HSLU-Experte warnt

Wegen dynamischer Preise wird Skifahren «viel teurer»

Andermatt setzt künftig nicht mehr auf dynamische Preise für Skipässe. (Bild: Fränzi Stalder)

Skifahren könnte zum Sport für die Reichen verkommen. Denn gemäss einem HSLU-Experten werden Skipässe wegen der dynamischen Preise immer teurer.

Dynamische Preise, wie es sie etwa bei Flügen gibt, machen seit einigen Jahren auch in den Zentralschweizer Skigebieten die Runde. So setzten in den vergangenen Wintern Titlis, Sörenberg und Andermatt auf das Preismodell (zentralplus berichtete). Es sieht vor, dass Skipässe günstiger sind, wenn sie früh gekauft werden.

Doch wie die «Luzerner Zeitung» schreibt, stellt nun nach Sörenberg auch Andermatt wieder auf Fixpreise um. Der Grund dafür ist ein simpler: Wer weit im Voraus einen Skipass zum vergünstigten Preis kaufe, müsse damit rechnen, dass das Wetter schlimmstenfalls miserabel sei – was den Skispass selbstredend mindern würde. Der Gast kaufe die Katze im Sack, umschreibt die Marketingabteilung des Skigebiets die Kehrseite des dynamischen Preismodells.

Andermatt setzt auf Preiskategorien statt dynamische Preise

Neu gibt es in Andermatt darum drei Preiskategorien. Wer am Vortag einen Skipass kauft, zahlt weniger, als am Skitag selbst. Teurer wirds für Skifahrerinnen, die über Weihnachten und Neujahr oder von Ende Januar bis Ende März auf die Piste wollen.

«Um ähnlich günstig auf die Piste zu können wie bei uns mit einem Halbpreis-Abo, muss man in Wintersportgebieten mit Dynamic Pricing die Tageskarte schon Wochen im Voraus kaufen», sagt Pascal Schär, Leiter der Andermatter Marketingabteilung.

HSLU-Experte befürchtet ein Ende des Volkssports

Tatsächlich führt das dynamische Preismodell zu teureren Skipässen, wie der Konsumentenschutz seit Längerem kritisiert und die HSLU in einer Studie feststellte (zentralplus berichtete). Jürg Stettler, Leiter des Instituts für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Luzern, warnt nun erneut vor den Preisentwicklungen zu Ungunsten der Skifahrer. Den Volkssport werden sich immer weniger Leute leisten können, so seine Prognose. Denn Skifahren werde künftig wegen der dynamischen Preise «viel teurer».

Bis zu 300 Franken pro Tag werde man dereinst während der Hochsaison blechen müssen. Insbesondere in den grossen, schneesicheren Skigebieten. «In den kleineren, vorwiegend auf Familien ausgerichteten Gebieten werden sich die Preise wohl weniger dynamisch entwickeln», fügt Stettler an.

Gegenüber «SRF News» sagt er: «Skifahren ist schon heute nicht mehr jener Volkssport, der es noch vor 40 Jahren war. Und wenn die Preise derart stark steigen, werden es sich viele Schweizer nicht mehr leisten können oder wollen.»

Mehr Amis, weniger Deutsche

Gemäss Stettler dürften die steigenden Preise dazu führen, dass weniger Deutsche zum Skifahren in die Schweiz kommen. Hingegen geht er davon aus, dass immer mehr Amerikaner auf den hiesigen Pisten sein werden. Er begründet dies unter anderem mit dem amerikanischen «Epic-Pass». Für 1000 Fanken erhalten Skifahrerinnen Zugang zu Skigebieten in den USA, Kanada, Japan, Australien und der Schweiz. Auch in Andermatt sei der «Epic-Pass» gültig.

«Ausserdem ist es für skibegeisterte Amerikaner von der US-Ostküste inzwischen ähnlich einfach, statt in Richtung Colorado in die Schweiz zu fliegen – ins Flugzeug müssen sie fürs Skifahren sowieso», schliesst Stettler.

Verwendete Quellen
  • Artikel in der «Luzerner Zeitung»
  • Artikel auf «SRF News»
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