EVZ-Sportchef Reto Kläy lässt Fans träumen

Was es braucht, damit der EV Zug wieder gegen ein NHL-Team antritt

Josh Holden traf gegen die Rangers doppelt.

(Bild: EVZ/Christian Hildebrand)

Auch wenn es schon über sieben Jahre her ist: Das berauschende 8:4 des EV Zug gegen die New York Rangers wird noch kein Fan vergessen haben. Doch wird der EVZ jemals wieder ein NHL-Team in die Zentralschweiz lotsen können? Sportchef Reto Kläy ist jedenfalls überzeugt, dass sein Club in Nordamerika bald noch bekannter wird.

«Blaser. Er verlagert auf Pirnes. Und da ist schon der erste Treffer!» Welcher EVZ-Fan könnte diesen Moment an jenem geschichtsträchtigen 3. Oktober 2011 jemals vergessen? Der EV Zug empfängt an diesem Tag in der Bossard Arena die New York Rangers zu einem Hockeyfestspiel.

Die hochdekorierte NHL-Equipe verschläft den Start und liegt bereits nach 78 Sekunden in Rückstand. Nach sechs Minuten steht es 2:0 für den EVZ. Am Ende gewinnen die Kolinstädter mit 8:4 gegen den vierfachen Stanley-Cup-Champion, welcher sich mit einer Reihe von Testspielen in Europa auf den NHL-Saisonstart in Stockholm vorbereitete.

Die Erinnerung an Selänne

Als erst zweites Schweizer Team nach dem ZSC (2:1 gegen die Chicago Blackhawks) gelingt des dem EVZ, einen Widersacher aus der NHL zu besiegen. Ein rauschendes Fest vor ausverkauften Rängen und strahlenden Gesichtern. Ein Fest, das eigentlich nach einer Fortsetzung schreit.

«Das Ganze wäre nicht bloss ein Spiel, sondern ein ganzes Projekt.»

Reto Kläy, Sportchef EV Zug

Doch abgesehen vom Lockout in der Saison 2012/2013 machten seither bloss noch einzelne NHL-Spieler ihre Aufwartung in der Bossard Arena, um zu trainieren. Die finnische Legende Teemu Selänne und Dallas-Starverteidiger John Klingberg (zentralplus berichtete) seien an dieser Stelle genannt.

Die Frage nach der Rendite

Besteht die Möglichkeit, dass irgendwann wieder ein NHL-Team in der Zentralschweiz seine Aufwartung macht?

EVZ-Sportchef Reto Kläy wiegelt ab. Aktive Bemühungen, ein NHL-Team nach Zug zu holen, habe es seither nicht gegeben. Er sagt jedoch auch: «Es ist nicht auszuschliessen, dass irgendwann wieder so ein Spiel zustande kommt.» Im selben Atemzug betont er, dass es mit enormem Aufwand verbunden wäre. «Das Ganze wäre nicht bloss ein Spiel, sondern ein ganzes Projekt. Damit wir dies tatsächlich stemmen könnten, müsste eine gewisse Rendite für uns rausspringen.»

Noch höhere Ansprüche

Dies wäre alles andere als selbstverständlich, denn die Anforderungen von Seiten der NHL seien hoch. Obwohl Reto Kläy erst seit 2014 im Verein ist, weiss er, dass die NHL 2011 noch nicht die gleich hohen Ansprüche hatte wie heute.

Noch etwas ist anders als 2011: Im Gegensatz zu heute gab es damals weder Champions Hockey League noch Cup. Das Finden eines Termins würde sich somit noch diffiziler gestalten. Kläy schätzt, dass man mit der Planung rund ein Jahr im Voraus beginnen müsste. Wie viel der EVZ finanziell aufwenden müsste, kann er nicht abschätzen.

Jubel nach dem historischen Sieg.

Jubel nach dem historischen Sieg.

(Bild: EVZ/Christian Hildebrand)

Was eine allfällige TV-Übertragung angeht, ist die Situation unklar. Das Spiel gegen die Rangers übertrug damals Teleclub. Doch die Fernseh-Einnahmen würden auch nur einen kleinen Teil ausmachen.

Die kleine Bossard Arena

«Es wäre ein Marketing-Event, der für die Fans, Spieler und den gesamten Verein natürlich extrem attraktiv wäre.» Es komme jedoch auch immer auf die Gegebenheiten an. Auf der Pendenzenliste des EVZ sei ein solches Spiel jedenfalls momentan nicht drauf.

«Auf der anderen Seite des grossen Teichs schaut man immer mehr auf uns.»

Reto Kläy

Kläy betont weiter, dass es zwei verschiedene paar Schuhe sind, ob der EVZ gegen ein NHL-Team antreten oder ob ein NHL-Meisterschaftsspiel in der Bossard Arena stattfinden würde. Freilich wäre die Bossard Arena mit gut 7’000 Plätzen ein kleiner Schauplatz für ein NHL-Spiel. Ob es eine Stadion-Mindestgrösse für ein solches Spiel gibt, kann Kläy nicht auswendig sagen.

Ein NHL-Team liess sich seit besagtem Spiel vor sieben Jahren nicht mehr in Zug blicken. Dabei ist es freilich nicht so, dass die NHL in Europa seither nicht mehr zu Gast gewesen wäre. 2017 beispielsweise spielten die Ottawa Senators und die Colorado Avalanche in Stockholm gegeneinander. In der aktuellen Spielzeit wurden in Göteborg und Helsinki Meisterschaftsspiele der besten Eishockey-Liga der Welt ausgetragen.

Den EVZ kennt man

Der gebürtige Emmentaler überlegt bereits weiter, wie eine NHL-Mannschaft auf anderem Wege in die Zentralschweiz gelockt werden könnte. Er denkt dabei an ein Trainingslager. In diesem Zusammenhang fällt auch das Stichwort «OYM» (zentralplus berichtete).

Zum Schwelgen in Erinnerungen: Die Highlights vom Spiel gegen die Rangers:

Das künftige Sportzentrum in Cham wird dazu beitragen, dass man den EVZ in Nordamerika noch mehr wahrnehmen wird. Davon ist Kläy überzeugt. Und sowieso: «Auf der anderen Seite des grossen Teichs schaut man immer mehr auf uns, wir sind kein unbeschriebenes Blatt mehr», meint der 40-Jährige.

Was sagen die Rangers?

Man pflege persönliche Kontakte zu den NHL-Clubs. Dies betreffe vor allem Spieler und einzelne Personen, die in den Clubs tätig sind. Mit der Liga herrsche dagegen weniger Austausch. Aus Sicht von Kläy wäre jeder NHL-Club willkommen. Trotzdem gibt er zu, dass «einer der Grossen wie die Montreal Canadiens oder die Pittsburgh Penguins noch einmal attraktiver wäre».

Auch die New York Rangers gehören zu den Grossen. Die Franchise aus dem Big Apple will auf Anfrage von zentralplus nicht kommentieren, ob man sich eine Rückkehr nach Zug vorstellen könnte. Ob der Stachel immer noch zu tief sitzt?

Themen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon