Darum geht der Star-Verteidiger

EV-Zug-Captain Diaz: «Diese Option stand ausser Frage für Zug»

Erachtete seinen Vorschlag, einen Dreijahresvertrag plus Option, als Win-win-Situation in den Verhandlungen mit dem EVZ: Raphael Diaz. (Bild: Marusca Rezzonico/freshfocus)

Jetzt redet er: Raphael Diaz, der 35-jährige Captain des EV Zug, erklärt zentralplus, warum er den Spätherbst seiner Karriere in Freiburg verbringen will. Der frühere NHL-Verteidiger suggeriert fehlende Wertschätzung seines aktuellen Arbeitgebers. Aber was steckt wirklich dahinter?

Sie kam am zweiten Montag des letzten Dezembers aus und war eine Nachricht, die die Transferbemühungen der Zuger in ihren Grundfesten erschütterte. Einen Urzuger und besten Verteidiger der Schweiz, den man fix im Aufgebot hatte, zieht es in die Ferne (zentralplus berichtete).

Was ist wirklich geschehen? zentralplus hat nachgefragt.

zentralplus: Raphael Diaz, es hätte Ihr Interesse sein müssen, die Beweggründe für den Wechsel im nächsten Sommer zu Fribourg zeitnah zu kommunizieren.

Raphael Diaz:  Das ist sicher so. Aber wie Sie wissen, gibt es eine stillschweigende Übereinkunft unter den Klubs, dass man Transfers bis zu einem gewissen Zeitpunkt nicht bekannt macht. Das musste ich akzeptieren.

zentralplus: Aber Sie sind nicht irgendwer. Sie sind der Captain der Schweizer Nationalmannschaft. Da hätte man doch anders gewichten und vorgehen müssen.

Diaz: Ich bin froh, dass der Wechsel von meinem künftigen Arbeitgeber am Mittwoch offizialisiert wurde. Andere Klubs warten noch immer ab. Es war der Wunsch der Freiburger, das so zu machen. Das galt es für mich zu respektieren.

zentralplus: Über andere Medien haben Sie bislang verlauten lassen, dass Sie bereit gewesen wären, ein um 30 Prozent tieferes Salär bei einem Dreijahresvertrag plus Option mit dem EV Zug zu akzeptieren. Die Option wäre wirksam geworden, wenn der EVZ in den kommenden Jahren Meister geworden wäre. Es fällt allerdings schwer, nachzuvollziehen, dass diese Option der Grund für die Trennung ist.

Diaz: Drehen wir die Zeit um fünf Jahre zurück. Als ich von Nordamerika in die Schweiz nach Zug zurückkehrte, war das ein klares Bekenntnis zum EVZ. Zu verlockend waren andere Angebote. Jetzt wollte ich einen Vierjahresvertrag.

zentralplus: Was der EVZ-Sportchef ablehnte.

Diaz: Die Vorstellung der Vereinsverantwortlichen war drei Jahre. Also bot ich Hand zu einer Kompromisslösung. Drei Jahre plus Option, die bei einem Titelgewinn in dieser Zeit in ein weiteres und schon ausgehandeltes Vertragsjahr gemündet hätte. Das hätte meines Erachtens beide Parteien zu Gewinnern gemacht. Auf ein viertes Jahr hätte ich verzichtet, falls aus dem Titelgewinn in den nächsten Jahren nichts geworden wäre. Dies war mein Versprechen an die ganze Region und den EVZ.

zentralplus: Doch der EVZ lehnte wieder ab.

Diaz: Mir wurde signalisiert, dass mein Vorschlag nicht auf Interesse stiess. Folglich liess ich das Interesse an meiner Person auf dem Spielermarkt analysieren. Mein Agent Gaëtan Voisard (EVZ-Verteidiger von 2002 bis 2005 und sportlicher «Ziehvater» von Diaz/Anm. d. Red.) machte seinen Job. Bei Fribourg spürte ich riesiges Vertrauen, wurde mit offenen Armen empfangen und unterschrieb ohne Hin und Her in den Verhandlungen einen anschliessenden Vierjahresvertrag.

zentralplus: Lassen Sie mich den Knackpunkt nochmals wiederholen: Sie sind ein Führungsspieler und achteten stets auf Ihre körperliche Fitness. Hätten Sie einen neuen Dreijahresvertrag mit dem EVZ unterschrieben und im Alter von 38 immer noch Leistung erbracht, wäre es doch im ureigenen Interesse der Zuger gewesen, Sie weiterhin zu beschäftigen?

