EV Zug krallt sich Punkterekord

Verteidiger Cadonau: «Ein Meilenstein auf dem Weg zum grossen Ziel»

EVZ-Verteidiger Claudio Cadonau erzielte am Donnerstag zwar keine Tore, zeigte sich aber erfreulich offensiv. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Die Zuger waren an diesem 1. April nicht zum Scherzen aufgelegt, sondern legten auch in der 50. Runde der Saison den nötigen Ernst und Fokus an den Tag. Nach anfänglicher Verzögerung siegte der EV Zug letztlich souverän 4:0 und errang den alleinigen Bestwert von 116 Punkten in der Regular Season.

Die Fribourger hatten wohl geahnt, was sie in der Bossard Arena erwarten würde. Sie trafen aufgrund des Osterverkehrs verspätet in Zug ein, weshalb die Partie mit knapp viertelstündlicher Verspätung erst um 20:00 angepfiffen werden konnte.

Der eigentliche Beginn des Spiels verzögerte sich aber quasi nochmals um weitere zwanzig Spielminuten. Es machte fast den Anschein, als wollten die Spieler noch mindestens dieses Startdrittel zuwarten bis zur effektiven Initialzündung. So blieb die Begegnung in dieser ersten Phase arm an Höhepunkten. Die Ausgeglichenheit auf eher überschaubarem Niveau widerspiegelt sich auch in der Schussstatistik des Startdrittels (13:12).

Die besten Gelegenheiten hatten sich noch Jan Kovar geboten, der den Puck jedoch erst über die Linie drückte, nachdem das Spiel bereits unterbrochen war, und Erik Thorell, der bei halbleerem Gehäuse nicht an Connor Hughes vorbeikam.

Hughes spielt «huge»

Der Backup-Goalie von Gottéron, der zum siebten Mal in dieser Saison anstelle von Reto Berra das Fribourger Tor hütete, rückte zunehmend in den Mittelpunkt des Geschehens, als die Zuger ab dem zweiten Spielabschnitt zum Steigerungslauf ansetzten und den Druck auf das gegnerische Tor sukzessive zu steigern vermochten.

Die Zentralschweizer verzeichneten in diesem zweiten Spielabschnitt ein deutliches Chancenplus und waren die aktivere Mannschaft. «Wir haben im zweiten Drittel alles gemacht – ausser zu skoren», fand Zugs Trainer Dan Tangnes nach dem Spiel und fügte an: «Sie hatten einen sehr starken Goalie!»

Bei «Highlander» hiessen die berühmten Worte des Schotten Connor McLeod: «There can be only one». Umgesetzt auf diesen Abend in Zug liesse sich sagen: «es kann nur einen geben», der das Heimteam daran hindern würde, das Skore zu eröffnen: der kanadisch-schweizerische Doppelbürger Connor Hughes mit Geburtsort London, Ontario.

Tatsächlich spielte der 193 cm grosse Hughes ganz gross auf. Der glänzend disponierte 24-Jährige hielt mit stoischer Ruhe einfach alles, was auf seinen Kasten zukam. Connor Hughes hatte somit einen beträchtlichen Anteil daran, dass auch im Mitteldrittel keine Tore fielen.

Es wollten keine Tore fallen

Welch ein Kontrast zu der letzten Begegnung dieser zwei Teams neun Tage zuvor in Fribourg. Damals standen nach 40 Minuten bereits sieben Tore zu Buche (5:2 für den EVZ), am Ende waren sogar stattliche 12 Tore zu bestaunen gewesen beim 7:5 Sieg des EVZ. An diesem Abend hingegen schienen einfach keine Tore fallen zu wollen.

Einer, der in dieser Begegnung allerdings auffällig offensiv in Erscheinung trat war Claudio Cadonau. Der Verteidiger, sonst eher bekannt als das «defensive Gewissen» (zentralplus berichtete bereits anfangs Saison), schien einen ungewohnten Angriffsdrang zu verspüren. Wiederholt kam er auf der rechten Seite zu valablen Abschlussgelegenheiten.

«Natürlich bin ich eher der, welcher nach hinten absichert, wenn die Chancen 50-50 stehen», erklärt der 32-jährige Routinier grinsend, «wenn sich jedoch eine Gelegenheit bietet, versuche auch ich mich in der Offensive.» Die beste Gelegenheit bot sich Cadonau in der 37. Minute. Er wurde herrlich freigespielt, sein Schuss vom rechten Bullykreis landete jedoch direkt auf Hughes’ Bauchnabel.

