Interview mit EV Zug-Sportchef Reto Kläy

Trotz Final: EVZ lässt Trainerduo weiter im Ungewissen

Lässt nach dem verpassten Titelgewinn offen, wie es mit dem Trainerduo und den Ausländern weiter geht: EVZ-Sportchef Reto Kläy.

(Bild: EVZ / Montage zentralplus)

Nach zwei Kanterniederlagen schloss der EV Zug die Saison als Vizemeister ab. zentralplus blickt mit Sportchef Reto Kläy auf die erfolgreichste Saison seit fast 20 Jahren zurück. Vor allem aber: Wie geht es weiter mit den Ausländern und Headcoach Harold Kreis, deren Verträge auslaufen?

zentralplus: Wie blicken Sie auf die Saison mit der ersten Finalteilnahme seit 19 Jahren zurück, die nun mit zwei deutlichen Niederlagen geendet hat?

Reto Kläy: Mit gemischten Gefühlen. Momentan überwiegt die Enttäuschung. Nach dem Aufholen des 0:2-Rückstandes in der Serie hatten wir das Gefühl, dass wir etwas reissen können. Nun ging die Serie relativ abrupt zu Ende. Deshalb überwiegt die Enttäuschung. Gleichzeitig habe ich auch ein lachendes Auge. Wenn die Zeit vergeht, werden wir uns an einer gelungen Saison erfreuen können.

zentralplus: Wie erklären Sie sich die klaren Niederlagen in den Spielen 5 und 6, in denen der EV Zug chancenlos blieb?

Kläy: Man darf nicht vergessen, dass Bern eine super Mannschaft hat. Das muss man neidlos anerkennen. Wir haben in diesen Partien kein Rezept gefunden, was schwierig zu akzeptieren ist, insbesondere nachdem wir das Gefühl gehabt haben, dass wir die Serie kehren können. Doch der Ausgang ist klar gewesen, sie haben uns am Schluss keine Chance gelassen. Sie waren in dieser Saison das beste Team.

«Wir haben einige schlechte Entscheidungen getroffen und sind dem SC Bern ins offene Messer gelaufen»

zentralplus: In den beiden letzten Partien erwischte der EVZ wie in der Auftaktbegegnung einen schlechten Start, der in eine Kanterniederlage mündete. Warum war die Mannschaft in so wichtigen Partien zu Beginn nicht bereit?

Kläy: Ich würde nicht sagen, dass wir nicht parat waren. Gerade in Spiel 5 haben wir uns mit Strafen das Leben schwergemacht. Zudem haben wir einige schlechte Entscheidungen getroffen. Danach sind wir ins offene Messer gelaufen, was es gegen einen defensiv starken SCB nicht leiden mag. Eventuell haben wir zu viel gewollt und es allzu gut machen wollen, anstatt uns auf unser Spiel zu konzentrieren.

zentralplus: Wie beeinflussen die Erkenntnisse dieser Finalserie die Zukunft des EVZ?

Kläy: Jeder Spieler wird von seinen gesammelten Erfahrungen lernen. Man lernt, gewisse Sachen in einem Playoff-Final richtig zu machen und was es nicht leiden mag. Letztlich ist es jedoch schwierig zu beurteilen, wie diese Serie unsere Zukunft als Verein konkret beeinflussen wird.

zentralplus: Die Verträge der Coaches und drei Viertel des Ausländerquartetts laufen aus. Ist mit markanten Veränderungen zu rechnen?

Kläy: Wir müssen zunächst alles analysieren. Dieser Prozess dauert einige Tage. Wir müssen nun sehr viele Gespräche führen. Einerseits reflektieren wir über die abgelaufene Saison, anderseits müssen wir das Auge bereits auf die nächste Saison richten. Das Geschäftsjahr der nächsten Saison beginnt bereits am 1. Mai, weshalb wir weniger Zeit als auch schon haben. Das ist aber ein positives Zeichen.

zentralplus: Welche Entscheidungen werden Sie hinsichtlich der Ausländerpositionen und Coaches treffen?

Kläy: Wir haben gesagt, dass wir das Ende der Saison abwarten. Dementsprechend werden wir diesen Prozess nun langsam aufnehmen und beginnen, Gespräche zu führen.

zentralplus: Aber Pläne, mit wem Sie weiterarbeiten möchten, haben Sie schon, oder?

Kläy: Wir haben sicher Ideen und werden diese Richtung die entsprechenden Gespräche führen. Aber wir kommunizieren erst, wenn wir konkret etwas zu sagen haben. Das Gros der Mannschaft wird zusammenbleiben. Vereinzelt wird es Mutationen geben. Aber es ist noch nicht alles in Stein gemeisselt.

«Personen kommen und gehen, während die Philosophie bleibt. Wir wollen ein Team, das mit seiner Spielweise polarisiert»

zentralplus: Wird Zug zukünftig also mit derselben Spielweise auftreten wie in dieser Saison?

Kläy: Ja, wir sind mit der kämpferischen Mannschaft, die nie aufgibt, auf einem guten Weg. Wir wollen ein Team, das mit seiner Spielweise polarisiert und wie meistens in dieser Saison auftritt.

zentralplus: Wenn die taktische Ausrichtung ähnlich bleibt, heisst das, dass nächste Saison derselbe Coaching Staff, der diese Taktik geprägt hat, das Team betreuen wird?

Kläy: Das ist zu viel interpretiert. Wir kommunizieren, wenn wir mehr wissen. Die Philosophie soll unabhängig vom Personal sein, denn Personen kommen und gehen, während die Philosophie bleibt. Die Zuger Mannschaft soll ein kämpferisches, unangenehmes, charakterstarkes Team verkörpern. Wer Zug sagt, soll an diese Attribute denken.

zentralplus: In den letzten Saisons haben es Teams wie Genève-Servette, Fribourg-Gottéron, Kloten nach der Finalteilnahme nicht geschafft, sich nachhaltig als Spitzenteam zu etablieren. Wie stellen Sie den definitiven Sprung des EVZ zu einem konstanten Titelanwärter sicher?

Kläy: Wir müssen unsere Philosophie weiterleben und stetig dafür kämpfen. Wichtig ist, dass wir Konstanz aufrechterhalten, sowohl auf als auch neben dem Eis, und auf dieser Saison aufbauen.

zentralplus: Einer der wenigen Punkte, der in der abgelaufenen Saison auf Kritik gestossen ist, betrifft den mangelnden Einbau von eigenen Nachwuchsspielern. Wie stellen Sie deren konsequentere Förderung nächste Saison sicher?

Kläy: Diese Saison war sehr wichtig, um mit der ersten Mannschaft einen Schritt vorwärts zu kommen. Wir können nicht zehn Spieler auf Knopfdruck in die erste Mannschaft einbauen. Die Teilnahme der Academy in der National League B war ein guter Schritt. Wir hatten, besonders in der Verteidigung, mehrere Junge, die viele Einsätze in der NLA absolvierten. Die Spielgelegenheiten für junge Spieler hängen immer auch von Verletzungen der etablierten Kräfte ab, von denen wir glücklicherweise weitgehend verschont geblieben sind. Grundsätzlich stimmt die Stossrichtung mit den eigenen Jungen. Wir werden den Prozess weiterverfolgen, müssen aber auch geduldig sein.

«Mehr Bedeutung als Medaillen haben Erinnerungen, die man im Kopf mitträgt»

zentralplus: Abschliessend eine persönliche Frage. Wie alle Staff-Mitglieder und die Mannschaft erhielten Sie am Ostermontag eine Silbermedaille. Werden Sie diese zuhause aufhängen oder in einer Schublade verstecken?

Kläy: Grundsätzlich sind mir Medaillen nicht so wichtig, sie sind eher ein Symbol. Mehr Bedeutung haben die Erinnerungen, die man im Kopf mitträgt. Das hängt nicht mit der Farbe zusammen. Auch die Goldmedaille, die ich gewinnen konnte [2012 als NLB-Meister mit Langenthal, Anm. d. Red.], hängt nicht herum. Normalerweise sind das Gegenstände, an die man beim Zügeln wieder erinnert wird. Letztlich sind die dazu gehörenden Emotionen wichtig. Momentan verspüren wir vor allem Enttäuschung, doch auf Enttäuschungen kommt immer was Gutes. Sei das im Sport oder im Leben generell.

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