Zwei schwere Partien stehen bevor

Verteidigung wird grossgeschrieben: Der EV Zug ist zurück in der Spur

EVZ-Verteidiger Nico Gross richtet den Fokus nach vorne. (Bild: Claudio De Capitani/freshfocus)

Der EVZ hat zwei happige Auswärtsfahrten vor sich. Um gegen die starken Gegner in Davos und in Genf zu bestehen, benötigen die Zuger defensive Stabilität. Gefragt sein werden Gross(e) Verteidigerleistungen.

Nach einer kleinen Negativserie mit drei Niederlagen in vier Partien – in denen die Zuger jeweils mindestens vier Gegentore kassiert hatten (Torverhältnis 20:21) – präsentierte sich der EVZ jüngst wieder deutlich verbessert. Der Schlüssel für die drei Siege aus den letzten drei Meisterschaftsspielen (Torverhältnis 10:5) liegt in einer soliden Defensive.

Einer, der in der Zuger Verteidigung kontinuierlich eine grössere Rolle einnimmt, einen wachsenden Anteil an der defensiven Stabilität der Mannschaft hat und zunehmend Verantwortung übernimmt, ist Nico Gross.

«Es war nicht einfach, aber wir haben defensiv hart gearbeitet und sind ruhig geblieben», nennt der Verteidiger den entscheidenden Faktor für den jüngsten 3:2-Heimsieg nach Verlängerung gegen den HC Lugano.

Grosser Schreckmoment für Gross

Hart hatte die Partie gegen die formstarken Luganesi insbesondere auch für ihn begonnen. In der 10. Minute war der Engadiner in einen hässlichen Check gegen den Kopf von Reto Suri gelaufen. «Das bedeutete schon einen Schreckmoment», räumt der Mann aus Pontresina ein, «vor allem, wenn du schon zwei, drei Hirnerschütterungen hinter dir hast.» Bis auf eine kleine Schramme an der Wange hat Nico Gross diesen Check seines künftigen Teamkollegen glücklicherweise ohne Nachwehen überstanden: Er zeigte sich bereits wenige Minuten danach wieder in Aktion auf dem Eis.

Reto Suri wird auf nächste Saison hin zum EVZ zurückkehren und Nico Gross bleibt noch mindestens eine weitere Spielzeit in der Zentralschweiz. «Ich werde meine Ausbildung im Rahmen der EVZ-Academy abschliessen«, erklärt der 21-Jährige.

Platz an der Sonne verdient

Vielleicht ist dieser längerfristige Aspekt mit ein Grund, weshalb Zugs Coach Dan Tangnes den 186 Zentimeter grossen Verteidiger seit zwei Spielen neben Routinier Raphael Diaz aufstellt. Zwar wird Diaz wie sein bisheriger Verteidigungspartner Tobias Geisser am Ende dieser Saison den EVZ verlassen. Den Ur-Zuger Diaz zieht es nach Fribourg und der 22-jährige Tobias Geisser wird in die NHL-Organisation der Washington Capitals zurückkehren (zentralplus berichtete).

«Ich kann viel von Raphael Diaz lernen.»

Aber in der verbleibenden gemeinsamen Spielzeit wird Nico Gross noch bestmöglich vom Erfahrungsschatz und von den Fähigkeiten des Zuger Captains profitieren können. «Es ist grossartig, mit Raphael Diaz zu spielen», lobt der 21-Jährige, «ich kann viel lernen von ihm und Diaz will sein Wissen auch gerne weitergeben. Es macht viel Freude.»

Der ehemalige EVZ-Junioren-Spieler hat sich diesen «Platz an der Sonne» in der nominell ersten Verteidigerformation mit soliden Leistungen verdient. Er hat sich im Laufe der Saison kontinuierlich gesteigert. Anfänglich figurierte der Bündner oft als siebter Verteidiger auf dem Matchblatt und wurde zwischenzeitlich auch für insgesamt neun Spiele ins Team der EVZ-Academy beordert. Inzwischen steht er bei 27 Einsätzen im Fanionteam, tritt defensiv und auch offensiv (2 Tore, 2 Assists) vermehrt in Erscheinung und hat sich eben an die Seite von Raphael Diaz gekämpft.

