Nick Shore feiert vielversprechenden Einstand

Zug feiert hart erkämpften Arbeitssieg gegen Ambri

EVZ-Trainer Dan Tangnes bespricht mit seinen Spielern die richtige Marschroute. (Bild: Claudio Thoma/freshfocus)

Der EVZ gewinnt auch das dritte Saison-Duell gegen den HC Ambri-Piotta, erstmals in der heimischen Bossard Arena und zum ersten Mal in der regulären Spielzeit. Die Gäste verlangen den Zentralschweizern in diesen 60 Minuten jedoch alles ab.

Letztlich schwingen die Zuger dennoch obenaus, weil jeder Spieler sich in den Dienst der Mannschaft stellt, weil diese mit Luca Hollenstein über einen herausragenden zweiten Goalie verfügt und weil das Team von Dan Tangnes mit dem Zuzug von Nick Shore noch unberechenbarer geworden ist.

Duelle gegen den Kontrahenten von ennet dem Gotthard sind schon beinahe traditionellerweise hart umkämpfte, enge Spiele für den EVZ. Die Leventiner sind ein zäher Gegner, da sie stets alles geben und nie aufgeben. Deshalb tun sich die Zuger gegen Ambri meist deutlich schwerer als gegen deren Kantonsrivalen aus Lugano. Das bestätigte sich am vergangenen Wochenende mit den zwei Partien gegen die Tessiner Clubs.

Kein Vergleich zu Lugano

Am Freitag bot der EVZ in Lugano eine Gala-Vorstellung, insbesondere im ersten Drittel. Bereits nach gut 10 Minuten hatten die Zuger in der Sonnenstube dreimal eingenetzt, führten vor der ersten Sirene 4:0 und gewannen schliesslich souverän mit 5:1.

Im ersten Gotthard-Derby der Saison zu Hause am Sonntagnachmittag hatten es die Zuger hingegen harter Team-Arbeit und zu einem grossen Teil Luca Hollenstein zu verdanken, dass sie nicht mit einem Rückstand in die erste Drittelspause mussten.

«Hexer» Luca Hollenstein hält sein Team im Spiel

Die Gäste waren im ersten Spielabschnitt die bessere Mannschaft. Die Tessiner wirkten schneller, wacher und zeigten sich präziser im Passspiel. Ambri gelang es phasenweise, den EVZ in die defensive Zone zu drängen und gehörig unter Druck zu setzen.

«Wir waren langsamer als der Gegner», musste auch Zugs Coach Dan Tangnes nach der Partie neidlos anerkennen, «aber wir haben Mittel gefunden, um dennoch das bessere Ende für uns zu behalten.»

Dieses Mittel bestand vor allem aus hingebungsvollem Engagement aller Spieler in der Abwehrarbeit und einem glänzenden Goalie. Seine Vorderleute schirmten die gefährliche Zone vor Luca Hollenstein gut ab. Was dennoch auf das Zuger Gehäuse kam, wurde zur sicheren Beute des EVZ-Schlussmanns. Mit stoischer Ruhe parierte Hollenstein jeden Angriffsversuch der Gäste, selbst wenn sie aus besten Abschlusspositionen vor ihm auftauchten.

Es ist beeindruckend, wie routiniert der 20-Jährige bereits agiert und stets den Überblick bewahrt. Allein im Startdrittel wehrte der junge Zuger Torhüter 17 Schüsse ab. Mit insgesamt 46 Paraden sicherte sich Hollenstein schliesslich den Shutout (Spiel ohne Gegentor), seinen ersten in der höchsten Spielklasse, und verdiente sich die Auszeichnung zum Player of the Game (bester Spieler des Abends) sowie grosses Lob seines Trainers. «Unsere beiden Goalies sind einfach grossartig. Ich freue mich über den Shutout von Luca. Ihm gebührt grosse Anerkennung und Aufmerksamkeit, auch aus dem Umfeld.»

«Es kann nicht immer eine Gala sein»

Gleichzeitig wird Tangnes nicht müde zu betonen, dass es die harte Arbeit des gesamten Teams sei, die es seinen Torhütern erst ermögliche, Spiel für Spiel zu glänzen: «Es kann nicht immer eine Gala sein», gibt der Norweger zu bedenken, «mit blendenden ‹Tic Tac Toe›-Passkombinationen», wie eben zuletzt in Lugano zelebriert.

Begegnungen wie die gegen Ambri zeigen, dass auch der unangefochtene Leader der National League sich jeden Punkt weiterhin hart erarbeiten und verdienen muss.

Die kämpferischen Fähigkeiten der Zuger waren insbesondere zwischen der 52. und der 57. Minute gefragt, als die Hausherren ihre knappe 1:0-Führung während einer fünfminütigen Unterzahl tapfer zu behaupten wussten. Claudio Cadonau hatte wegen eines Bandenchecks gegen Julius Nättinen eine Spieldauerdisziplinarstrafe von 5 plus 20 Minuten kassiert. Eine Aktion, die für den EVZ-Verteidiger noch ein Nachspiel in Form von zusätzlichen Spielsperren haben dürfte. Der finnische Topskorer von Ambri war kopfüber in die Bande gestürzt, musste gestützt vom Eis geführt werden und hat sich hoffentlich nicht gravierend verletzt.

