Routiniers und Talente verursachen weniger Kosten

Wie verändert die FCL-Sparübung die sportliche Strategie?

Offensivspieler Darian Males ist zurzeit das vielversprechendste Talent des FC Luzern. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Der FC Luzern verlängerte letzthin die Verträge mit zwei 36-Jährigen – das stiess nicht überall auf Verständnis. Aber vielleicht bleibt dem FCL keine andere Wahl, als vielversprechende Talente von einer Handvoll Routiniers führen zu lassen. Finanziell verkürzt Corona den Hosengürtel.

In 9 von bisher 23 Meisterschaftsspielen kam Christian Schwegler zum Einsatz, weitere werden bis zum Saisonende nicht mehr dazukommen. Denn der FCL-Captain hat sich in einem Testmatch vor der Wiederaufnahme der Meisterschaft am Sonntag gegen den FC Basel einen Innenbandanriss am Knie zugezogen und muss operiert werden.

David Zibung hat in dieser Saison noch keine Minute für den FCL gespielt. Meist stand er als Nummer 3 der Torhüter nicht mal im Aufgebot. Falls sich Stammgoalie Marius Müller nicht noch verletzen sollte, wird es bei der Null bleiben.

Mit einem sportlichen Leistungsausweis lässt sich also nicht erklären, warum die beiden 36-jährigen Routiniers ihre Verträge bis zum Juni 2021 verlängert bekamen.

Zibung als Absicherung, falls Müller geht?

Wie dann? «Wir sind der Überzeugung, dass Christian Schwegler und David Zibung mit ihrer Persönlichkeit der Mannschaft auf und neben dem Platz viel bringen», sagt FCL-Sportchef Remo Meyer.

Oder ist die Vertragsverlängerung mit Zibung als Absicherung dafür gedacht, falls Publikumsliebling Marius Müller nach dieser Saison den FCL verlassen sollte? Auf dem nationalen und internationalen Goalie-Markt ist ja einiges in Bewegung. Doch Meyer wie Müller versichern auf Anfrage, dass das bestimmt nicht die Absicht hinter der Vertragsverlängerung mit Zibung gewesen sei.

«Wir investieren auch in Zukunft in junge Talente, um sie auf ein höheres Level zu bringen.»

FCL-Sportchef Remo Meyer

Die Personalentscheide können aber als Hinweis darauf aufgefasst werden, in welche Richtung die sportliche FCL-Strategie durch die Sparmassnahmen wegen der Corona-Krise gedrängt wird: Eine Handvoll erfahrener Spieler führt beim FCL eine Mannschaft junger und vielversprechender Talente, mit ihrer Professionalität. Zusehends auch neben dem Spielfeld.

Die Corona-Krise hat dem FCL den finanziellen Schnauf genommen. Jetzt folgt der Sparhammer (zentralplus berichtete). «Wir stehen vor grösseren Einsparungen», formuliert es Meyer. Es ist darum nicht auszuschliessen, dass aktuelle Kaderspieler die Luzerner per Saisonende verlassen müssen, obwohl sie noch einen gültigen Vertrag besitzen.

Beste Voraussetzungen

Darum macht das Modell mit wenigen Routiniers und einer Schar aufstrebender Talente erst recht Sinn. Ältere wie jüngere Spieler gehen weniger ins Geld als jene zwischen 24 und 30 Jahren, die in der Blüte ihrer Karriere stehen.

Der FC Luzern hat die besten Voraussetzungen, um sein Profil noch weiter zu schärfen. Die U15 und U16 wurden im letzten Sommer Schweizer Meister, die U18 wurde erst im Final gestoppt. Meyer betont: «Wir sind eine Topadresse im Schweizer Nachwuchsfussball.»

Und der FCL braucht sich nicht den Vorwurf gefallen zu lassen, der Einbau der grössten Talente in die erste Mannschaft sei nur ein Lippenbekenntnis. Mit dem 19-jährigen Darian Males (aktuell 16 Super-League-Spiele), dem gleichaltrigen David Mistrafovic (8), dem 20-jährigen Lorik Emini (3) und dem 18-jährigen Ashvin Balaruban hat er vier Eigengewächse an die erste Mannschaft herangeführt.

Perfekter Trainer für dieses Geschäftsmodell

Dass sich dieses Geschäftsmodell für den FC Luzern lohnen kann, zeigen die Transfers von Jonas Omlin (Basel) und Ruben Vargas (Augsburg) in der jüngeren Vergangenheit. «Wir investieren auch in Zukunft in junge Talente, um sie auf ein höheres Level zu bringen», sagt Meyer.

Für diese Marschrichtung hat der FCL mit Fabio Celestini den perfekten Trainer in Lohn und Brot. Der 44-Jährige steht für technisch gepflegten Fussball, für spielerische Lösungen. Mit seinen modernen Vorstellungen kann Celestini Nachwuchskräften zum grossen Leistungssprung verhelfen.

Vielleicht wird es ihm sogar gelingen, mit Filip Ugrinic ein einst hoch gehandeltes Talent wieder auf Kurs zu bringen. Der 21-jährige Mittelfeldspieler kehrt nach dem Ende der Ausleihe an den holländischen Verein FC Emmen per Ende Juni zu seinem Stammverein zurück. «Bei uns kann er aber bis zum Saisonende nicht eingesetzt werden», heisst es beim FCL. Der Vertrag von Ugrinic dauert noch bis 2021.

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