Gegen Davos und Servette heisst es: «Defense first»

Nico Gross bleibt indes ausgesprochen geerdet. «Wir wechseln unsere Verteidigerlinien regelmässig durch», erklärt die Zuger Nummer 66 bescheiden und betont, dass er sich nach wie vor beweisen und weiterhin hart arbeiten müsse. «Nie zufrieden sein», ergänzt er bestimmt. Ein Satz, den Gross von seinem Coach Dan Tangnes verinnerlicht zu haben scheint.

Als Nächstes stehen zwei ausgedehnte Carfahrten zu zwei schweren Auswärtsspielen an. Am Samstag in Davos und am Dienstag in Genf warten zwei grosse Gegner und herausfordernde Aufgaben auf den EVZ. «Davos und Servette sind beide konterstark und offensiv gefährlich», weiss der junge Verteidiger. Die Zuger werden also weiterhin primär auf ihre defensive Stabilität bauen. «Die Devise heisst ‹Defense first›. Wir müssen geduldig bleiben, die Beine bewegen und unseren Goalie stets unterstützen.» Etwas, das zuletzt wieder viel besser funktionierte als gegen Biel und die ZSC Lions.

In der Offensive werden die Zentralschweizer noch länger die Kreativität und das Überraschungsmoment ihres Topskorers vermissen. Grégory Hofmann fällt mit einer Oberkörperverletzung noch ungefähr sechs Wochen aus (zentralplus berichtete).

«Wir haben ein Superteam – und wir haben noch Grosses vor hier in Zug.»

Dafür dürfte dem Zuger Angriff bald ein neues Element hinzugefügt werden. Wenn es normal läuft (und der neu verpflichtete Amerikaner nicht einen trotz Quarantäne positiven PCR-Test vorweist), wird der 33-jährige Justin Abdelkader das Team laut Dan Tangnes an die Auswärtsspiele begleiten. Erstmals zum Einsatz kommen wird der frühere Flügel der Detroit Red Wings voraussichtlich am Dienstag in Genf. Gegen die physisch ausgesprochen robusten Servettiens wäre der NHL-gestählte Stürmer definitiv eine willkommene Verstärkung.

Übersee bleibt ein Thema – vorerst bleibt der Fokus in Zug

Die Gefahr, dass der EVZ sich wird daran gewöhnen müssen, ohne den durchschlagskräftigen Grégory Hofmann auszukommen, ist seit vergangenem Sonntag bedeutend grösser geworden. Die Columbus Blue Jackets, die bereits den ebenfalls verletzten Calvin Thürkauf unter Vertrag haben, sicherten sich die Rechte am 17-fachen Saisontorschützen und möchten den 28-Jährigen baldmöglichst über den grossen Teich lotsen.

Ein nächster Anlauf in Nordamerika wird auch bei Nico Gross ein Thema bleiben. Die vergangenen drei Saisons hat der Verteidiger bei den Oshawa Generals in der OHL bereits intensiv nordamerikanische Luft geschnuppert (167 Spiele, 67 Punkte) und wurde in der Saison 2017/2018 zum OHL-Second-All-Rookie-Team gewählt. Sicherlich bleibt eine Chance in Übersee der grosse Traum.

Nico Gross lässt seine Zukunft über die Saison 2021/2022 hinaus jedoch völlig offen. Der Fokus liegt auf seinen aktuellen Aufgaben beim EVZ. «Ich fühle mich sehr wohl hier in Zug. Wir haben hier eine top Organisation und einmalige Möglichkeiten mit dem OYM.»

Er steckt sich seine nächsten Ziele bei den Zugern. «Ich will mich noch besser integrieren in der Mannschaft», verspricht der ambitionierte Verteidiger und ergänzt vielsagend: «Wir haben ein Superteam – und wir haben noch Grosses vor hier in Zug.»

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