Der Torerfolg blieb dem 185 cm grossen Verteidiger also verwehrt. Als zentralplus nach dem Spiel meint, das habe er doch nur aufgeschoben für die Playoffs, lacht Cadonau: «Das haben meine Teamkollegen auch gesagt!»

Er kam zurück, sah und traf

Dass der EVZ letztlich doch 4:0 gewann und seine blütenreine Weste gegen Fribourg-Gottéron auch im vierten Saisonduell behaupten konnte (vier Siege und 12 Punkte aus vier Begegnungen), lag nicht zuletzt auch am durchaus gelungenen Comeback von Grégory Hofmann. 14 Meisterschaftsspiele hatte der 28-jährige Stürmer verpasst, seit er sich am 14. Februar verletzt hatte. Viel Anlaufzeit benötigte der Nationalstürmer indes nicht.

«Hofmann ist ein ‹Class Act›! 1 Goal, 1 Assist – und er schien schon wieder viel Spass zu haben mit Jan Kovar.»

EVZ-Coach Dan Tangnes

Nachdem Yannick Zehnder in der 43. Minute denn Bann endlich gebrochen hatte und einen Abpraller nach Yannick-Lennart Albrechts Schuss zum verdienten 1:0 über die Linie drückte, glänzte Grégory Hofmann sechs Minuten später zunächst als Assistgeber. Seinen Querpass auf Jan Kovar legte dieser direkt wieder quer auf Carl Klingberg im Slot, der im Powerplay auf 2:0 erhöhte. Das 3:0 nach 55 Minuten besorgte der Goalgetter dann wiederum in Überzahl gleich selbst, erneut mustergültig angespielt von Topscorer Jan Kovar.

Auch Dan Tangnes war angetan von der Leistung des Rückkehrers: «Er ist ein ‹Class Act›! 1 Goal, 1 Assist – und er schien schon wieder viel Spass zu haben mit Jan Kovar.» Der Zuger Chefcoach freut sich, dass Grégory Hofmann wie auch Leonardo Genoni, der seinen Kasten zum zweiten Mal in dieser Saison sauber hielt, «für die Playoffs bereit» scheinen.

«Davon können wir uns nichts kaufen»

Den Schlusspunkt setzte dann Jérôme Bachofner, von dessen Schlittschuh der Puck zum 4:0 ins Tor prallte. Die Refs anerkannten den Treffer nach einer Video-Review.

Was so harzig und verzögert begonnen hatte, entwickelte sich letzten Endes doch noch zu einem rundum gelungenen Abend aus Zuger Sicht: 4:0 gewonnen, ein gelungenes Comeback Hofmanns, ein ungefährdeter Shutout für Leonardo Genoni und mit 116 Punkten den alleinigen Ligarekord nach 50 Qualifikationsrunden erarbeitet. Dieses EVZ-Team der Ausgabe 2020-21 zeigt bisher eine Saison der Superlative.

«Das ist ein fantastischer Erfolg und diese Leistung kann uns auch niemand mehr nehmen – aber wir wollen mehr!»

EVZ-Coach Dan Tangnes

Claudio Cadonau blieb auch angesichts dieser historischen Bestmarke nüchtern zurückhaltend: «Das ist natürlich cool. Aber von Rekorden können wir uns nichts kaufen», relativierte der Verteidiger und ergänzte: «Für unser Team ist das ein Zwischenschritt, ein Meilenstein auf dem Weg zum grossen Ziel.»

Auch Zugs Coach Dan Tangnes weiss natürlich, dass mit Rekorden das grosse Ziel noch nicht erreicht ist. Gerade dieser ausgeprägte Hunger und der unbändige Siegeswille seiner Schützlinge in jedem Spiel ist ja ein beträchtlicher Erfolgsfaktor dieses Teams. Dennoch zeigte sich der 42-Jährige sichtlich erfreut. «Ich bin sehr stolz, ein Teil dieses Teams zu sein», strahlt der Norweger und ergänzt: «Das ist ein fantastischer Erfolg und diese Leistung kann uns auch niemand mehr nehmen – aber wir wollen mehr!»

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