Das Heimteam überstand diese kritischen fünf Minuten im Boxplay dank aufopferungsvollem Einsatz und brachte den Vorsprung über die Runden. Das 2:0 ins leere Tore durch eine Koproduktion der beiden Tessiner in Zuger Diensten, Dario Simion auf Pass von Gregory Hofmann, bedeutete noch reine Zugabe.

Das Team hat keine «Starallüren»

Für Dan Tangnes ist entscheidend, dass seine Spieler in jedem Einsatz «Commitment», also Hingabe, Charakter und Einstellung in die Waagschale werfen. Jeder stellt sich in den Dienst der Mannschaft, es gibt keine «Starallüren» von einzelnen Akteuren.

Grosse Freude bereitet dem 41-jährigen EVZ-Coach ausserdem die bemerkenswerte Ausgeglichenheit in den Formationen. «Fast in jedem Spiel ist es ein anderer Spieler, der aus unserem starken Kollektiv heraussticht und Entscheidendes beisteuert.» Wie beispielsweise Verteidiger Livio Stadler, dessen erster Torerfolg in der National League sich im Heimspiel gegen Rapperswil am letzten Dienstag als Game Winning Goal erwies.

Vierzehn verschiedene Spieler haben bei den bisher 21 EVZ-Siegen mindestens einmal dieses Game Winning Goal beigesteuert. Ein weiterer Beleg für die Zuger Ausgeglichenheit.

Nick Shore ist in Zug angekommen

Dan Tangnes hat mit der Ankunft von Nick Shore seine Sturmlinien bereits in Lugano umgestellt. Das machte sich besonders im ersten Drittel gegen Ambri durch fehlerhaftes Passspiel bemerkbar, da die Automatismen noch nicht wie gewohnt funktionierten. Letztlich jedoch macht genau diese neue, ausgewogene Linienzusammenstellung den EVZ noch unangenehmer und unberechenbarer für den Gegner.

Den jüngsten Eintrag in der oben genannten Statistik der spielentscheidenden Tore verbuchte der neue amerikanische Stürmer Nick Shore. Dem Neuzuzug gelang im zweiten Spiel das erste Tor für den EVZ. In der 23. Minute mustergültig angespielt von Jérôme Bachofner, zirkelte er im linken Bully-Kreis stehend, den Puck zur 1:0-Führung ins rechte Lattenkreuz und lenkte die Begegnung für sein Team in die gewünschten Bahnen.

Der 28-jährige Center war sicher zufrieden, einen Beitrag zum Erfolg des Teams beigesteuert zu haben. «Das war wohl nicht unser bestes Spiel. Aber dank unserem starken Goalie und viel kämpferischem Einsatz hat es dennoch gereicht zum Sieg.»

10 Tage quasi bei Wasser und Brot

Seine ersten Erfahrungen in Zug waren nicht ganz einfach, musste der Amerikaner doch nach seiner Ankunft zunächst zehn Tage in Quarantäne. «Das war schon eine spezielle Situation» gibt Shore zu, «bevor ich den ersten direkten Kontakt mit dem Team hatte, verbrachte ich diese ersten zehn Tage in absoluter Isolation. Zum Glück brachte mir jeden Tag jemand etwas zu Essen vorbei», ergänzt er humorvoll. Der ehemalige Drittrunden-Draft der Los Angeles Kings darbte also lange zehn Tage quasi bei Wasser und Brot.

Vor dem ersten Ernsteinsatz in Lugano vom vergangenen Freitag reichte es gerade mal für ein Eistraining mit der Mannschaft. «Das war schon ein harter Einstieg», räumt der Center mit 304 NHL-Spielen ein, «doch das Team machte es mir einfach, ich wurde super aufgenommen.»

Während seiner Isolation hat er zudem Videos von EVZ-Spielen studiert, um sich mit dem System vertraut zu machen. Das Verinnerlichen des Spielsystems ist seinem neuen Trainer Tangnes eminent wichtig. Bereits nach dieser kurzen Zeit ist Nick Shore angetan vom grossartigen Hockey in Zug sowie von den Trainingsmöglichkeiten im OYM: «Etwas Vergleichbares habe ich noch nie gesehen.»

Ebenfalls sehr geholfen bei seiner Einführung ins Schweizer Eishockey hat dem Mann aus Denver, Colorado, natürlich sein ein Jahr älterer Bruder. Drew Shore ist mit der höchsten Spielklasse in der Schweiz bestens vertraut, spielte er doch von 2016 bis 2019 für Kloten und die ZSC Lions in der National League und durfte 2018 den Schweizer Meistertitel mit den Stadtzürchern feiern. Die beiden Brüder spielten zuletzt gemeinsam in der Slowakei bei HK Dukla Trencin.

Ein grosses Erbe

Von seinem Bruder Drew weiss die neue Nummer 37 des EVZ auch von den leidenschaftlichen Fans in der Schweiz. Erst später hingegen erfuhr Nick Shore, in welche Fussstapfen er mit dieser Nummer 37 in Zug tritt: Nämlich die von Wes Walz. «Er war ein grossartiger Spieler», sagt der 28-Jährige respektvoll, «und er ist hier immer noch sehr beliebt, weil er Grosses erreicht hat.»

«Natürlich werde ich mein Bestes geben, um diesem grossen Erbe gerecht zu werden», grinst der langjährige NHL-Crack und ergänzt: «Wir haben hier ein tolles Team, mit dem wir vielleicht wieder ähnliche Erfolgen feiern können – hoffentlich dann mit den Fans.»

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