einer Aktion von St.Gallen-Fans mit Fackeln und Böllern wurde nicht nur ein kurzer Spielunterbruch erzwungen. Auch ein unbeteiligter FCL-Fan wurde am Gehör schwer verletzt. Der Vorfall geschah anlässlich des Fussballspiel des FC Luzern gegen den FC St. Gallen vom 21. Februar.
«Dem Mann geht es nicht gut»
«Dem Mann geht es nicht gut», sagt Simon Kopp, Sprecher der Luzerner Staatsanwaltschaft. Der 48-jährige FCL-Fan, der sich auf der Sitztribüne neben dem Gäste-Fansektor befand, wird unter Umständen lebenslang an den Folgen dieser hässlichen Aktion leiden. «Er hat aktuell einen massiven Hörverlust auf mindestens einem Ohr», so Kopp und fügt an: «Der Mann hat nun eine oder mehrere Operationen vor sich.» Andere Personen, die sich ebenfalls in der Nähe der Böllerexplosion aufgehalten haben und sich dabei verletzt hätten, seien der Staatsanwaltschaft hingegen nicht bekannt.
Schuld an dieser Tragödie ist ein Fan des FC St. Gallen – dieser konnte nun endlich ermittelt und verhaftet werden (zentralplus berichtete). Es handelt sich um einen 22-jährigen Schweizer aus dem Kanton Appenzell Ausserrhoden. Dieser warf bei Spielbeginn zwei Rauchkörper und zwei Knallpetarden auf das Spielfeld – unter Johlen und Klatschen des St. Galler Anhangs. Der dicke schwarze Rauch zwang den Schiedsrichter dazu, das Spiel zu unterbrechen. Auf dem Spielfeld entstand ein Sachschaden von mehreren Hundert Franken.
«Wir konnten den Petardenwerfer über die Auswertung von Bildern und durch die Zusammenarbeit mit anderen Polizeikorps fassen», erklärt Kopp. Bekanntlich wird in der Swissporarena mit hochauflösenden Kameras gefilmt. Speziell auch der Gästesektor. Offenbar gelang der Durchbruch bei den Ermittlungen aufgrund dieser Bilder.
100 Kilogramm Pyromaterial gefunden
Die Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden konnte den 22-Jährigen schliesslich an seinem Wohnort verhaften. Dabei staunten die Polizisten nicht schlecht: Der junge Mann hatte ein ganzes Arsenal an pyrotechnischem Material zu Hause gebunkert, wie sich bei der Hausdurchsuchung zeigte. Die Polizei konnte rund 100 Kilogramm des Materials sicherstellen. Wie der Mann an all das in der Schweiz per Sprengstoffgesetz verbotene Material kam, wird nun von der Polizei abgeklärt.
Vorbestraft ist der FC-St.Gallen-Fan nicht – zumindest nicht im Kanton Luzern. Die Luzerner Staatsanwaltschaft hat nun eine Untersuchung wegen Körperverletzung, Widerhandlung gegen das Sprengstoffgesetz und Sachbeschädigung gegen den Mann eingeleitet. «Ihm droht neben strafrechtlichen Sanktionen ein mehrjähriges Stadion- und Rayonverbot», sagt Kopp.
Update: zentralplus hat auch den FCL um eine Stellungnahme gebeten. Medienchef Max Fischer teilte am späten Dienstagnachmittag mit: «Wir haben die Polizei darin unterstützt, den Verursacher zu erwischen.» Wie die andern Clubs kontrolliere man die Zuschauer, allerdings nur stichprobenweise. «Massenkontrollen wie etwa an einem Flughafen sind nicht möglich.» Fischer fügt an: «Natürlich sind wir sehr froh darüber, dass ein Verursacher nun eruiert werden konnte.»
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