So strukturiert FCL-Schürpf das Home-Training

«Wir putzen uns raus und geniessen das Abendessen»

FCL-Offensivspieler Pascal Schürpf wird mindestens vier Wochen lang kein Stadion mehr von innen sehen. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Fussballprofis, die sich zu Hause fit halten müssen: Bis vor kurzem war das undenkbar. Jetzt trifft es den FC Luzern und die Super League. Aber wie klappt dieses Training? FCL-Vorkämpfer Pascal Schürpf (30) sagt, wie er seinen Tag in Zeiten des Corona-Virus strukturiert.

Spätestens seit dieser Woche sind die FCL-Profis auf sich alleine gestellt, wenn es darum geht, ihre Athletik auf einem hohen Niveau zu halten. Konditionstrainer Christian Schmidt hat dafür allen am letzten Donnerstag eine Pulsuhr und einen individuellen Trainingsplan für das Training im oder um das Haus herum mitgegeben (zentralplus berichtete).

Bis zum 19. April ist das Mannschaftstraining durch eine Anordung der Landesregierung untersagt. Bis mindestens Ende April ruht der Meisterschaftsbetrieb in der Super League.

zentralplus: Pascal Schürpf, wie fühlt sich Home-Fussball an?

Pascal Schürpf: Home-Fussball würde ich es nicht nennen, was wir machen. Wir können ja keinen Fussball spielen. Aber ich habe einen Fussball aus der Swissporarena mitgehen lassen, als ich am Donnerstag zum vorerst letzten Mal da war. So habe ich wenigstens einen Ball zu Hause. Aber ich habe die Materialchefin natürlich darüber informiert.

zentralplus: Also ist Ihr Zuhause doch gross genug, um Fussball spielen zu können.

Schürpf: (lacht). Nein, dafür reicht es nicht. Und ich mag gar nicht daran denken, was ich alles runterholen könnte in der Wohnung, wenn ich es darauf ankommen liesse.

zentralplus: Wie sieht es denn zumindest mit einem Laufband oder einem Hometrainer in den eigenen vier Wänden aus?

Schürpf: Ich habe grad kürzlich die Hanteln ausgegraben und entstauben müssen, dazu noch Matten und Bänder. Ich bin nicht so ausgerüstet, dass ich ein Laufband oder sonst einen Hometrainer zu Hause hätte. Dafür hätte ich ein Abo bei einem Fitnesscenter in meinem Wohnort Baar. Aber das nützt mir in der aktuellen Notlage, in der sich die Schweiz befindet, auch nicht viel, weil es geschlossen ist.

zentralplus: Sie haben schon gravierende Verletzungen in Ihrer Karriere einstecken müssen. Fühlt sich die aktuelle Situation für Sie gar noch schlimmer an?

Schürpf: Spannende Frage. Es fühlt sich wie ein zweischneidiges Schwert an. Wenn du verletzt bist, siehst du im Normalfall deine Teamkollegen in einem Match spielen. Jetzt bin ich gesund und das fühlt sich natürlich besser an für mich, aber in der Corona-Krise darf ich keine Mitspieler um mich herum haben wie sonst. Aber allen anderen in der Liga geht es auch so. Darum möchte ich nicht zu lamentieren beginnen.

«Ich verfüge seit jeher über einen starken inneren Antrieb.»

FCL-Offensivspieler Pascal Schürpf

zentralplus: Wie gehen Sie mit der aktuellen Situation um?

Schürpf: Ich verfüge seit jeher über einen starken inneren Antrieb. Ich will an mir arbeiten, ich will mich stetig verbessern. Und damit lässt sich viel herausholen.

zentralplus: Wie ist das bei eingeschränkter Infrastruktur möglich?

Schürpf: Stabilitätstraining für den Rumpfbereich geht überall. Dafür braucht man keine Geräte. Auch die Beweglichkeit lässt sich problemlos trainieren. Ich denke da an Beinübungen mit Eigengewicht. Man hat nie ausgelernt angesichts der vielen Trainingsmethoden.

zentralplus: Was vermissen Sie am meisten, wenn Sie an den regulären Meisterschaftsbetrieb denken?

Schürpf: Die Mitspieler und das Mannschaftstraining, aber vor allem der Spannungsaufbau hin zum Wochenende.

«Letztlich entscheidet die Leistung im Match über alles. Für dich selber und deinen Klub.»

zentralplus: Erklären sie das bitte genauer?

Schürpf: Am Anfang einer Trainingswoche geht es im Hinblick auf das nächste Spiel etwas lockerer zu und her. Dann folgen die taktischen Übungseinheiten im Hinblick auf den nächsten Gegner, dann das Abschlusstraining. So baut sich Spannung auf in mir, und wenn du am Match top bist, kann dir niemand etwas vorwerfen. Aber jetzt gibt es nur Training ohne Match.

zentralplus: Sie sind also der klassische Wettkampftyp.

Schürpf: Ja, so begreife ich mich selber. Um kein Missverständnis zu provozieren: Es ist unerlässlich, im Training immer sein Bestes zu geben. Aber letztlich entscheidet die Leistung im Match über alles. Für dich selber und deinen Klub.

zentralplus: Wie sieht in diesen Tagen und Wochen Ihr Tagesablauf aus?

