«Ist für mich eine grosse Ehre»

Zuger Youtuber im Rollstuhl moderiert Paralympics auf SRF

Jahn Graf aus Cham moderiert die Paralympics bei SRF. (Bild: SRF/Oscar Alessio)

Jahn Graf aus Cham ist seit seiner Geburt spastisch gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen. Durch seinen Youtube-Kanal hat sich der Zuger bereits einen Namen gemacht. Nun geht es für Graf vor das ganz grosse TV-Publikum: Ab heute Dienstag moderiert er das SRF-Magazin zu den Paralympics. Auf den Auftritt einer Zuger Athletin freut er sich dabei besonders.

Auf seinem Youtube-Kanal «Jahns rollende Welt» berichtet Jahn Graf aus Cham regelmässig über das Leben mit einer Behinderung und interviewt bekannte Gäste aus Politik, Sport und Gesellschaft. Der Kanal hat über 700 Abonnenten. Auch beim SRF hatte Graf schon mehrere Auftritte, zum Beispiel in der Doku-Comedy-Reihe «Tabu» oder in der SRF-Virus-Sendung «Rehmann – S.O.S. – Sick Of Silence». Und auch bei zentralplus wurde der gesprächige Zuger schon porträtiert.

Ab heute Dienstag wird Graf weit über die Grenzen der Community für Menschen mit einer Behinderung bekannt werden. Denn er ist der Moderator des TV-Magazins des SRF zu den Paralympics, welche heute in Tokio starten. Während den nächsten zwei Wochen wird Graf täglich um 19 Uhr vor der Kamera auf die aktuellen Geschehnisse in Tokio zurückblicken. SRF bezeichnet das TV-Magazin als das «Herzstück» der Berichterstattung über die Paralympics in Japan.

Für Jahn Graf geht mit dieser neuen Aufgabe ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung, wie er kurz vor Sendestart zu zentralplus sagt. «Es war immer mein grosser Wunsch, eine TV-Sendung zu moderieren.» Sein Youtube-Kanal sowie seine bisherigen Fernsehauftritte sorgten dafür, dass ihm immer grössere Aufmerksamkeit zuteil wurde. Dann kam die Anfrage des SRF, das Magazin zu den Paralympics zu moderieren.

Zu wenig Aufmerksamkeit für den Parasport

Und was bedeutet ihm der heutige Start der Paralympics, nachdem sie wie die Olympischen Spiele um ein Jahr verschoben werden mussten? «Ich verspüre eine sehr grosse Vorfreude, bin aber auch demütig. Es ist für mich eine grosse Ehre, die Bühne für den Parasport mitgestalten zu können.»

Im Behinderten-Sport sind die Paralympics das grösste Sportereignis überhaupt. Graf findet es zwar schön, dass die Aufmerksamkeit für den Parasport zunehmend wächst und SRF die Berichterstattung über dieses Ereignis ausweitet. Gleichzeitig bedauert es der Chamer, dass dem Behinderten-Sport immer noch zu wenig Aufmerksamkeit zuteil wird. «Der Parasport ist trotz wachsender Aufmerksamkeit zu wenig im Fokus. Viele realisieren gar nicht, dass das alles Spitzensportler sind.»

Die Vorfreude beim Chamer auf seine Auftritte als Moderator ist gross. (Bild: SRF/Oscar Alessio)

In diesem Zusammenhang kommen den Paralympics mit ihrer weltweiten Ausstrahlung eine grosse Bedeutung zu, um die Barrieren zwischen Menschen mit und ohne Behinderung abzubauen. Jahn Graf hofft aber, dass das Ereignis irgendwann auch mehr sein wird, als bloss ein Türöffner für Diskussion über die Integration von behinderten Menschen in unserer Gesellschaft: «Die Athletinnen wollen in erster Linie als Sportlerinnen wahrgenommen werden, und nicht als Botschafterinnen. Zurzeit braucht es diese Botschafter aber noch, darum sind die Paralympics ein sehr wichtiger Anlass für unsere Community.»

Selber treibt Graf ausserhalb des Fitness-Zentrums zwar keinen Sport. Er ist aber schon seit langer Zeit Beobachter des Parasports und kennt einige der Athleten, die in Tokio im Einsatz stehen werden, persönlich. «Unsere Community ist nicht so gross, so lernt man sich schnell kennen. Einige der Athletinnen waren auch bereits in meinem Youtube-Kanal zu Gast.»

Eine Zugerin besonders im Fokus

Seine Begeisterung für den Parasport und seine persönlichen Beziehungen halfen dem 31-Jährigen bei der Vorbereitung auf seine Aufgabe als Moderator. Er habe aber auch verschiedenste Biografien über die 21 Athleten gelesen, die die Schweiz an den Paralympics in Tokio vertreten werden.

Und auf wen dieser Schweizer Athletinnen sollten wir ein besonderes Auge haben? «Die Schwimmerin Nora Meister sowie die beiden Leichtathleten Marcel Hug und Manuela Schär zählen zu den grössten Schweizer Medaillen-Hoffnungen. Ein Exploit eines anderen Schweizers ist aber auch immer möglich.» Die Stiftung Swiss Paralympics hat sechs Medaillen als Ziel für die Schweizer Delegation gesetzt, was Graf für ein realistisches Ziel hält.

Persönlich freut er sich am meisten aber auf eine andere Sportlerin – aus dem Kanton Zug. Die 20-jährige Nalani Buob aus Baar wird im Rollstuhl-Tennis auf Medaillenjagd gehen. Als Zuger verfolgt Graf ihre Karriere schon seit längerem und weiss daher: «Auch wenn es ihre ersten Paralympics sind, kann sie vorne mitspielen und vielleicht sogar einen Exploit landen.»

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