Engelberg, Sörenberg, Stoos, Andermatt

So dynamisch sind die Preise unserer Skigebiete

Die Titlis-Bergbahnen sind begeistert von den dynamischen Preisen. (Bild: Engelberg-Titlis Tourismus AG)

Gross war die Hoffnung, als die ersten Skigebiete dynamische Preise einführten. In der Zentralschweiz hat der Vorreiter das neuartige Dynamic Pricing bereits wieder verworfen, ein anderes Skigebiet hat es erst eingeführt – und muss es schon wieder aussetzen.

Hohe Temperaturen, wenig Schnee: Der Winter 2023 versagt auf ganzer Linie. Daran ändern auch die letzten, verhaltenen Schneefälle wenig. Bilder vom Wochenende gingen um die Welt, als die Skistars am Chuenisbärgli auf einem weissen Band den Berg herunterbretterten.

Die Skigebiete machen harte Tage durch. Doch immerhin wird man in der Not erfinderisch: Seit wenigen Saisons experimentieren Skigebiete in der ganzen Schweiz mit Dynamic Pricing. Ziel ist es, mittels flexibler Preisgestaltung Besucherströme zu lenken. Profitieren Skibegeisterte auch von Rabatten aufgrund der zurzeit vielerorts schlechten Schneeverhältnisse?

Dynamische Preise führen zu höheren Durchschnittspreisen

Das neuartige Preissystem polarisiert. Die Stiftung für Konsumentenschutz kritisiert seit jeher, dass das Preismodell zu versteckten Mehrkosten führe. Denn der durchschnittliche Preis pro Ticket steige, so die Stiftung. Gestützt wird dies von einer Studie der Hochschule Luzern. Diese untersuchte die Auswirkungen des dynamischen Preissystems auf die Skigebiete. Die Studie gibt Hinweise darauf, dass der Durchschnittsertrag pro Gast seit Einführung des Dynamic Pricing gestiegen ist.

Hat sich dieses Preismodell in Zentralschweizer durchgesetzt? Profitieren Besucherinnen und Besucher auch von einem Rabatt aufgrund der zurzeit schlechten Wetterbedingungen? Und führen dynamische Preise tatsächlich zu höheren Preisen?

zentralplus hat bei den Skigebieten Stoos, Andermatt-Sedrun, Sörenberg und Engelberg-Titlis nachgefragt. Die beiden letzteren Skigebiete gestalten ihre Preise flexibel. Das Skigebiet Sörenberg ganz neu seit dieser Saison. Das Skigebiet Andermatt-Sedrun hatte einst ein solches Preismodell, hat es aber wieder verworfen.

Sörenberg setzt Dynamic Pricing aufgrund des Wetters gleich wieder aus

Das Skigebiet Sörenberg hat dynamische Preise ganz neu auf diese Saison eingeführt. Verschiedene Faktoren wie die Saisonphase, der Wochentag, das Buchungsdatum, die Buchungsstände und auch die Wetterprognose beeinflussen dabei den Ticketpreise. Das neu eingeführte Preismodell ist aber bis 18. Januar ausgesetzt, sagt Direktor René Koller auf Anfrage. Aufgrund des Wetters sei zurzeit lediglich ein Teil der Anlagen in Betrieb. Wie sich das Dynamic Pricing auf den Durchschnittspreis auswirkt, könne man daher noch nicht beurteilen.

Das Skigebiet Engelberg-Titlis hat die dynamischen Preise bereits auf vergangene Saison hin eingeführt. Die Gründe waren, dass man den Gästen einen «attraktiven Frühbuchbonus» offerieren möchte. Weiter sei es das Ziel, die Sportanlagen gleichmässig auszulasten. Da das Skiticket mit Einführung des Online-Pricings auch online gebucht werden kann, können auch Wartezeiten für den Ticketkauf in der Talstation reduziert werden, so Urs Egli vom Skigebiet Engelberg-Titlis.

Engelberg-Titlis mit neuem Preismodell sehr zufrieden

Am Titlis schwärmt man vom neuen Preissystem. «Wir wissen viel mehr über das Verhalten unserer geschätzten Kunden seit Einführung des Dynamic Pricing», so Egli. Das Ziel, Besucherinnen gleichmässiger zu verteilen, habe das Skigebiet erreicht. An Spitzentagen habe man weniger Gäste, an Wochentagen mehr. Zudem habe man die Wartezeiten für den Ticketkauf reduzieren und die Verkehrssituation verbessern können.

«Umsatzsteigerungen sind mitunter auch wegen des dynamischen Preissystems möglich gewesen.»

Urs Egli, Marketingchef, Skigebiet Engelberg-Titlis

Jedoch gebe es Luft nach oben. So habe man feststellen können, dass der Anteil an Gästen, die ihr Skiticket online kaufen, an Spitzentagen geringer sei. An diesen Spitzentagen kommen meist Gelegenheitsskifahrer ins Skigebiet, denen die Möglichkeit eines Onlinekaufes offenbar noch nicht bewusst sei. «Dort müssen wir noch besser kommunizieren, um den Kunden das Anstehen an der Kasse zu ersparen», sagt Egli.