Schürpf: Zum Glück haben wir mit Christian Schmidt einen geschulten Konditionstrainer. Sein Trainingsplan macht vieles einfacher. Ich lege Wert auf einen geregelten Tagesablauf. Höchstens mal an einem Wochenende erlaube ich es mir, bis 11 Uhr im Bett zu liegen. Denn dieser Trott ist gefährlich.

zentralplus: In der Regel stehen Sie also früh auf?

Schürpf: Genau. Dann will ich gut frühstücken und danach mein Trainingsprogramm durchziehen. Das heisst, dass ich am Morgen Stabilitätsübungen mache.

zentralplus: Und wie weiter?

Schürpf: Wenn das Wetter schön ist, werde ich auf dem Balkon zu Mittag essen. Das wird jetzt mehr zelebriert, als wenn ich im normalen Trainingsbetrieb mit dem FCL bin. Dann bleibt eher weniger Zeit dafür. Am Nachmittag sind dann die anstrengenderen Einheiten an der Reihe.

«Ich gehe gerne vor dem Eindunkeln joggen, weil da am wenigsten Leute unterwegs sind.»

zentralplus: Zum Beispiel?

Schürpf: Ich gehe gerne vor dem Eindunkeln joggen, weil da am wenigsten Leute unterwegs sind. Nach meiner Rückkehr werden meine Freundin (TV-Frau Jennifer Bosshard, Anm. d. Red.) und ich zusammen zu Abend essen. Sie ist jetzt wegen Homeoffice auch öfters zu Hause. Dafür putzen wir uns gerne raus, auch wenn wir nicht aus dem Haus gehen. Ich glaube, jeder Mensch braucht eine Struktur im Tagesablauf, erst recht in Zeiten wie diesen.

zentralplus: Haben Sie Respekt vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus?

Schürpf: Wer es jetzt nicht gecheckt hat, dass man aufpassen muss, den kann ich nicht verstehen. Ich befolge den Rat der Experten, bleibe oft zu Hause. Einkaufen gehe ich nur alle paar Tage, um soziale Kontakte so weit wie möglich zu reduzieren. Ich mache das auch für meine Mutter und meinen Vater, die beide in den Sechzigern sind. Jetzt müssen wir alle am gleichen Strang ziehen, jetzt ist von allen Mitmenschen Solidarität gefragt.

«Das Problem ist, dass man den Fussball im Training und Ernstkampf zu Hause nicht simulieren kann.»

zentralplus: Kann man als Einzelspieler und erst recht als Mannschaft überhaupt das fussballerische Niveau halten, falls es Anfang Mai nach zwei Monaten ohne Ernstkampf weitergehen sollte mit der Meisterschaft?

Schürpf: Athletisch sollten wir dank unserem Konditionstrainer bis dahin nicht viel verlieren. Aber das Problem ist, dass man den Fussball im Training und Ernstkampf zu Hause nicht simulieren kann. Es gibt keine «Mätschlis» wie im Training, man kann keine Laufwege einstudieren, in den Abschluss gehen und den erfolgreichen Torabschluss üben.

zentralplus: Was heisst das in Bezug auf die Fortsetzung der Meisterschaft?

Schürpf: Man kann das Niveau nicht halten, wenn es vor Wiederaufnahme der Meisterschaft keine Gelegenheit gibt, mindestens zwei Wochen als Mannschaft trainieren zu können.

zentralplus: Und was heisst es für Sie im konditionellen Bereich, falls Sie auf Anordnung der Behörden in nächster Zeit nicht mehr draussen joggen gehen dürfen?

Schürpf: Dann bliebe mir nur noch, die Stufen im Treppenhaus raufzulaufen. Das wäre für mich ohne Hometrainer tatsächlich eine Erschwernis, aber wir sind alle mit unserem Konditionstrainer in Kontakt. Der hätte sicher noch einen Tipp für mich auf Lager.

zentralplus: Glauben Sie vor dem Hintergrund der aktuellen Pandemie wirklich noch daran, dass die Super League und der Schweizer Cup-Wettbewerb Anfang Mai wieder aufgenommen werden können?

Schürpf: Das kann ich nicht einschätzen. Solange mir nichts anderes gesagt wird, rechne ich fest damit, dass unser Mannschaftstraining am 20. April wieder aufgenommen werden wird. Denn diese Aussicht hält meine Trainingsmotivation hoch.

zentralplus: Sind Sie bereit dazu, sich auf Kurzarbeit setzen zu lassen und damit allenfalls eine Gehaltsreduktion in Kauf zu nehmen?

Schürpf: Wir sind darüber informiert worden, dass die Kurzarbeit über die Liga beantragt worden ist. Aber das ist ein laufender Prozess. Entsprechend kann ich Ihnen dazu noch nicht mehr sagen.

zentralplus: Die aktuelle Situation könnte die Existenz Ihres Arbeitgebers bedrohen. Wurde innerhalb der ersten Mannschaft auch schon das Thema Lohnverzicht thematisiert?

Schürpf: Das ist keine Frage, die wir öffentlich diskutieren werden.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon