Die Schweizer Nati siegt 6:0 gegen Panama

Wie drei Fans die Nati in Luzern erlebten

Trompeten-Sigi stimmt vor dem Spiel ein Ständchen für die Fans an.

(Bild: ens)

Bevor es am 17. Juni gegen die brasilianische «Seleção» an der Weltmeisterschaft in Russland ernst gilt, absolvierte die Schweizer Nationalmannschaft in Luzern ein Testspiel gegen Panama. Auch wenn der Zuschaueraufmarsch allgemein bescheiden war, die Nati-Fans hatten ordentlich Spass.

Dienstagabend. Die Swissporarena gleicht einem Tollhaus: Schweizer Fussballfans stehen, obwohl sie Geld für einen Sitzplatz bezahlt haben. Sie trommeln auf ihren Schlaginstrumenten, bis die Hände schmerzen. Sie blasen in ihre Blechblasinstrumente, bis ihnen die Spucke wegbleibt – und verfolgen damit ein gemeinsames Ziel: Sie wollen die Schweizer Nationalmannschaft zum Sieg gegen Panama peitschen.

Und das funktioniert. Nach wenigen Minuten ertönt erstmals ein «Hopp Schwiiz!» im Stadion. Dies motiviert die Mannschaft, welche am Ende einen ungefährdeten 6:0-Sieg feiert.

Die Stimmung ist bei den Panamaer vor dem Spiel gegen die Schweiz euphorisch.

Die Stimmung ist bei den Panamaer vor dem Spiel gegen die Schweiz euphorisch.

(Bild: ens)

«Trompeten-Sigi» bläst zur Attacke

Immer wieder ertönt auf der Haupttribüne die gleiche Melodie. Sie stammt vom Trompeten-Sigi. Während des Länderspiels wankt er von links nach rechts mit seiner Trompete im Mund und animiert die Zuschauer mit seinem Schlachtruf «Attacke!», es ihm gleichzutun.

Trompeten-Sigi gehört zum Inventar der Schweizer Nationalmannschaft. Über 500 Länderspiele hat er in 46 Jahren live gesehen. Das erste Mal mit dabei war er an der Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko. Seither hat er so manches Stadion von innen gesehen – auch die Swissporarena in Luzern.

«Am 16. November 2016 war ich auch schon hier», quiekt Sigi vor dem Spiel gegen Panama. Pure Begeisterung schwingt in seiner Stimme mit. Damals spielte die Schweiz gegen die Färöer Inseln in der WM-Qualifikation und siegte mit 2:0.

 

Und wie gefällt Sigi das Stadion? «Mir gefällt die Bauart des Stadions und das Drumherum. Früher besuchten wir vor den Länderspielen meist das Restaurant Schützengarten.» Immer wieder traf er dort auf ehemalige Nationalmannschaftsspieler wie Paul Wolfisberg oder Bigi Meier.

«Die Stimmung könnte in Luzern hitziger sein.»

Trompeten-Sigi begleitet die Schweizer Nati seit 46 Jahren

Das sind Gründe, weshalb Sigi gerne nach Luzern kommt.«Die Menschen sind nahbar, das verleiht Luzern einen familiäreren Touch als in anderen Stadien in der Schweiz.» Und wirke sich auch auf die Stimmung im Stadion aus. Ein Stimmungsmacher, das ist Sigi mit seiner Trompete auf jeden Fall. Als er seine Trompete im Spiel gegen Panama auspackte und die Töne «Oleeeee, oleeeeee, oleeee, oleeee, oleeee» anstimmte, taten es ihm die Zuschauer nach wenigen Sekunden gleich.

«Trompeten-Sigi» ist weit über die Schweizer Grenze bekannt für seinen Schlachtruf: «Attacke!» und der Siegerfaust.

Trompeten-Sigi ist weit über die Schweizer Grenze bekannt für seinen Schlachtruf «Attacke!» und die Siegerfaust.

