Leichtathletik-Meeting

«Über 10 Millionen schauen nach Luzern»

Stephan Zopfi, der das Leichtathletikmeeting in Luzern organisiert, ist bereits in den Startlöchern. (Bild: rob)

Nächsten Dienstag findet das Leichtathletik-Meeting in Luzern statt. Ein kleiner Anlass, der kaum interessiert? Im Gegenteil: Gegen elf Millionen Menschen schauen nach Luzern, wenn gesprintet, gesprungen und geworfen wird. Zudem sind die zwei Sprintstars Asafa Powell und Yohan Blake am Start. Und dabei wird der grösste mediale Sportanlass der Zentralschweiz mit wenig Geld und lauter Freiwilligen organisiert. Wie ist das möglich?

Gerade mal 6’000, vielleicht 7’000 Zuschauer pilgern jeweils auf die Luzerner Allmend, wenn Spitzen Leichtathletik auf dem Programm steht. Mit einem ausverkauften Fussballspiel des FC Luzern kann der Event zuschauermässig zwar nicht mithalten. Auch nicht mit Weltklasse Zürich, wo jeweils gegen 30’000 Zuschauer den besten Leichtathleten der Welt zujubeln. Aber als verstaubten Drittklasse-Anlass, für den sich kein Mensch interessiert darf man das Luzerner Meeting, das am kommenden Dienstag zum 27. Mal stattfindet, keinesfalls abtun.

Im Gegenteil: «In den letzten drei Jahren hatten wir im Schnitt jeweils elf Millionen Zuschauer, die sich den Anlass am Bildschirm angeschaut haben», sagt Stephan Zopfi, Medienverantwortlicher bei Spitzen Leichtathletik Luzern. «Damit sind wir medial der grösste Sportanlass der Zentralschweiz.» Dank dem Privatsender TV24 habe man eine ideale Plattform, um den Anlass einem breiten Publikum in Europa zugänglich zu machen.

Entscheidend ist das Datum

Blake und Powell: Zwei grosse Stars in Luzern

Kurzfristig konnten noch zwei absolute Stars der Leichtathletik-Szene für das Meeting vom kommenden Dienstag in Luzern verpflichtet werden: Die beiden jamaikanischen 100-Meter-Sprinter Yohan Blake und Asafa Powell. Damit sind am Spitzenleichtathletik Luzern zwei Topstars mit dabei. Blake war 2011 100-Meter-Weltmeister. Seine offizielle Bestleistung ist 9.69 Sekunden, was ihn zum zweitschnellsten Sprinter aller Zeiten macht. Asafa Powell ist ehemaliger Weltrekordhalter über 100 Meter. Mit 9,72 Sekunden ist er der viertschnellste Mann aller Zeiten.

Doch wie ist es möglich, dass ein so solches Meeting auf so grosses Interesse stösst? Stephan Zopfi schmunzelt. Das habe mehrere Gründe, verrät der ehemalige Hürdenläufer. «Der Termin im Juli ist günstig gelegen, wir liegen immer in der Nähe der Diamond League-Anlässe in Lausanne und Monaco.» Auch dieses Jahr wieder liegt der Anlass genau zwischen diesen beiden Grossveranstaltungen. «Wir müssen zuerst schauen, dass wir diesen grossen Meetings nicht in die Quere kommen», so Zopfi. Ansonsten kann aber Luzern auf ideale Weise profitieren, denn: «Die Athleten aus aller Welt sind sowieso hier in der Nähe und müssen die Zeit von einem Meeting zum anderen überbrücken.» Zudem bräuchten sie auch Trainingsmöglichkeiten.

Deshalb ist es für viele Sport-Cracks naheliegend, einen Abstecher nach Luzern zu machen – auch wenn die Gagen verhältnismässig tief sind. «Wir haben aus diesen Gründen Zugang zu guten Leuten, die bei uns auch unter ihrem üblichen Preisgeld starten», sagt Stephan Zopfi. Das ist auch nötig, denn in Luzern muss man kleine Brötchen backen, was das Finanzielle angeht: Während Zürich über ein Budget von rund zehn Millionen Franken verfügt, hat man in Luzern gerade mal 750’000 Franken zur Verfügung, 300’000 davon für die Athleten.

«Wir haben Zugang zu guten Leuten, die bei uns auch unter ihrem üblichen Preisgeld starten.»

Stephan Zopfi, Spitzen Leichtathletik Luzern

Athleten kommen auch aus touristischen Gründen

Für einen Spottpreis in Luzern starten, weil man eh die Zeit bis zum nächsten Diamond League-Meeting überbrücken muss: Das allein kann wohl nicht der Grund sein, warum Luzern jedes Jahr Spitzenathleten verpflichten kann. «Sie werden gut umsorgt hier, es ist familiär und wir machen jeweils einen Ausflug mit den Sportlern», sagt Zopfi. Das erzeuge eine gute Stimmung, zudem sei Luzern für viele ein attraktiver Ort, den die Athleten gerne auch aus touristischen Gründen besuchen würden, so Zopfi.

