Zuger Spieler müssen sich selbst beherrschen

Warum die EVZ-Fans bis ins zweite Drittel Geduld brauchen

Jesse Zgraggen erzielte den siegbringenden Treffer zum 2:0 zum Auftakt der Halbfinalserie gegen Lausanne und beendete damit eine persönliche Durststrecke.

(Bild: EV/Z/Philipp Hegglin)

Nach dem souveränen Auftaktsieg in die Halbfinal-Serie gegen den Lausanne HC steht heute Donnerstag eine weitere Hürde im Zuger Weg zum Playoff-Ruhm. Helfen sollen neue Tugenden, alte Stärken und ein beinahe unerschöpfliches Reservoir an Torschützen.

Nach dem überzeugenden Heimsieg und der demonstrierten Auswärtsstärke in der laufenden Spielzeit dürfen die Zuger mit breiter Brust nach Lausanne fahren. Allerdings dürfte es auch für diese Mannschaft leichtere Aufgaben geben, als das Break zu schaffen.

Zum einen haben die Lausanner mit ihrem vorzeitigen Abgang vor der Auszeichnung Carl Klingbergs zum besten EVZ-Spieler eine erste Duftmarke gesetzt und angedeutet, dass fortan mit einem bissigeren Gegner zu rechnen sein dürfte. Zum anderen hat sich der Gang nach Lausanne für den EVZ in den letzten Jahren selten als ergiebig erwiesen. Von den letzten sieben Meisterschaftspartien in der Waadtländer Hauptstadt haben die Kolinstädter bloss eine für sich entscheiden können.

Geduld und Disziplin erforderlich

Um diesen Fluch zu brechen, müssen sich die Zuger an zwei Tugenden orientieren, die bisher nicht unbedingt als erstes mit ihnen assoziiert wurden. Einerseits viel Geduld, was für eine offensiv hoch veranlagte Mannschaft, welche gerne die Initiative ergreift und proaktiv auftritt, eine gewisse Selbstbeherrschung erfordert. «Grundsätzlich wollen wir unser Spielsystem durchziehen, unabhängig vom Spielstand oder Gegner. Allerdings kannst du gegen sie nicht einfach drauflosstürmen, da du sonst in die Falle trittst. Wir müssen etwas vorsichtiger sein und die Scheibe manchmal etwas länger behalten», beschreibt Carl Klingberg die taktischen Retuschen (zentralplus berichtete).

«Gegen sie kannst du nicht einfach drauflosstürmen,
da du sonst in die Falle trittst.»

Carl Klingberg, Stürmer des EV Zug

Auch Jesse Zgraggen hob die Geduld als wichtigen Faktor hervor. «Wir sind es nicht gewohnt, so zu spielen. Gegen Lugano gab es viel mehr Hin und Her, aber wir wussten aufgrund des Videostudiums, was uns erwartet.»

Mussten die Zuger im Spielaufbau zuweilen den Fuss vom Pedal nehmen, so waren sie ebenso bemüht, den Gegner im Spiel ohne Puck nicht zu ungestüm und zu aggressiv anzugehen. Das führt uns zur zweiten Tugend: Disziplin. Während der gesamten Saison haben die Zuger trotz anderslautenden Vorsätzen immer wieder zu viele Strafen genommen. Am Dienstag beschränkten sie sich auf eine. «Sie verfügen über ein sehr gutes Powerplay. Wir dürfen deshalb nicht zu viele Strafen nehmen und nicht zu viel mit dem Stock den Gegner bearbeiten», so Zgraggen, der für die einzige Strafe besorgt war.

Zgraggens lange Durststrecken

Klingberg und Zgraggen setzten am Dienstag den Trend fort, welcher den EVZ in den bisherigen Playoffs so stark macht: Jeder Spieler kann ein entscheidendes Tor erzielen. Für beide handelte es sich um eine Premiere in den laufenden Playoffs – mit einer jeweils speziellen Geschichte. Der Schwede, der sich nach seiner krankheits- und verletzungsbedingten Absenz eindrucksvoll zurückmeldete, erinnerte sich daran, dass er ein ähnlich sehenswertes Tor vor zwei Jahren für das schwedische Nationalteam erzielt hatte.

«Jetzt ist die Last abgefallen. Hoffentlich läuft es jetzt.»

Jesse Zgraggen, Verteidiger des EV Zug

Zgraggen wiederum zeigte sich erleichtert über seinen ersten Meisterschaftstreffer im Zuger Dress. «Es hat schon lange gedauert», bemerkte der Verteidiger, bevor er – auch in Anspielung darauf, dass er sein letztes Playoff-Tor vor fünf Jahren erzielt hatte – lachend anfügte: «Jetzt ist die Last abgefallen. Hoffentlich läuft es jetzt.»

Torflut im zweiten Drittel?

Die beiden haben mit dem Zeitpunkt ihrer beiden Treffer eine weitere potentielle Stärke der Zuger angedeutet. Aufgrund des Seitenwechsels in den Drittelpausen müssen die Spieler im zweiten Drittel einen längeren Weg von der eigenen Zone auf die Spielerbank zurückzulegen, um sich auswechseln zu lassen. Dies benachteiligt tendenziell jene Teams, die weniger Scheibenbesitz haben und mehr Zeit in der eigenen Zone verbringen müssen, was aufgrund der Spielanlage in dieser Serie öfters auf Lausanne zutreffen sollte.

So ist es den Zugern am Dienstag mehrmals gelungen, ihre Widersacher in der eigenen Zone einzuschnüren und über eine längere Phase Druck auszuüben, bis die Verteidigenden erschöpft waren und sich die Kolinstädter einige glänzende Möglichkeiten herausspielen konnten. Es würde nicht überraschen, wenn die Zuger die Differenz auch künftig im zweiten Drittel herstellen würden – zumal die Lausanner mit zunehmenden Verlauf der Serie die müden Beine aus dem Viertelfinal spüren werden. Folglich dürfen die Zuger Fans im ersten Drittel Geduld aufbringen – im Wissen darum, dass die Wahrscheinlichkeit auf eine baldige Belohnung steigen wird.

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