(Bild: ens)

Einen Kritikpunkt gebe es allerdings in Luzern. «Die Stimmung könnte im Stadion hitziger sein», sagt Sigi. Auch wenn er wisse, dass sich die Zuschauer bei Testspielen tendenziell stärker zurückhalten. Und was tippt der frenetische Fan: «Die Schweiz gewinnt 2:1. Das wird ein spannendes Spiel. Panama hat nämlich auch in der Qualifikation gegen die USA gewonnen.» Als eingefleischter Fan weiss Sigi natürlich auch bestens über den Gegner Bescheid.

Dass er mit seinem Tipp am Ende nicht ganz recht behielt, wird Sigi weniger gestört haben.

Michael Köhn heizt das Publikum übers Mikrofon an

Einer, der sich über das Resultat der Nationalmannschaft ebenfalls gefreut haben wird, ist der Stadion-Speaker des FC Basel und des Schweizer Nationalteams. Sein Name? Michael Köhn.

Kurz bevor die Spieler den Rasen betreten, liest Michael Köhn normalerweise im «Joggeli»-Stadion die Vornamen vor. Anschliessend skandiert das Publikum die Nachnamen der Spieler. Manch einer bekommt davon Gänsehaut. Ein ähnliches Feeling beschwört Köhn seit zehn Jahren herauf, wenn er die Zuschauer in den Schweizer Stadien mit den Worten: «Wir kommen zu der Mannschaftsaufstellung des Schweizer Nationalteams», ein erstes Mal anheizt.

Das Publikum in Luzern anzuheizen, ist nach Köhn allerdings gar nicht nötig. «Ist die Swissporarena ausverkauft, animieren sich die Zuschauer gegenseitig. Das Stadion wird zum Hexenkessel.» Das hänge auch mit der Grösse des Stadions und dessen Akustik zusammen – als Zuschauer sei man dem Spielfeld extrem nahe. Das ist in Basel oder Bern anders.

Michael Köhn, Stadionspeaker der Schweizer Nationalmannschaft und des FC Basel posiert zusammen mit Andrea Schnellmann, der Stadionspeakerin des FCL.

Michael Köhn, Stadionspeaker der Schweizer Nationalmannschaft und des FC Basel posiert zusammen mit Andrea Schnellmann, der Stadionspeakerin des FCL.

(Bild: ens)

Dass weniger Zuschauer nicht zwingend zu schlechter Stimmung führen, zeigte sich während des Spiels gegen Panama mehrere Male. Es waren lediglich 8600 Zuschauer zugegen. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch. So feierten die Zuschauer mit Köhn mit, als Dzemaili in der 21. Minute das erste Tor für die Schweiz erzielte. Und wiederholten die ganze Prozedur weitere fünf Male.

«Für Embolo würde ich schreien»

Einer unter den 8600 Zuschauern war der 12-jährige Diego Winiger. Seit fünf Jahren verfolgt er die Spiele der Schweizer Nationalmannschaft – meist drückt er der Schweiz zuhause vor dem Fernseher die Daumen. Die Swissporarena kennt er bestens vom FC Luzern. Mit seinem Vater besucht er regelmässig die Spiele und steht auf der Stehplatztribüne. Aber die Schweizer Nationalelf, diese hat er noch nie live spielen sehen.

«Wenn Breel Embolo ein Tor erzielt, würde ich schreien.»

Diego Winiger, 12-jähriger Fussballfan des Schweizer Nationalteams

Entsprechend nervös war Diego vor dem Spiel. Das war vor allem einem geschuldet: Breel Embolo. «Mein Traum ist es, einmal wie Breel in der Swissporarena zu spielen.» Denn auch Diego ist Stürmer in seinem Heimatverein im Kanton Aargau. Was würde passieren, wenn sein Vorbild im Spiel ein Tor erzielt? «Ich bin eher ein ruhiger Fan – schreie selten. Aber bei Embolo würde ich eine Ausnahme machen», sagt er mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht.

Auch wenn sein Resultattipp am Ende nicht ganz zutraf. Gerne stellt man sich das strahlende Gesicht eines 12-Jährigen vor, nachdem sein Lieblingsspieler das 3:0 für die Schweiz schoss. Und mit diesem Jubelschrei erhielten gleichzeitig auch Trompeten-Sigi und Michael Köhn ein Organ mehr, das in ihren Schlachtruf miteinstimmte.

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