Der frühere Zug-Goalie redet über seinen neuen Job

Weibels erste Prüfung ist der Vertragspoker mit dem Nationaltrainer

Lars Weibel, der neue Sportdirektor des Verbandes, im Gespräch mit dem Zuger HCD-Goalie Joren van Pottelberghe. (Bild: Instagram Lars Weibel)

Vom Leiter der EVZ Academy zum Sportdirektor des Schweizer Eishockeyverbandes: Der 45-jährige Lars Weibel managt nun die nationalen Auswahlen. Er sagt, dass er grundsätzlich das Gleiche mache wie vorher – aber jetzt auf internationalem Niveau.

Im April hatte er sich in der finalen Ausmarchung gegen Andreas Fischer, den Chef der Schiedsrichter, und Jean-Jacques Aeschlimann, den Geschäftsführer des HC Lugano, durchgesetzt: Lars Weibel wurde zum Nachfolger von Reto Raiffainer ernannt. Der Manager der Nationalmannschaften hatte sich vom HC Davos als Sportchef verpflichten lassen.

Offiziell begann Lars Weibel seine Arbeit am 1. August. Der ehemalige Nationaltorhüter mit 566 NLA-Spielen befindet sich noch in der Übergangsphase. «Lange konnte ich beim EVZ noch nicht offiziell abgeben, weil die Nachfolge nicht geregelt war. Gleichzeitig war ich aber bereits mit Raeto Raffainer viel unterwegs.» So zum Beispiel auch an der WM im Mai in der Slowakei.

Er will Raffainers Weg weiterführen

Der erste Eindruck von seiner neuen Arbeitswelt ist ein positiver: «Der Verband ist sehr gewachsen in den letzten Jahren. Und damit einher ging eine Professionalisierung in einigen Bereichen», hält Weibel fest.

«Als Torhüter war ich es mir gewohnt, auf dem Eis und in den Medien im Mittelpunkt zu stehen.»

Nati-Sportdirektor Lars Weibel

Das Aushängeschild des Verbandes, die Schweizer A-Nationalmannschaft, hat sich mit dem Gewinn der WM-Silbermedaille 2018 viel Anerkennung und Goodwill in der Öffentlichkeit geholt. Kein Wunder, sagt Weibel: «Raffa hat einen guten Weg vorgespurt. Diese erfolgreiche Arbeit will ich weiterführen und ausbauen.»

Was er aus seinen früheren Jobs mitnimmt

Als ehemaliger Profi, Eishockey-Experte von SRF und Manager der EVZ Academy fühlt er sich gerüstet für die exponierte Position als SIHF-Sportdirektor. «Als Torhüter war ich es mir gewohnt, auf dem Eis und in den Medien im Mittelpunkt zu stehen.»

Unter seiner dreijährigen Ägide als Leiter des Zuger Farmteams stiessen Talente wie Sven Leuenberger, Tobias Geisser oder Livio Stadler in die erste Mannschaft. «Es sind vor allem die drei Pfeiler Swissness, Nachhaltigkeit und fortlaufende Prozessoptimierung, die ich aus meiner Zeit bei der Academy mitnehme.» Grundsätzlich mache er jetzt auf internationalem Level, was er vorher national gemacht habe.

Verhandlungen mit Fischer laufen

Weibel steht nun vor seiner ersten Bewährungsprobe: Es gilt, den Vertrag mit dem populären Nationaltrainer Patrick Fischer zu verlängern. Dabei geht es um eine kräftige Lohnerhöhung. Die Verhandlungen mit dem Zuger laufen.

Wir müssen versuchen, die Mentalität dieser Mannschaft nach unten in den Nachwuchsbereich zu übertragen.»

Selbstverständlich weiss der Schwyzer um die Bedeutung der Nationalmannschaft als Flaggschiff des Verbandes. Weibel sagt: «Die A-Nati geht als Vorbild voran. Wir müssen versuchen, die Mentalität dieser Mannschaft nach unten in den Nachwuchsbereich zu übertragen.» Der Glaube, auch Topnationen schlagen zu können, hat die Mannschaft von Patrick Fischer verinnerlicht.

Bei den Aktiven ist der Abstand zu den Besten der Welt über die letzten 20 Jahre kleiner geworden. Auf Juniorenstufe ist das weniger der Fall. Zwar hat die Schweiz bereits einen Nummer-1-Draft in der Person von Nico Hischier, aber Niederlagen, teilweise Kanterniederlagen, gehören zur Tagesordnung.

Nur knapp 15'000 Junioren

Im Vergleich zu den Top-Nationen hat die Schweiz wesentlich weniger lizenzierte Junioren. Kanada bringt es auf 440'750. Finnland mit einer etwas kleineren Population als die Schweiz auf rund 40'000. Die Schweiz gerade einmal 14'700.

Weibel weiss: «Die beste Werbung ist eine erfolgreiche Liga und Nati. Wenn wir Emotionen wecken, werden viele Junge denken: Was für ein toller Sport! Das will ich auch spielen.»

«Auch im Nachwuchs müssen sich die Klubs international messen.»

Er kann sich auch gut vorstellen, dafür enger mit der Marketingabteilung zusammen zu arbeiten. Denn er erachtet es als wichtig, die positiven Emotionen auch richtig nach aussen zu tragen.

Gegenseitige Überzeugungsarbeit

Im Schweizer Eishockey scheint noch ein grosses Gärtchendenken vorhanden zu sein. Die Klubs verfolgen alle ihren eigenen Weg und Ziele. Für Weibel ist klar: «Wir müssen die Klubs davon überzeugen, dass der Verband gute Arbeit leistet und umgekehrt. Bei der A-Nati sind viele Spieler bedingungslos Rot-Weiss. Das sieht man genau so bei den Schweden und am extremsten bei den Kanadiern.»

Am Ende des Tages soll es nicht ein Seilziehen zwischen dem Verband und den (einzelnen) Klubs. Denn letztlich geht es allen darum, die besten Eishockeyspieler herauszubringen. Weibel mahnt deshalb: «Auch im Nachwuchs müssen sich die Klubs international messen und nicht nur mit den Liga-Konkurrenten.»

Goalie-Frage beunruhigt Weibel nicht

Auf der Position des Torhüters könnten der A-Nati schwere Zeiten bevorstehen. Zur besten Zeit hatte die Schweiz drei Stammtorhüter in der National Hockey League. Seit Reto Berra zurück aus Übersee ist, aber keinen mehr.

Weibel gibt zu, dass hinter die Nachfolge von Leonardo Genoni oder Reto Berra zurzeit ein Fragezeichen zu setzen sei. Aber die Ausgangslage beunruhigt den früheren Nati-Goalie nicht.

«Mit Akira Schmid und Gilles Senn haben wir gute Kandidaten, die auf dem Sprung sind, und weitere, die sich in der Schweiz gut entwickeln», hält er fest. Es gehöre aber auch immer eine Portion Glück dazu, sich auch als Nummer 1 durchzusetzen.

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