Diaz: Wer mich als Typ kennt, der weiss, dass ich langfristig denke und mich nicht gerne um Vertragsverhandlungen kümmere. Ich will mich zu 100 Prozent aufs Hockey konzentrieren. Zudem wäre bei Leistungserbringung klar gewesen, wie die Zukunft aussehen würde.

zentralplus: Als Captain sind Sie Bindeglied zwischen Klub und Mannschaft. Haben Sie kein Verständnis dafür, dass ein Arbeitgeber aus Gründen des Leistungsprimats eine Vertragsverlängerung gegenüber all den anderen Teammitgliedern nicht vom Gewinn eines Meistertitels abhängig machen kann?

Diaz: Deshalb respektiere ich ja auch die Antwort des EVZ und dessen Strategie. Auf ein viertes Jahr hätte ich verzichtet, falls aus dem Titelgewinn in den nächsten Jahren nichts geworden wäre. Das war mein Versprechen an die ganze Region und den EVZ. Das war eine zu diskutierende Option, aber sie stand ausser Frage für den EVZ.

zentralplus: Was aber, wenn Sie zu diesem Zeitpunkt sportlich nicht mehr dazu in der Lage gewesen wären, der Raphael Diaz zu sein, den Sie selber von sich erwarten?

Diaz: Das ist eine Frage der Einstellung. Andres Ambühl ist ein Paradebeispiel für mich, der Davos-Stürmer ist drei Jahre älter als ich. Er lebt und liebt Eishockey, er ist im Saft, Eishockey bestimmt zu hundert Prozent sein Leben. Ich bin seit 17 Jahren Spitzensportler, und Hockey ist mein Leben. Meine oberste Priorität ist, zu meinem Körper Sorge zu tragen.

zentralplus: Mit Ihrem Wechsel nach Fribourg haben Sie aber auch Ihre Chancen verspielt, eine Rolle nach ihrer aktiven Karriere im EV Zug zu übernehmen. Oder hatten Sie zum Vornherein andere Pläne?

Diaz: Das wurde diskutiert, als wir in den Verhandlungen standen. Aber wir konnten uns gegenseitig nichts versprechen, weil es noch ein paar Jahre dauert bis zu meinem Karrierenende. Aber sicher ist, dass ich danach eine Aufgabe im Eishockey übernehmen möchte. Aktuell schwebt mir vor, mein Wissen eines Tages als Trainer oder Ausbildner im Nachwuchsbereich weitergeben zu können.

Diaz: Das war ein Thema, als wir in Verhandlungen standen. Aber wir konnten uns gegenseitig nichts versprechen, weil es noch ein paar Jahre dauert bis zu meinem Karrierenende. Aber sicher ist, dass ich danach eine Aufgabe im Eishockey übernehmen möchte. Aktuell schwebt mir vor, mein Wissen eines Tages als Trainer oder Ausbildner im Nachwuchsbereich weitergeben zu können.

zentralplus:  Sie suggerieren mit Ihrer Kommunikation und Ihrer Konsequenz fehlende Wertschätzung von Seiten des EV Zug ...

Diaz: : ... das habe ich so nicht gesagt, das interpretieren Sie so.

zentralplus: Das war auch nicht meine Frage. Aber erstaunlich ist, dass auch der EV Zug hinter vorgehaltener Hand fehlende Wertschätzung für seine Position reklamiert.

Diaz: Ich schätze meinen Stammklub, den EVZ. Die Leistung auf dem Eis muss ein Athlet selber und aus Eigenantrieb bringen. Ich habe mich neben dem Training immer schon zusätzlich mit Mentaltraining auseinandergesetzt, und in diesen Bereich investiert, um besser zu werden und den Schritt in die NHL zu schaffen. 

zentralplus: Gehe ich richtig in der Annahme, dass Sie auf dem Weg zu der Persönlichkeit, die Sie heute sind, nicht gross auf Unterstützung des EV Zug angewiesen waren?

Diaz: Doch. Ich hatte mit Franz Wunderlin, Roli Schmid, Wolfgang Haldi und Leo Schumacher EVZ-Trainer, die mich für meine spätere Laufbahn geprägt haben. Was ich damit sagen will: Ich habe mich laufend für meine eigene sportliche Entwicklung zusätzlich weitergebildet. 

zentralplus: Kurze Zeit nach Eröffnung des topmodernen und vom EVZ-Präsidenten Hans-Peter Strebel erbauten OYM machte das Gerücht die Runde, dass routinierte Spieler wie Sie sich damit schwertun, dass in Cham eine Art Überwachungsstaat des EV Zug aufgebaut worden ist. War das ein Anstoss für Sie, das Weite zu suchen?