Das dynamische Preissystem habe sich auch in den Zahlen niedergeschlagen, sagt Egli. «Umsatzsteigerungen sind mitunter auch wegen des dynamischen Preissystems möglich gewesen.»

Werden bei schlechten Wintersportbedingungen auch die Ticketpreise günstiger? Diese Frage lasse sich nicht pauschal beantworten, so Urs Egli. «Die Schneeverhältnisse beeinflussen die Nachfrage mit Sicherheit.» Wenn in Folge schlechter Wetterverhältnisse also die Nachfrage sinken würden, dann sinken im Gegenzug auch die Ticketpreise. Indirekt könnten schlechte Wetter- oder Pistenverhältnisse also sehr wohl zu niedrigeren Ticketpreisen führen.

Skigebiet Andermatt hat dynamische Preise verworfen

Einer der Vorreiter des Dynamic Pricing in der Zentralschweiz war das Skigebiet Andermatt-Sedrun. Das Skigebiet hat das Konzept aber bereits wieder verworfen. Im Gegensatz zu den Erfahrungen des Skigebiets Engelberg-Titlis habe sich die erhoffte Steuerung der Besucherströme nicht ergeben, hiess es im März 2020 gegenüber «Pilatus Today». Trotz der höheren Preise am Wochenende seien die meisten Skifahrer doch am Wochenende gekommen. Unter der Woche seien die Pisten aber wieder leer gewesen, hiess es damals.

Im Skigebiet Stoos sind die Preise fix. (Bild: Stoos-Muotatal Tourismus GmbH)

Heute verfügt Andermatt-Sedrun über ein anderes Preissystem. Das Angebot ähnelt dem eines Halbtaxabos der SBB. Das «Halbpreis-Abo» können Kunden für 50 bis 69 Franken kaufen. Danach können die Gäste Tageskarten für den halben Preis kaufen. «Somit profitieren jene Kunden von attraktiven Preisen, welche dem Gebiet treu sind», sagt Sprecher Stefan Kern vom Skigebiet Andermatt-Sedrun. Dieses neue System sei mit demjenigen des Dynamic Pricing nicht vereinbar, heisst es weiter.

«Wir sehen den Mehrwert für unsere Gäste im Moment nicht.»

Sandro Widmer, Marketingchef Stoosbahnen AG, über dynamische Preise

Fixe und keine dynamischen Preise hat das Skigebiet Stoos. Auf Anfrage schreibt Marketingchef Sandro Widmer kurz: «Wir sehen den Mehrwert für unsere Gäste im Moment nicht.»

So verläuft die Saison in den Skigebieten

Das Skigebiet Sörenberg schreibt auf Anfrage: «Wir liegen klar hinter dem Vorjahr zurück.» Die Situation sei schwierig, man konzentriere sich zurzeit auf den Skibetrieb am Rothorn. Dennoch blickt man den bevorstehenden Sportferien positiv entgegen. Der Winter komme noch, einfach «ein wenig verspätet». Das Skigebiet Engelberg-Titlis schreibt auf Anfrage, dass man zufrieden sei mit dem Skibetrieb in dieser Saison. «Wir sind zufrieden, sehen aber auch noch Verbesserungspotenzial.» Genauere Zahlen kann das Skigebiet nicht publizieren. Der widrigen Wetterbedingungen zum Trotz: Das Skigebiet Stoos spricht gar von einem «sehr guten Start». «Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir in den nächsten Tagen noch mehr Schnee bekommen und so hoffentlich langsam, aber sicher zum Vollbetrieb übergehen können.» Noch keine Zahlen publiziert das Skigebiet Andermatt-Sedrun.

Verwendete Quellen
  • Telefonat und schriftlicher Austausch mit Urs Egli, Head of Marketing, Engelberg-Titlis
  • Schriftlicher Austausch mit Stefan Kern, Media Relations, Andermatt-Sedrun
  • Telefonat und schriftlicher Austausch mit René Koller, Direkot Sörenberg Bergbahnen
  • Schriftlicher Austausch mit Sandro Widmer, Leiter Marketing und Verkauf Stoosbahnen AG
  • Studie zu den Auswirkungen des Dynamic Pricing der Hochschule Luzern
  • Beitrag des SRF
  • Artikel auf «Pilatus Today»
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


2 Kommentare
  • Profilfoto von Gut gläubiger
    Gut gläubiger, 14.01.2023, 08:20 Uhr

    …hat wirklich jemand gedacht dieses system sei für den Kunden? Für den Profit. Mehr kohle machen und keinen franken verschrnken..

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 13.01.2023, 12:34 Uhr

    Melchsee-Frutt schon wieder vergessen.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon