Millionenbeträge sind geflossen

Trotz Absage: Winteruniversiade kostet Luzern 10 Millionen

Da war die Freude noch riesig. Stadtpräsident Beat Züsli konnte die FISU-Fahne für die Spiele übernehmen. (Bild: Winteruniversiade)

Der Frust war unendlich gross, als die Winteruniversiade 2021 in Luzern coronabedingt weniger als zwei Wochen vor dem Start abgesagt wurde. So kurz vor dem Start stand praktisch alles bereit, und somit sind auch Millionen für (fast) nichts geflossen. Wie viel genau? Wir blicken in den Schlussbericht.

Es hätte ein einmaliger Grossanlass für Studentinnen aus aller Welt werden sollen. Die Winteruniversiade hatte weltweit Schlagzeilen gemacht (zentralplus berichtete). Die Flaggen an der Seebrücke wehten schon, die Organisatoren freuten sich auf den Start. Doch dann kam der grosse Schock.

Nachdem die Winteruniversiade in Luzern coronabedingt vom Januar auf Dezember 2021 verschoben wurde, beerdigte Omikron weniger als zwei Wochen vor der Eröffnung den Grossanlass. Wenige Tage nach der Absage hätte das erste Curling-Team im Hotel eingecheckt.

Bund, Kantone und Stadt investierten Millionen

Durch die Notbremsung hat die Winteruniversiade zwar 38 Prozent weniger gekostet als das OK budgetiert hatte, es sind allerdings Millionenbeiträge in einen Event geflossen, der nie stattfinden wird. In der Schlussabrechnung steht, dass beispielsweise für die Einrichtung der Veranstaltungsorte rund vier Millionen Franken benötigt worden sind. Budgetiert hatten die Veranstalter rund 7 Millionen.

Nur schon für die Uniformen und Volunteers brauchte es fast 2 Millionen Franken. Für das Marketing 2,5 Millionen, die Einrichtung der Sportplätze und Zeitmessung fast 2 Millionen oder das Wohl der Gäste (Unterbringung, Verpflegung, Transport und so weiter) rund 3 Millionen Franken.

Im Schlussbericht steht «Die Gesamtkosten belaufen sich damit auf knapp 26 Millionen Schweizer Franken». Diese Kosten tragen Bund, die Trägerschaft und weitere öffentliche und private Geldgeber. Das meiste Geld hat der Bund mit 10,7 Millionen Franken bezahlt. 9,9 Millionen Franken haben Kantone und Stadt Luzern, also die Trägerschaft für die Nicht-Winteruniversiade, ausgegeben. Eine runde Million haben weitere öffentliche Partner investiert.

Warum die Millionen doch nicht ganz «för d’Föchs» sind

Haben die Geldgeber also fast 26 Millionen Franken für nichts ausgegeben? Das OK verneint, denn einige Investitionen der Winteruniversiade hallen nach. Das Entwicklungsprojekt «Short Track – Swiss Ice Movement» ist beispielsweise aus der Universiade entstanden. So soll am OYM in Cham ein nationales Leistungszentrum für «Short Track» entstehen.

«Für die Jüngeren wurde mit dem Speedy Cup eine Short-Track-Rennserie in der Zentralschweiz lanciert, die in diesem Jahr bereits schweizweit durchgeführt werden soll», steht im Schlussbericht.

Die Curling-Welt könnte dank des Universiaden-Erbes Nachwuchs bekommen. Denn Swiss Curling hat wegen der Winteruniversiade ein «Learn to Curl»-Package in die Zentralschweizer und Bündner Schulen hineingetragen. Lehrpersonen können ein Set von Steinen und Zielscheiben ausleihen und damit in der Turnhalle Curling spielen. Bis in zwei Jahren soll dieses Projekt wie auch der Speedy Cup schweizweit eingeführt werden.

«Das sind zwei von zahlreichen wichtigen Vermächtnisprojekten, die dank der Winteruniversiade lanciert werden konnten», sagt Mike Kurt, der Präsident von Swiss University Sports und Mitglied des Exekutivrats von Swiss Olympic. Und weiter sagt er: «Bei der Organisation solcher Grossveranstaltungen muss das Vermächtnis und der Mehrwert für die Gesellschaft, Wirtschaft und den Sport zwingend an erster Stelle stehen.»

Damit diese Projekte auch langfristig weiterexistieren können, hat die Swiss University Sports Foundation einen Legacy-2021-Fonds gegründet.

Gibt es doch noch eine Winteruniversiade in Luzern?

Auch wenn es nun einige «Universiaden-Kinder» gibt: Die grösste Arbeit hatten die Verantwortlichen mit dem Event selbst. Die Konzepte sind erstellt, prinzipiell könnten die Pläne in Zukunft einfach aus der Schublade genommen werden. Da liegt die Frage auf der Hand, ob es eventuell in einigen Jahren doch noch eine Winteruniversiade in Luzern gibt. Urs Hunkeler, Geschäftsführer der Universiade, sagt gegenüber zentralplus, dass das nicht unmöglich sei.

«Es gibt allerdings verschiedene Aspekte. Die Universiade ist nur alle zwei Jahre. Die nächste ist 2023 in Lake Placid, und auch 2025 ist sie schon an Turin vergeben. Der früheste Zeitpunkt für eine Bewerbung ist das Jahr 2027», sagt Hunkeler.

Ob sich die Schweiz 2027 wieder bewerben wird, ist noch nicht klar. «Es gibt Interesse seitens des nationalen Hochschulverbands», sagt Hunkeler. Annäherungen gab es, in die Wege geleitet wurde allerdings noch nichts.

Winter-Militärspiele können profitieren

Einen weiteren Aspekt sieht Urs Hunkeler in den Winter-Militärweltspielen. Diese sind 2025 in der Zentralschweiz und im Goms. Diese haben eine ähnliche Grössenordnung wie die Winteruniversiade. Die gesammelten Erfahrungen zeigen, dass ein Grossevent in der Schweiz dezentral und ohne die Erstellung von neuen Infrastrukturen geplant werden kann. «Das bestehende Know-how vor Ort wie auch die lokalen Netzwerke haben sich als grosser Pluspunkt einer dezentralen Ausrichtung erwiesen», sagt er.

Das Militär erwartet bei diesen Spielen mehr als 1’000 Athletinnen und Athleten aus der ganzen Welt. «Die Stadt Luzern wird Zentrum der Winter-Militärweltspiele und auch Austragungsort für Sportwettkämpfe sein», schreibt die Armee.

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