Diaz: : Ganz sicher nicht. Nein, ich halte mich für einen Menschen, der sich schnell an neue Situationen anpassen kann. Im OYM erhalten wir eine wissenschaftliche Betreuung, die als Hockeyspieler anfangs ungewohnt war. Mir wurde mit 35 jüngst attestiert, dass ich einen der besten Sprungtests meiner Karriere absolviert habe, obwohl man davon ausgeht, dass diese Fähigkeit im Alter eher abnimmt. Zudem profitieren wir von einer modernen Infrastruktur und wissenschaftlicher Betreuung.

zentralplus: Was für Reaktionen hat Ihr anstehender Wechsel zu Fribourg bei den Fans und den Mitspielern ausgelöst?

Diaz: Mir war klar, dass es wegen eines fehlenden Statements meinerseits vor allem gehässige Reaktionen unserer Fans geben würde. Hätten sich alle über meinen Abgang gefreut, wäre das wohl kein gutes Zeichen für meine Arbeit in den letzten fünf Jahren gewesen. Und was meine Mitspieler betrifft: Sie respektieren meinen Schritt – und wir alle setzen alles daran, dass es den bestmöglichen Abschied für mich und die weiteren Teamkollegen geben wird.

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5 Kommentare
  • Profilfoto von kaalro
    kaalro, 29.01.2021, 21:22 Uhr

    Der EVZ hat auch ohne Raffi eine goldene Zukunft und ist bestens, auch Dank guter solider Wirtschaftskraft weit über die Region hinaus verankert. (kein Klumpenrisiko) Die Clubs die in der Vergangenheit die Titel geholt haben, hätten das nicht ohne spezielle gewichtige Sponsoren und vor allem Mäzen geschafft.
    Raffi dein Erfolg gibt dir recht – zum Anschluss noch den Meistertitel auch für alle Neider und Modefans. (die gehen ja keine Spiele mehr schauen)
    Die wirklichen Fans sagen dir sowieso Danke für deine gute Zeit beim EVZ!

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  • Profilfoto von Ralfhuber
    Ralfhuber, 29.01.2021, 13:49 Uhr

    Jetzt ist für mich au endgültig klar, dass Zug ein Bonzenclub ist. Huerä Spekulation auf die 10 ausländer Regel. In Zug gehts nur noch ums Geld. Was waren das für Zeiten als man mit einer verrückten Truppe Meister wurde. Ich gehe keine Spiele mehr schauen. Riiiiesen enttäuschung nach so vielen Jahren. Übrigens das OYM mit dem setzt null auf mentales Trainig, weil sie das für Hokuspokus halten. Wie kann man nur so dumm sein, als ob Roger so viele Titel gewinnen würde ohne mentales Training.

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  • Profilfoto von Black Pearl
    Black Pearl, 29.01.2021, 07:34 Uhr

    Geht es hier um irgendeinen Spieler? Nein, es geht um ein Zuger Urgestein und einen der erfolgreichsten noch aktiven Spieler aller Zeiten auf Schweizer Eis und um ein absolutes Vorbild für die Jugend. Ich finde es einfach skandalös, dass der Stammclub nicht bereit ist, ihn bis zum Karrierenende zu halten und dass er von einem anderen Club die Wertschätzung bekommt, die ihm gebührt. Das Angebot von Diaz war fair. Es ist ein Affront vom EVZ gegenüber seinen Fans. Wenn der Zuger Sportchef sagt, so ist das Hockey-Business und gleichzeitig 10 Ausländer fordert, dann kommt mir die Galle hoch.

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  • Profilfoto von Salipeter
    Salipeter, 28.01.2021, 23:46 Uhr

    Sorry, aber ich kann mir genau vorstellen da sich die EVZ Führung verpokert hat. Jeder Mensch in der Privatwirtschaft hätte das Angebot von Fribourg angenommen. Wer was von Klubtreue schwafelt ist ein Heuchler, bis auf die Unterhosen würd ich mich nicht ausziehen für den Verein. Apropos Zug.. Ich bin gleich alt wie Diaz und auch hier aufgewachsen, aber der Kanton hat sich so dermassen verändert, dass ich mir Clubtreue ab einem gewissen Punkt egal ist. Wer wohnt dann noch hier aus meiner Jugend? Niemandmehr. Er ist nun mal gopfertami nich die Mutter Theresa des Eishockeys.

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  • Profilfoto von Peter Lehmann
    Peter Lehmann, 28.01.2021, 19:42 Uhr

    Heisst es nicht immer, Hockeyspieler seien so geerdet und überhaupt keine Divas wie Fussballer? 😀
    Sorry, was für ein arrogantes Kerlchen der Diaz doch ist..
    «Jetzt ist fertig, mit immer verzichten..» Bei wahrscheinlich 500’000+ Salär jährlich und einem angebotenen 3-Jahreskontrakt mit 35 Lenzen auf dem Buckel. Darf er ja so fühlen, aber dann muss er mit alle wüsten Reaktionen der Fans eben auch leben.

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