 

Welche bekannten Namen dieses Jahr dabei sein werden, kann Zopfi noch nicht genau sagen. «Es ist wie ein Casino, wir sind mit vielen Athleten noch am Verhandeln.» Wenn ein bekannter Name zusagt, melden sich sofort andere Spitzenathleten, die auch noch dabei sein wollen. Andere wiederum kommen gerade deswegen nicht, weil das Feld zu stark ist. «Es ist ein ständiges Hin und Her bis zum letzten Moment», sagt Zopfi. Es sei halt relativ schwierig, da man die Sportler nicht mit Geld ködern könne.

Weltmeister und Olympiasieger am Start

Die Kugelstoss Weltmeisterin und Olympiasiegerin Valerie Adams wird auch dieses Jahr in Luzern antreten.

Die Kugelstoss Weltmeisterin und Olympiasiegerin Valerie Adams wird auch dieses Jahr in Luzern antreten.

(Bild: Hans Peter Roos)

Immerhin kann der eine oder andere Namen bereits verraten werden. So werden die beiden jamaikanischen Sprintstars Asafa Powel und Yohan Blake in Luzern am Start sein (siehe Box). Auch Valerie Adams wird wieder mit dabei sein, zweifache Olympiasiegerin und vierfache Weltmeisterin im Kugelstossen. Und die amerikanische Hürdenläuferin Brianna Rollins, welche 2013 den Weltmeistertitel gewann, wird in Luzern starten.

Aber auch die Spitzenathleten aus der Schweiz werden anwesend sein, wie Zopfi versichert. Ausser Karim Hussein werden die Besten da sein: Mujinga Kambundji, Rekordhalterin über 100 und 200 Meter, die 800-Meter-Läuferin Selina Büchel, die Stabhochspringerin Nicole Büchler und die Hürdensprinterin Noemi Zbären. «Um diese Athletinnen herum bauen wir möglichst gute Teilnehmerfelder auf», verspricht Zopfi.

Was kann denn eine Spitzenathletin in Luzern verdienen? «Das Startgeld ist wie gesagt tief, aber wir haben einen Diamond-Jackpot, der mit 20’000 Dollar gefüllt ist», sagt Zopfi. Wer unter die besten zehn des letzten Jahres läuft, hat Anrecht darauf. Letztes Jahr hat dies nur Valerie Adams geschafft, darum erhielt sie den ganzen Jackpot für sich allein. In Luzern gab es so für die beste Athletin rund 25’000 Franken zu gewinnen. Das ist im Vergleich zu einem grossen Meeting wenig. «Usain Bolt verdient in Zürich 250’000 Franken, also zehn mal mehr», sagt Stephan Zopfi.

Verblüffende Rekorde

Trotzdem gibt es immer mal wieder ansehnliche Stadion-Rekorde am Luzerner Meeting. So sind etwa die 9,85 Sekunden, die Yohan Blake vor drei Jahren über 100 Meter erreichte, immer noch eine der besten je gelaufenen Zeiten. Zopfi: «Andere Meeting-Verantwortliche und Athletenmanager sind zum Teil verblüfft, dass wir mit so wenig Geld so gute Leistungen schaffen.» Das sei doch fast nicht möglich, werde kritisiert.

Tatsächlich erstaunt die Leistungsdichte in Luzern, denn eigentlich gehört das Meeting nur zur vierten Kategorie. Damit rangiert der Anlass in der Leichtathletik-Welt nur etwa zwischen Rang 60 und 70. «Gemäss den erzielten Leistungen sind wir aber etwa um Platz zwanzig herum», sagt Zopfi stolz. Das Geheimnis dahinter ist nicht zuletzt ein gutes Netzwerk. Über ein solches verfügt Terry Mc Hugh, Nationaltrainer der Speerwerfer. Er ist zudem verheiratet mit der ehemaligen Sekretärin des Luzerner Leichtathletikclubs. «Er ist an vielen Anlässen dabei, kennt viele Athleten-Manager. So kann er immer wieder gute Sportler verpflichten», sagt Zopfi. «Das ist Gold wert für uns, denn ohne Netzwerk geht heute nichts mehr.»

Unzählige Stunden Fronarbeit

Speziell am Luzerner Meeting ist auch der «Hand-Made-Touch»: Während heute fast alle grösseren Sportveranstaltungen hochprofessionell organisiert werden, arbeitet man hier immer noch ausschliesslich ehrenamtlich. «Wir sind zehn Leute, die das alle in ihrer Freizeit machen», versichert Zopfi. Das sei wohl nirgends sonst mehr so. «Wir bekommen ein Gratis-Nachtessen, Kleidung und ein T-Shirt, fertig.» Zopfi lacht. Unzählige Stunden haben er und seine Kollegen Max Plüss (OK-Chef) und Eugen Vifian, die in den letzten 28 Jahren mit dabei waren, gratis gearbeitet. Warum? «Leichtathletik ist unsere Leidenschaft. Es macht einfach Spass.»

Wir verlosen 2 x 2 Tickets für das Leichtathletik-Meeting vom nächsten Dienstag, 14. Juli auf der
Allmend Luzern. Dabei sein ist ganz einfach: Registrieren Sie sich in unserer Community und schicken
Sie uns eine Nachricht an [email protected]. Einsendeschluss ist Donnerstag, 9. Juli, 16 Uhr.
Die Gewinner werden per E-Mail informiert.

 

 

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